SONNE-Expedition: Tiefseeroboter entdeckt heiße Quellen vor Island
Das deutsche Forschungsschiff SONNE ist derzeit vor Island unterwegs. Die von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung geleitete Expedition ICEAge3 hat in den Gewässern vor der Vulkaninsel jetzt eine bedeutende Entdeckung gemacht.
Weite Ebenen in 3000 bis 4000 Metern Tiefe, steile Unterwassergebirge, viel vulkanische Aktivität: Der Meeresboden rund um Island ist abwechslungsreich. Allerdings existieren noch große Wissenslücken über die Tiefsee dieser Region. Durch die aktuelle Expedition IceAGE3 des deutschen Forschungsschiffs SONNE sollen einige dieser Lücken geschlossen werden. Die Forschungsfahrt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziell unterstützt.
Im Rahmen dieser Expedition wurden jetzt bislang unbekannte heißen Quellen am Meeresboden vor Island entdeckt – dokumentiert mit Aufnahmen des Tiefseeroboters ROV KIEL 6000. Es handelt sich um sogenannte Raucher – in der Fachsprache Hydrothermalsysteme. Aus diesen durch vulkanische Prozesse entstandenen Quellen strömt bis zu 300 Grad Celsius heißes Wasser in den am Meeresgrund zwei bis drei Grad kalten Ozean. Im Thermalwasser sind Sulfide, aber auch andere Salze von Eisen, Mangan und Kupfer gelöst.
Bei der Abkühlung werden die Minerale als feine Partikel ausgefällt, was als „Rauchfahne“ sichtbar wird. Durch diesen Ausfällungsprozess werden auch Schlote oder Kegel am Meeresboden gebildet. Enthält die Partikelwolke vor allem Eisensalze, hat sie eine charakteristische Schwarzfärbung und wird als Schwarzer Raucher bezeichnet. Wenn im ausströmenden heißen Wasser jedoch größtenteils helle Sulfate wie Anhydrit oder Gips gelöst sind, entstehen Weiße Raucher. Bis heute ist nur ein Bruchteil aller Hydrothermalquellen auf dem Meeresboden bekannt.
Die Expedition IceAGE3 hat jetzt die Liste der bekannten Hydrothermalsysteme um eine Neuentdeckung erweitert. „Wir hatten von früheren Fahrten Hinweise, dass hier Hydrothermalsysteme am Meeresboden vorkommen. Aber als die Schlote dann im Scheinwerferlicht des ROV auftauchten und seine Kameras die ersten Bilder an Bord übertrugen, war das ein besonderer Moment“, sagt die wissenschaftliche Fahrtleiterin Saskia Brix. Das neu entdeckte Hydrothermalsystem liegt in etwa 650 Metern Wassertiefe auf dem sogenannten Reykjanes-Rücken. Das ist ein untermeerischer Gebirgszug, der sich von Island aus rund 1500 Kilometer nach Südwesten erstreckt. Er ist Teil des Mittelatlantischen Rückens, der im Nordatlantik die Grenze zwischen amerikanischer und europäischer Erdplatte markiert.
Aktive Hydrothermalsysteme kommen typischer Weise an Plattengrenzen vor. Dort ist der Meeresboden noch jung und porös. Meerwasser kann tief ins Gestein einsickern. Trifft es auf Magma, wird es sehr stark erhitzt und steigt wieder auf. Die aktuelle Expedition war vor allem an den vielfältigen Ökosystemen interessiert, die sich in der Nähe der Raucher gebildet haben. „Es gibt Theorien, dass heiße Quellen im Meer sogar der Ursprung des Lebens auf der Erde gewesen sein könnten“, erklärt Brix. Mit Hilfe des ROV KIEL 6000 des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung und anderer Geräte haben die Forscherinnen und Forscher diese Ökosysteme beobachtet und beprobt. Die Tauchgänge wurden live ins Internet gestreamt.