Erste climapAfrica Konferenz: Förderung von afrikanischen Alumni und Postdoktorand:innen als zukünftige Führungskräfte in Klimaforschung und Klimaschutz in Afrika

In der ersten Konferenz des Alumni & Postdoc-Programms climapAfrica am 29./30. Okt. tauschten sich afrikanische Nachwuchsforscher:innen mit internationalen Expert:innen aus. In einem Interview stellen wir den Meteorologen Dr. Imole Ezekiel Gbode vor.

Das Programm „climapAfrica" zur Förderung zukünftiger Führungskräfte in Klimaforschung und Klimaschutz in Afrika umfasst sowohl ein Exzellenz-Postdoc-Stipendienprogramm, als auch ein vielfältiges Angebot für Alumni. Das Programm arbeitet eng mit den beiden Klimakompetenzzentren WASCAL im westlichen und SASSCAL im südlichen Afrika zusammen. Kern des Programms sind sieben Arbeitsgruppen, die in den Bereichen Meteorologie, Biodiversität, Agrarwissenschaften, Entwicklungsforschung, nachhaltige Energie, Stadtentwicklung und Migration mit Fokus auf den Klimawandel in Afrika forschen.

Am 29. und 30. Oktober fand zum ersten Mal die climapAfrica-Konferenz als Online-Veranstaltung statt, in der sich Teilnehmer:innen des climapAfrica-Programms mit internationalen Wissenschaftler:innen austauschten. Die Teilnehmenden stellten die Gruppen und ihre bisherigen Forschungsergebnisse vor. Ein Diskussionsbeitrag waren z. B. die Erkenntnisse zu den Niederschlägen am Tschadsee, die dazu dienen können, dass die Wissenschaftler:innen diese Informationen mit ihrer eigenen Expertise zur Bodenbeschaffenheit und Landwirtschaft verknüpfen, um z. B. die Ernährung der Menschen im Sahel auch in den kommenden Jahren sichern zu können.

An der Konferenz nahmen ca. 110 Personen teil. Einer der Teilnehmenden und climapAfrica-Stipendiaten ist der Meteorologe Dr. Imoleayo Ezekiel Gbode, den wir im folgenden Interview vorstellen.

Interview

fona.de: Dr. Gbode, Sie sind Teilnehmer der climapAfrica-Initiative. Welche Ziele verfolgen Sie damit?

Dr. Imoleayo Ezekiel Gbode: Ich nehme an diesem Programm teil, um die Erforschung der wissenschaftlichen Zusammenhänge von Luftverschmutzung und Klimawandel sowie deren Modellierung voranzubringen, und durch high impact-Publikationen eine weitreichende Verbreitung der Ergebnisse sicherzustellen. Eine zusätzliche Motivation, die mich dazu bewegt hat, am climapAfrica-Programm teilzunehmen, sind dessen umfassende Trainingsprogramme und wissenschaftliche Schulungen, die für Nachwuchsforscher wie mich angeboten werden. Denn ich möchte zur kritischen Masse afrikanischer Wissenschaftler gehören, die zur Entwicklung von bestmöglichen Lösungen für Klimaschutzmaßnahmen beitragen, die jederzeit umgesetzt und politisch verankert werden können. So können wir ein integratives grünes Wachstum und eine emissionsarme, klimaresistente, nachhaltige Entwicklung in Afrika sicherstellen.

Wie wirkt sich der Klimawandel heute schon in Nigeria aus?

Nigerias Klima verändert sich, und die damit verbundenen Auswirkungen sind weitreichend - sie betreffen kritische Bereiche, wie Landwirtschaft und Energie, wo steigende Oberflächentemperaturen und Niederschlagsanomalien die Ernteerträge sowie Viehzucht beeinträchtigen und Unsicherheiten der Vorhersagbarkeit von Monsunregenfällen und Abflussmengen verringern. Auch Überschwemmungen aufgrund höherer Niederschläge tragen zum Verlust von Leben und Eigentum bei, und führen zu Umsiedlungen und Ausbrüchen von durch Wasser übertragene Krankheiten wie Cholera. Besonders betroffen sind außerdem Küstenbewohner sowie die Erdöl- und Erdgasförderung entlang der Küstenlinie, weil sie zusätzlich dem Meeresspiegelanstieg, Überschwemmungen und Erosionen ausgesetzt sind.

Welche konkreten Maßnahmen zur Minderung/Abfederung der Auswirkungen des Klimawandels in der westafrikanischen Region erhoffen Sie sich durch Ihre Forschungsergebnisse?

In meiner aktuellen Forschungsarbeit untersuche ich die Auswirkungen der Mischung natürlicher und vom Menschen verursachter Aerosole auf das westafrikanische Monsunsystem (WAM) mit Hilfe eines der komplexesten Chemie- und Aerosoltransportmodelle. Diese Forschung ist notwendig, um die Simulation der westafrikanischen Aerosole im Modell zu verbessern und um die Auswirkungen von Aerosol-Strahlung und Wolken auf die Monsundynamik zu quantifizieren. So können die Empfindlichkeit von Aerosoleffekten auf das WAM-System gegenüber veränderten Klimabedingungen und durch den Menschen verursachte Emissionsszenarien bewertet werden. Die Forschungsergebnisse sollen Entscheidungs- und Politikgestaltungsprozesse dabei unterstützen, eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung und Planung zu gewährleisten und so zur Minderung der Auswirkungen des Klimawandels beitragen.

Sie untersuchen Aerosolstrahlung und Aerosolwolkeneffekte auf das westafrikanische Monsunsystem in enger Zusammenarbeit mit Wissenschaftler:innen des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS). Wie gestaltet sich diese Zusammenarbeit derzeit unter den Bedingungen der Corona-Pandemie?

Obwohl die Corona-Pandemie neue Sicherheitsregeln wie etwa die Beschränkung physischer Begegnungen mit sich brachte, kann ich meine Forschungsarbeit durch virtuelle Arbeitsmittel und über den Fernzugriff auf Rechensysteme des TROPOS-Instituts fortsetzen. Zurzeit forsche ich in einem Labor von Weltklasse, das mit einem hochmodernen Klima- und Luftqualitätsmodell (COSMO-MUSCAT) und Hochleistungsrechnern ausgestattet ist. Hier arbeite ich eng mit Dr. Bernd Heinold und anderen erfahrenen Wissenschaftlern zusammen, und kann hochwertige Forschungsarbeit leisten und meine Ideen mit neuen Forschungsmethoden und wissenschaftlichen Fähigkeiten weiter befördern.

Vielen Dank für das Interview, Dr. Gbode.

Hintergrund

Das BMBF fördert „climapAfrica" mit insgesamt 4,5 Mio. Euro. Dieses Programm zur Förderung zukünftiger Führungskräfte in Klimaforschung und Klimaschutz in Afrika wird vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) wissenschaftlich koordiniert und operativ umgesetzt. Es umfasst sowohl ein Exzellenz Postdoc-Stipendienprogramm, als auch ein vielfältiges Angebot für Alumni. Bei der Umsetzung kooperiert der DAAD eng mit WASCAL und SASSCAL. Die Alumni-/Postdoc-Arbeit wird durch themenspezifische Konferenzen, Workshops und Methodenkurse gestärkt und es werden Fortbildungen im Bereich "Science Policy Advising" und "Science Management" an der Schnittstelle zwischen Politik und Wissenschaft angeboten.