Kommunalworkshop: Austausch und Diskussion von Strategien zur Starkregenvorsorge
Kommunale Starkregenvorsorge erfordert einen Mix verschiedener Strategien. Detaillierte Starkregenkonzepte und -karten, integrierte infrastrukturelle Lösungen, zielgruppenspezifische Öffentlichkeitsarbeit zur Stärkung der Eigenvorsorge in der Bevölkerung und ein gutes Katastrophenmanagement müssen Hand in Hand gehen.
Bei Starkregenereignissen fallen innerhalb kurzer Zeit große Niederschlagsmengen, die auch unabhängig von Gewässerläufen zu Überflutungen führen können. Für Kommunalverwaltungen und Entwässerungsbetriebe stellen sich in diesem Zusammenhang neue Handlungsanforderungen:
- Starkregenkonzepte und –karten müssen erstellt werden und in Planungsentscheidungen Eingang finden,
- Gebäudeeigentümer/innen und Bewohner/innen müssen erreicht und zur stärkeren Eigenvorsorge aktiviert werden,
- Entwässerungsinfrastrukturen und das Zurückhalten und Versickern von Niederschlägen mittels Grünflächen müssen gemeinsam betrachtet werden.
Auf diese Themen fokussierte der Kommunalworkshop zur Starkregenvorsorge im Oktober 2019 in Remscheid, der vom Zukunftsstadt-Projekt Urbane Resilienz gegenüber extremen Wetterereignissen – Typologien und Transfer von Anpassungsstrategien in kleinen Großstädten und Mittelstädten (ExTrass) und dem Synthese- und Vernetzungsprojekt Zukunftsstadt (SynVer*Z) ausgerichtet wurde. Vertreter/innen von Umwelt- und Stadtplanungsämtern, Klimaschutzleitstellen und städtischen Entwässerungsbetrieben aus knapp 20 Kommunen tauschten sich zu ihren Erfahrungen aus.
Starkregenkarten als planerisches Instrument weiterentwickeln
In einer Reihe von Städten gibt es bereits Starkregenkarten, in denen Fließwege und Mulden bei Starkregenereignissen simuliert und mit der Lage von Infrastrukturen verknüpft werden. Wünschenswert wäre jedoch, dass Standards und einheitliche Methoden für die Erstellung von Starkregenkarten entwickelt werden.
Die meisten Städte haben sich dazu entschlossen, die erstellten Starkregenkarten zu veröffentlichen und nutzen verschiedene Formen der Öffentlichkeitsarbeit, um auf die Ergebnisse aufmerksam zu machen. In der Planungspraxis werden die Starkregenkarten häufig noch nicht hinreichend berücksichtigt.
Eigenvorsorge stärken und Unwetterwarnungen optimieren
Zur Eigenvorsorge in der Bevölkerung gehören die Vorsorge durch bauliche Maßnahmen, das Freihalten von Abflüssen oder auch das Leerräumen von Kellerräumen bei Unwetterwarnungen. Diese Warnungen erreichen allerdings nur Teile der Betroffenen. Die zu ergreifenden Maßnahmen bleiben teilweise trotz Warnung unklar. Hier besteht Verbesserungsbedarf, wobei Warnungen gleichzeitig möglichst zielgenau ausgesprochen werden müssen, damit bei den Gewarnten keine Ermüdung durch Fehlalarme eintritt.
Kommunen sollten die Bevölkerung durch Öffentlichkeitsarbeit informieren und so zur Vorsorge beitragen, wobei gute Ideen sowie individuelle Beratungsangebote notwendig sind, um mit dem Thema auch unabhängig von einem Schadensereignis in der Bevölkerung Gehör zu finden.
Klimaangepasste Infrastrukturplanung an der Schnittstelle von Grau und Grün
Die bei Starkregenereignissen anfallenden Niederschlagsmengen lassen sich nicht allein über technische Maßnahmen an der Kanalisation auffangen. Gerade Grünflächen kommt bei der naturnahen Regenwasserbewirtschaftung eine wichtige Rolle zu – da sie Niederschlagswasser zurückhalten und dadurch Verdunstung und Versickerung fördern.
Gerade in der Kopplung grüner, grauer und auch blauer Infrastrukturen (z. B. Wasserflächen) liegen große Potenziale. In der kommunalen Praxis liegt die Herausforderung aber darin, solche Maßnahmen über einzelne Pilotprojekte hinaus in die Breite zu tragen.
Fazit: Kombination privater und öffentlicher Maßnahmen erforderlich
Der Workshop machte deutlich, dass ein sorgfältiges Austarieren zwischen notwendigen Maßnahmen der öffentlichen Hand in Handlungsfeldern wie Katastrophenmanagement, Stadt- und Infrastrukturplanung und dem Verantwortungsbereich von Privatpersonen notwendig ist.
BMBF-Leitinitiative Zukunftsstadt
Der Workshop wurde im Kontext der Fördermaßnahme Umsetzung der Leitinitiative Zukunftsstadt durchgeführt. In den Projekten dieser Fördermaßnahme erarbeiten Forschungseinrichtungen, Kommunen sowie weitere Praxisakteure der Stadtentwicklung gemeinsam innovative und praktikable Lösungen für die nachhaltige Stadt von morgen. Im Fokus stehen ein vorausschauender Umgang mit den Folgen des Klimawandels, umweltverträgliche Mobilität sowie Migration und Integration. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt 27 Verbundprojekte über bis zu drei Förderphasen von der Konzeptentwicklung bis zur Umsetzung und Verstetigung.