Biodiversität – Forschung für biologische Vielfalt
Biodiversität bildet den Reichtum unserer Welt ab. Sie ist die Grundlage unserer Existenz. Die aktuelle Landnutzung und der wachsende Konsum einer immer größeren Zahl von Menschen führen zur Zerstörung der Lebensräume von zahleichen Pflanzen und Tieren. Mehr und mehr Arten verschwinden, die meisten unbemerkt. Das hat Konsequenzen für die Ökosysteme als Ganzes, und für das menschliche Wohlergehen sind entscheidende Funktionen der Ökosysteme dadurch gefährdet. Vor diesem Hintergrund zählt der oft unumkehrbare Verlust an Biodiversität zu den zentralen Herausforderungen der globalen Zukunftsvorsorge, und dadurch entsteht ein hoher Handlungsbedarf.
Das BMBF fördert zahlreiche internationale und nationale Forschungsprojekte, die zum Ziel haben, das Wissen über die Biodiversität zu steigern, sie zu erhalten und einen nachhaltigen Umgang mit ihr zu entwickeln. Mit dem Start der BMBF-„Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt" wird die Förderung noch stärker darauf ausgerichtet, konkrete Handlungsoptionen zu erarbeiten, mit denen Entscheider aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft dazu befähigt werden, dem Biodiversitätsverlust rasch und wirksam entgegenzuwirken.
Die biologische Vielfalt ist wesentliche Grundlage der menschlichen Existenz. Sie liefert Nahrung, Heilpflanzen und wichtige medizinische Wirkstoffe sowie Naturstoffe (Kleidung, Baumaterial, Werkstoffe) und stellt weitere sogenannte Ökosystemleistungen zur Verfügung, wie z. B. die Versorgung mit (Trink-) Wasser und die Fruchtbarkeit von Böden. Zudem trägt sie zur Regulation des Klimas, zur Vermeidung von Überflutungen und zu unserem Wohlbefinden im Allgemeinen bei.
Weltweit werden zur Versorgung einer wachsenden Bevölkerung immer mehr natürliche Lebensräume beansprucht, verändert und umgewandelt. Der Ressourcenverbrauch (Boden, Fläche, Wasser) nimmt in großem Ausmaß zu. Internationale Studien belegen, dass die Zerstörung von Lebensräumen global voranschreitet und damit zahlreiche Arten unwiederbringlich verloren gehen.
Auch Deutschland ist vom Verlust an biologischer Vielfalt stark betroffen: Knapp ein Drittel aller Tier- und Pflanzenarten gelten in ihrem Bestand als gefährdet. Besonders betroffen sind Vogel- und Insektenarten. In Deutschland ist in den letzten 27 Jahren die Gesamtmenge an Insekten teilweise um über 75% zurückgegangen. In der EU hat sich der Bestand der Feldvögel seit 1980 mehr als halbiert. Feldvögel wie der Kiebitz oder das Braunkehlchen sind in vielen Regionen bereits verschwunden.
Internationale und interdisziplinäre Zusammenarbeit ist unerlässlich
Der Erhalt biologischer Vielfalt ist eine ebenso große Herausforderung wie der Umgang mit dem Klimawandel. Beide Entwicklungen sind in Ursachen und Auswirkungen eng miteinander verknüpft: Der Klimawandel ist ein direkter Treiber bei der Veränderung und dem Verlust von biologischer Vielfalt. Ein weiterer direkter Treiber, mit einem unmittelbaren Effekt, ist die Art und Weise wie die natürlichen biologischen Ressourcen genutzt werden, wobei einen großen Anteil die Anbaustrategien in der Landwirtschaft haben. Das Konsumverhalten hat einen weitreichenden Einfluss und ist daher ein wichtiger indirekter Treiber, der wiederum Einfluss auf die Veränderungen der Ökosysteme besitzt.
Ziel der BMBF-Forschungsförderung ist es, das ganzheitliche Verständnis, sowohl der ökologischen Systeme aber auch der mit ihnen verbundenen sozialen Systeme, zu verbessern und dabei Handlungsoptionen und konkrete Entscheidungs- und Managementinstrumente für die Politik, Gesellschaft und Wirtschaft zu entwickeln. Für den Erfolg der Forschungsprojekte sind sowohl die Zusammenarbeit von natur-, wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fachdisziplinen, als auch eine intensive Kooperation mit den betroffenen Akteuren und Entscheidungsträgern ausschlaggebend, in dessen Händen und Verantwortung die konkrete Umsetzung von Handlungsoptionen liegt. Neben dieser lokalen Handlungsebene gehört auch die Internationalisierung von Wissenschaft und Forschung zu den Aufgaben der BMBF-Forschungsförderung: Globale Themen wie der Erhalt von Ökosystemen und der Biodiversität können sinnvollerweise über die Ländergrenzen von Nationalstaaten hinweg bearbeitet werden.
Für die internationale Zusammenarbeit ist der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) eine zentrale Instanz. Der Weltbiodiversitätsrat forscht nicht selbst, sondern fasst die vorhandenen Informationen zusammen und bewertet diese. Darauf basierend stellt er wissenschaftlich gesicherte Aussagen zum Stand der biologischen Vielfalt und der Ökosysteme zusammen und übermittelt diese an Politiker und Entscheidungsträger. Um die Umsetzung von politischen Entscheidungen zusätzlich zu unterstützen, identifiziert IPBES auch konkrete Werkzeuge und Methoden. Zur Beratung und Unterstützung der Arbeiten von IPBES haben das BMBF und das BMU im April 2014 die Deutsche IPBES-Koordinierungsstelle in Bonn eingerichtet.
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