Urbane Mobilität: Projekt „Elevate“ erhält den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Forschung
Der gemeinnützige Verein „Sozialhelden“ aus Berlin wird für seinen Beitrag zum barrierefreien Routing für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen mit dem 8. Deutschen Nachhaltigkeitspreis Forschung gewürdigt. Die Auszeichnung stiftet das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Staatssekretär Wolf-Dieter Lukas verlieh den Preis am Freitag anlässlich des 12. Deutschen Nachhaltigkeitstages in Düsseldorf.
„Für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen ist die Fortbewegung im Alltag eine Herausforderung. Sie sind bei der Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs u. a. auch auf Aufzüge und diesbezügliche Standortinformationen angewiesen. Unser diesjähriger Sieger ‚Elevate' zeigt, wie Mobilität auch mit Einschränkungen gelebt werden kann: Die Digitalisierung von Aufzugdaten und der damit einhergehende leichte Zugang zu Informationen zur Verfügbarkeit von Aufzügen ermöglicht den Betroffenen größere Unabhängigkeit und Selbstbestimmung. Entscheidend für das Gelingen der Mobilitätskonzepte ist die Einbeziehung der Bedürfnisse aller sie nutzenden Menschen. Es gilt also nicht nur Ökologie und Sicherheit, sondern Inklusion in jeglicher Form mitzudenken. ‚Elevate' zeigt, wie dies gelingen kann", sagte Wolf-Dieter Lukas, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Das Projekt „Elevate" wird in Kooperation mit Verkehrsunternehmen, Aufzugherstellern und weiteren Partnern durchgeführt. Durch die Nutzung und Vernetzung offener Daten entsteht ein bundesweiter, flächendeckender und frei verfügbarer Informationsservice, der in Echtzeit über die Verfügbarkeit von Aufzügen im Personennah- und fernverkehr informiert. Dazu werden die Daten verschiedener Betreiber und Anbieter harmonisiert und auf einer Plattform integriert. Für viele Unternehmen ist diese Form, Unternehmensdaten für gemeinwohlorientierte Services bereitzustellen, Neuland. Derzeit nutzt „Elevate" für die Live-Auskunft bereitgestellte Daten der Deutschen Bahn sowie regionaler Verkehrsunternehmen. In der Jurybegründung heißt es: „Das Projekt ‚Elevate' hilft, ein Bewusstsein für die elementare Wichtigkeit von Aufzügen im Alltag mobilitätseingeschränkter Reisender bei Verkehrsunternehmen, Mitbürgern sowie Aufzugsherstellern zu schaffen. Insbesondere die Möglichkeit, in Echtzeit über das Vorhandensein und die Funktionsfähigkeit von Aufzügen informiert zu werden, ermöglicht große Vorteile für die Planung und den reibungslosen Ablauf von Reisen. Mit seinem innovativen Ansatz erzielt das Projekt einen herausragenden Mehrwert in puncto Inklusion ebenso wie für die Mobilität der Zukunft."
Der Sieger des 8. Deutschen Nachhaltigkeitspreises Forschung setzte sich im Public-Voting gegen die Mobilitätsprojekte „AutoNV_OPR - autonomer öffentlicher Nahverkehr im ländlichen Raum", mitinitiiert von der Technischen Universität Berlin, sowie das „Reallabor GO Karlsruhe" der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft durch. Wissenschaftler der TU Berlin sowie weitere Projektpartner etablierten bundesweit erstmalig eine derzeit 3,5 km lange Teststrecke für den Einsatz fahrerloser, elektrischer Kleinbusse im ländlichen Raum. Die Karlsruher Forscher setzen praktikable und kostengünstige Maßnahmen zur Verbesserung des Fußgängerverkehrs ein, die in einem dynamischen Beteiligungsprozess entwickelt werden. Alle drei Projekte wurden im ZDF/3sat-Wissenschaftsmagazin „nano" in Filmporträts vorgestellt.
Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis Forschung wurde 2012 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ins Leben gerufen, um nachhaltigkeitsbezogene Forschungsleistungen Deutschlands zu würdigen und zu helfen, sie mit dem Nachhaltigkeitsengagement von Unternehmen und Kommunen zu verknüpfen. In den vergangenen Jahren wurden Beiträge zu den FONA-Leitinitiativen Green Economy, Zukunftsstadt, Energiewende, Wärmewende, Wasser und Biodiversität prämiert. In diesem Jahr steht das Thema „Urbane Mobilität" im Fokus des Forschungspreises. Die Auszeichnung wird vergeben von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e. V. in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung, kommunalen Spitzenverbänden, Wirtschaftsvereinigungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Forschungseinrichtungen.