„Halbzeit“ in der Fördermaßnahme SPACES II: Nachwuchsförderung und Forschungskooperationen in südafrikanischen Ländern weiter stärken

Wo stehen die Forschungsarbeiten im BMBF-Förderprogramm SPACES II zu Landnutzung und Meeresforschung? Wie geht es weiter trotz Pandemie? Am 21. Oktober 2020 trafen sich über 100 Teilnehmende zum Online Midterm Meeting.

Im südlichen Afrika sind die Auswirkungen des globalen Wandels, wie etwa die Konkurrenz um Rohstoffe, eine schwierige Nahrungsmittelversorgung und damit zusammenhängende Landnutzungskonflikte besonders groß. Zudem werden in dieser Region Klima und Umwelt auf dem Land wesentlich durch die an dem Kontinent vorbeifließenden Meeresströmungen beeinflusst. Das BMBF fördert deshalb bereits seit 2012 Kooperationen von deutschen Forschungseinrichtungen und Universitäten mit Partnereinrichtungen in Namibia und Südafrika im Forschungsprogramm SPACES zu Landnutzungsthemen und zu Themen in der Meeresforschung. Während in der ersten Förderphase die Bewertung und Untersuchung von komplexen Wechselwirkungen wie zwischen Land und Meer oder Atmosphäre und Biosphäre im Vordergrund standen, liegt der Fokus in der zweiten Förderphase seit 2018 auf der Anpassung an diese komplexen Prozesse, auf Managementoptionen und konkrete Handlungsempfehlungen für die Gesellschaft und Politik. Damit leisten die neun SPACES II-Forschungsverbünde einen Beitrag zu wissenschaftlich fundierten Empfehlungen für das Management des Systems Erde und für eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen im südlichen Afrika.

Am 21. Oktober 2020 fand das Virtual Midterm Meeting statt, an dem über 100 Teilnehmende aus der SPACES-Forschung, Student:innen und Interessenvertreterinnen und -vertreter aus Südafrika, Namibia, Sambia, Angola, Mosambik und Deutschland beteiligt waren. Außerdem nahmen Vertreterinnen und -vertreter des BMBF, des südafrikanischen Forschungsministeriums (DSI) sowie des namibischen Ministeriums für Höhere Bildung, Training und Innovation (MHETI) teil. Hauptthemen waren unter anderem die erschwerten Forschungsbedingungen und mögliche Lösungen während der Corona-Pandemie sowie der Ausbau der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Politik der Länder im südlichen Afrika.

Um über den bisherigen Erfolg zu reflektieren, Forschungslücken zu identifizieren und zukünftige Möglichkeiten zu prüfen, lud SPACES II eine externe Expertengruppe aus verschiedenen staatlichen und nichtstaatlichen Institutionen des südlichen Afrikas ein, die die Forschungsansätze im regionalen Kontext bewerten sollte. Mitglieder der Gruppe waren unter anderem der wissenschaftliche Direktor Prof. Jörg Helmschrot sowie die geschäftsführende Direktorin Dr. Jane Olwoch als Verterter:innen des ebenfalls vom BMBF geförderten Klimakompetenzzentrums SASSCAL im südlichen Afrika. Die Expertinnen und Experten lobten die SPACES II-Initiative für die bisher erzielten hochwertigen Forschungsergebnisse als Unterstützungshilfe für lokale Stakeholder und politische Entscheider. So können z. B. Empfehlungen für eine nachhaltige Landnutzung in Savannen gegeben und die Auswirkungen des Klimawandels auf die regionalen Fischbestände genauer prognostiziert werden. Die Forschenden von SPACES II arbeiten zudem gemeinsam an einem Buch zu den bisherigen Forschungsergebnissen, das über den Springer-Verlag als Open Source, also für alle frei zugänglich, veröffentlicht werden soll.

Des Weiteren wurde diskutiert, wie marine und terrestrische Projekte in Zukunft besser verknüpft, die räumliche Abdeckung erhöht und die Netzwerke innerhalb des südlichen Afrikas gestärkt werden können. Auch der Datenaustausch soll verbessert werden. Weitere leitende Themen der Diskussionen während des Treffens betrafen die Schnittstellen zwischen Wissenschaft und Politik, die Überführung der Erkenntnisse in die Praxis sowie die Analyse von Möglichkeiten, wie die Forschung von SPACES II den politischen Bedürfnissen im südlichen Afrika besser gerecht werden kann.

Forschung und Nachwuchsförderung trotz Corona

Ein weiteres relevantes Thema des Meetings war die Corona-Pandemie und ihre Auswirkung auf die Forschungsprojekte von SPACES II. Die meisten der SPACES II-Projekte sind auf Feldforschung oder auf Forschungsschiffe angewiesen. Lockdowns und Reisebeschränkungen führten laut den Teilnehmenden zu erheblichen Einschränkungen bei der Erhebung wichtiger Felddaten, bei Laboranalysen, bei Missionen der Forschungsschiffe und des Austauschs zwischen den Interessengruppen. Auch das vom BMBF gemeinsam mit dem DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) initiierte Capacity Building/Development „CaBuDe"-Programm ist durch die Pandemie stark beeinträchtigt. Dieses Ausbildungsprogramm soll unter anderem Austauschbesuche von Stipendiatinnen und Stipendiaten zwischen dem südlichen Afrika und Deutschland sowie fast 30 gemeinsame Kurse ermöglichen. Da dies aufgrund der jetzigen Situation nicht machbar ist, werden bei den Projekten zunehmend E-Learning-Initiativen sowie Online-Treffen mit Partnerinnen und Partnern bei der Betreuung von Studierenden eingesetzt.

Als Höhepunkt des Treffens organisierte das SPACES II-Netzwerk für Nachwuchsforschende eine Sitzung mit kurzen Flash-Präsentationen, die die große Vielfalt der verschiedenen SPACES II-Projekte zeigte, die in Vor-Ort-Forschung durchgeführt worden sind. Unter anderem sind hier die zukunftsweisende Technologieentwicklung der agentenbasierten Modellierung und darauf aufbauende Simulationen zur Landnutzungsänderung als Grundlage für zukünftige Entscheidungen zu nennen. Außerdem hatten die jungen Forschenden einen vor dem Beginn von Konferenzen üblichen Kennenlernabend und Online-Netzwerkaktivitäten vorbereitet.

Hintergrund

Im Förderprogramm SPACES II – Science Partnerships for the Adaptation/Adjustment to Complex Earth System Processes – forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus südafrikanischen Ländern und Deutschland zu Themen im Bereich Landnutzung und Meeresforschung, indem sie Anpassungsmöglichkeiten an komplexe Prozesse im System Erde wie zum Beispiel die Interaktionen zwischen Land und Meer sowie Biosphäre und Atmosphäre erarbeiten. Ziel der wissenschaftlichen Kooperationsprojekte sind forschungsbasierte Empfehlungen für politische Entscheidungsträgerinnen sowie -träger für das Management des Systems Erde sowie die Sicherung einer nachhaltigen Nutzung und den Erhalt der verschiedenen Ökosystemleistungen in dieser Region. Das BMBF fördert SPACES II mit rund 19 Millionen Euro.