Quartiere und Städte setzen auf Wasserstoff
Wasserstoff gilt als Energieträger der Zukunft. Er lässt sich nachhaltig erzeugen und flexibel für Wärme, Strom und Mobilität einsetzen. Wie Städte und Quartiere in Zukunft stärker darauf setzen können, das wurde im Rahmen des Kongress Zukunftsstadt in Münster diskutiert. Im Workshop vertreten waren neben zahlreichen Anwendern aus Städten und Kommunen auch die BMBF-Leuchtturmvorhaben aus Esslingen, Heide und Oldenburg.
Nun ist es offiziell: Wir befinden uns im „Klimanotstand". Den hat das EU-Parlament kürzlich ausgerufen. Zwar nur symbolisch, allerdings verbunden mit der Forderung nach konkreten Maßnahmen für den Klimaschutz. Während also in Brüssel die Daumenschrauben angezogen werden und in Madrid die Klimakonferenz COP 25 tagt, geht es auf lokaler Ebene um die Umsetzung ambitionierter Klimaziele und der Energiewende vor Ort.
Weltweit versprechen sich Experten viel von grünem Wasserstoff. Der wird entgegen der aktuellen Verfahren nicht aus fossilen Quellen sondern aus erneuerbaren Energien gewonnen. Dafür erforderlich ist ein Elektrolyseur, der Wasser mittels Strom in Wasserstoff und Sauerstoff spaltet.
In Städten und Kommunen ist Wasserstoff als Zukunftsthema bereits seit Jahren virulent. Zahlreiche Kommunen haben beispielsweise schon Wasserstoff-Busse getestet. Zunehmend wird Wasserstoff auch für die Wärmebereitstellung in Gebäuden diskutiert. Noch scheitert der flächendeckende Einsatz aber oftmals an der fehlenden Wirtschaftlichkeit und den regulatorischen Bedingungen. Doch das soll sich bald ändern!
Vor diesem Hintergrund trafen sich in Münster auf der Konferenz Zukunftsstadt zahlreiche Akteure aus der Wissenschaft und Praxis. Der Workshop stand unter der Überschrift „Wasserstoff im Stadtquartier der Zukunft – Wie die Realisierung der kommunalen Energiewende vor Ort gelingt". Dr. Nils Lerche, Referent des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, eröffnete den Workshop mit einem Grußwort. In seinem Impulsvortrag berichtete Prof. Norbert Fisch vom Steinbeis-Innovationszentrum Energie-, Gebäude- und Solartechnik über die regulatorischen und technischen Erfahrungen aus dem Projekt Es_West_P2G2P. In der Neuen Weststadt Esslingen wird ein Elektrolyseur in einen Wohnkomplex integriert – ein deutschlandweit einmaliger Fall. Maßgeblich für die Wirtschaftlichkeit des Elektrolyseurs sei unter anderem die Nutzung der Abwärme zu Heizzwecken im Quartier. Dies bewirke eine Effizienzsteigerung des Elektrolyseurs von 55 auf bis zu 90 Prozent, erläuterte Fisch.
Auch im Forschungsprojekt ENaQ in Oldenburg wird der Wasserstoff mitgedacht. Dr. Peter Klement vom DLR-Institut für Vernetzte Energiesysteme erklärte im Workshop, wie der ehemalige Fliegerhorst umgestaltet werden wird. Zentrales Element ist ein sogenannter Quartiersaggregator, der den lokalen Energieaustausch zwischen Nachbarn übernimmt. Überschüssige Energie kann durch einen Elektrolyseur in Wasserstoff umgewandelt werden.
Für die Region Heide in Schleswig-Holstein ist die Wasserstoffproduktion eine willkommene Chance. Dort, wo große Windparks das Landschaftsbild prägen, wird leider auch massenhaft Strom abgeschaltet – nämlich 2.860 GWh in 2018. Wenn es nach Martin Eckhard von der Entwicklungsagentur Heide geht, dann soll diese Energie dank des Projekts QUARREE100 sehr bald in die Produktion von Wasserstoff fließen, was zusätzliche Aussichten für die Stadt- und Regionalentwicklung bietet. Auch in Heide ist die Auskopplung der Wärme entscheidend: Die Elektrolyse soll so eine Systemeffizienz von 95 Prozent erreichen.
Im zweiten Teil des Workshops wurde der Vernetzung zusätzlicher Raum gegeben. Die Teilnehmer konnten sich dort mit den Projektteilnehmern zu individuellen Fragen austauschen.
Eine Übersicht über die Projekte der Förderbekanntmachung Solares Bauen / Energieeffiziente Stadt finden Sie auf der Projektseite: https://www.fona.de/de/massnahmen/foerdermassnahmen/foerderinitiative-solares-bauen.php