Online-Projekt „Into the Deep“: Beeindruckende Einblicke in die Meeresforschung
Abtauchen zum Meeresboden: Zum UN-Welttag der Ozeane nimmt ein MARUM-Wissenschaftlerteam die Öffentlichkeit mit auf Expedition. In Kooperation mit Google Arts & Culture starten sie das Projekt „Into the Deep“ mit mehr als 20 Online-Ausstellungen - unterstützt vom Bundesforschungsministerium.
Mit außergewöhnlichen Fotografien, 360 Grad-Bildern, Videos, Interviews und Reportagen führt die Schiffsexpedition des Forschungsschiffs POLARSTERN in die Gewässer rund um Südgeorgien und die Südsandwich-Vulkaninseln. Die Mission: Den Meeresboden in den antarktischen Gewässern erkunden und die heißen und kalten Quellen aufspüren, denn bisher ist nur wenig bekannt über den Meeresboden in diesem schwer zugänglichen Seegebiet.
Drei Fahrten führten den Meeresgeologen Gerhard Bohrmann vom MARUM und sein internationales Team bisher in diese sehr raue und stürmische Region. Die Premiere: Während der Expedition PS117 mit dem Forschungseisbrecher POLARSTERN, die im Mittelpunkt des Projektes Into the Deep steht, konnten die Forschenden erstmals den ferngesteuerten Tauchroboter MARUM-QUEST in antarktischen Gewässern aussetzen und den Meeresboden nicht nur optisch untersuchen.
Gewaltige Schlote erheben sich dort am Grund des Meeres. Über 300 Grad Celsius heiße Flüssigkeiten strömen aus und treffen auf das kalte Meerwasser. Dabei fallen Metallsulfide aus, die als schwarzer Rauch sichtbar sind. „Wir konnten einzigartige chemosynthetisch-lebende Ökosysteme erforschen. Die Organismen haben eine besondere Art des Stoffwechsels erfunden: Ihre Energie basiert nicht, wie an Land auf dem Licht der Sonne über die Photosynthese, sondern auf den chemischen Substanzen, die aus dem Meeresboden kommen", so Bohrmann. Wie diese sogenannten Hydrothermalfelder aussehen und wie schwierig es für das Expeditionsteam war, bei eisigen Temperaturen und Windstärken bis Beaufort 12 zu arbeiten und zum Beispiel aus dem Meeresboden Sedimentkerne zu ziehen, ist jetzt auf Google Arts & Culture zu sehen.
Eine weitere Premiere war die Telepräsenz, die eingerichtet wurde, damit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Land bei jedem Tauchgang live dabei sein und ihr Expertenwissen einbringen konnten. „Auf unserer Fahrt wurde diese Telepräsenz erstmals auf einem deutschen Forschungsschiff erfolgreich eingesetzt. Kollegen aus aller Welt haben sich zugeschaltet", so Bohrmann. Die Telepräsenz wurde auch genutzt, Schülerinnen und Schüler einer Hamburger Schule einzubeziehen. Diese konnten live ihre Fragen an das Forscherteam richten.
Initiiert, organisiert und begleitet haben das Projekt „Into the Deep" der Fotograf und Ausstellungskurator Holger von Neuhoff und die Autorin Stephanie von Neuhoff, die seit über 20 Jahren die Arbeit von Meeresforscherinnen und Meeresforschern in Ausstellungen, Büchern und Online-Projekten dokumentieren. Auf Google Arts & Culture finden sich mehr als 200.000 Kunstwerke, über sechs Millionen Fotos, Videos, Manuskripte und Dokumente zu Themen rund um Kunst, Kultur, Geschichte und Wissenschaft.
„Die beeindruckende und emotionale Präsentation von Meeresforschung bis in die Tiefsee eröffnet neue Einblicke für alle Interessierte in bislang unbekannte Bereiche unseres Planeten – mit einer gelungenen Kombination von modernster Meerestechnik mit den Online-Kapazitäten von Google Arts & Culture", würdigt der Vorsitzende des Konsortiums Deutsche Meeresforschung und Direktor des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), Prof. Dr. Ulrich Bathmann.