Welttag der Städte – Management städtischer Wasserressourcen in Südostasien ist angesichts des Klimawandels ein wichtiges Thema für die nachhaltige Entwicklung

Durch den Klimawandel werden Wasserressourcen immer knapper. Das stellt Städte weltweit vor große Herausforderungen. Das Projekt PolyUrbanWaters forscht in und mit wachsenden Städten in Südostasien, wie diese ihr Wassermanagement verbessern können.

Weltweit erleben Städte eine starke Wachstumsdynamik – in Südostasien ergeben sich dadurch bereits jetzt Lücken bei der kommunalen Wasserversorgung. Durch den Klimawandel gibt es zudem häufigere und intensivere Extremwetterereignisse wie Hitze, Dürren oder Starkregen. Diese erhöhen den Druck auf die städtischen Infrastrukturen. Ein Starkregenereignis kann beispielsweise schnell zu Überschwemmungen führen, weil die enorme Flächenversiegelung und die Verstopfung von Drainage-Systemen durch Abfall das Regenwasser daran hindern, störungsfrei abzufließen.

Viele Kommunen in der Region stehen diesen Herausforderungen bisher eher reaktiv denn proaktiv gegenüber. An vielen Stellen fehlt es an fachlichen, institutionellen, technologischen, aber auch an finanziellen Kapazitäten für die Umsetzung von widerstandsfähigen Wassersystemen. Es müssen daher dringend neue Wege zur Stärkung ihrer Klimaresilienz und zur flächendeckenden Wasserressourcensicherheit beschritten werden.

„PolyUrbanWaters“ entwickelt Lösungen für wachsende Städte in Südostasien

Das Projektteam von „PolyUrbanWaters“ setzt hier an und arbeitet an entsprechende Lösungen gemeinsam mit lokalen Akteuren aus Indonesien, Kambodscha, Laos, Thailand und Vietnam. Mit einem polyzentrischen Ansatz des urbanen Wassermanagements – das heißt, einer Kombination aus zentralen und dezentralen Wassersystemen – wird in der aktuellen Forschungs- und Entwicklungsphase (2021 bis 2025) ein breites Portfolio an praktischen Instrumenten und Ansätzen für eine nachhaltige, wassersensitive Stadtentwicklung in Südostasien entwickelt und beispielhaft in Pilotstädten umzusetzen. Der Fokus liegt auf dabei auf Klein- und Mittelstädten, sodass eine Vielzahl von Städten in den Regionen von den Erkenntnissen des Projektes profitieren werden.

Drei Reallabore und Visionen für „Wasser in der Stadt“

Die Werkzeuge und Instrumente werden beispielhaft in den drei Reallaboren Sleman (Indonesien), Sam Neua (Laos) und Kratie (Kambodscha) entwickelt und umgesetzt. In einem gemeinsamen Prozess der Stadtregierungen, Nachbarschaftsgruppen, Investoren und zivilgesellschaftlichen Organisationen wird beispielsweise jeweils eine Vision „Wasser in der Stadt/Water in the City“ erarbeitet. Darin werden zum einen die wasserrelevanten Herausforderungen für den Städtebau und anfälligen Stellen der Systeme (Vulnerabilitäten) identifiziert. Zum anderen werden konkrete Maßnahmen aufgezeigt, wie zum Beispiel neue integrierte Abwasser-Infrastrukturen oder partizipative Betreibermodelle dezentraler Systeme, die mit den lokalen Kapazitäten realistisch bearbeitet werden können. Hierbei werden die Städte auch darin unterstützt, die Umsetzung der Ziele der Nachhaltigkeits-Agenda 2030 durch eine wassersensitive Stadtentwicklung voranzutreiben.

Dabei setzt das Projekt PolyUrbanWaters auf den Multi-Stakeholder-Ansatz: Lokale Akteure nehmen gemeinsam die Wirkungsketten in den Blick. Dieses Vorgehen soll einen Moderations- und Reflektionsprozess in Gang bringen: Wo stehen wir? Mithilfe von wissenschaftlich abgesicherten Studien werden die verschiedenen Einschätzungen des Status quo und der städtebaulichen Potenziale zu einer gemeinsamen Definition der Herausforderungen vereint. Diese bildet schließlich die Grundlage, um entsprechend wirksame Lösungen zu erarbeiten.

Dialog auf Augenhöhe als einer der Schlüssel zum Erfolg

Das PolyUrbanWaters-Team hat unter anderem einen Dialogprozess zwischen der Stadtplanungsbehörde in Sleman und der Senatsbehörde in Bremen initiiert. In diesem gemeinsamen Prozess geht es darum, ganz konkret zu erörtern, wie Klimaanpassungsstrategien sektorübergreifend in der Stadtgesellschaft verankert werden können und dabei voneinander zu lernen. Als eine Option wurde dabei kürzlich die Entwicklung von versickerungsfähigen öffentlichen und privaten Verkehrsflächen diskutiert. Solche Infrastrukturen könnten den in beiden Städten zunehmend häufig auftretenden Überschwemmungsereignissen gezielt entgegenwirken.

Einigkeit bestand darüber, dass nachhaltige Lösungswege über eine rein technische Betrachtung hinausgehen müssen und aus dem jeweiligen städtebaulichen Kontext heraus transdisziplinär entwickelt werden müssen. Auch die Interessen und Möglichkeiten der verschiedenen Abteilungen der Stadtverwaltung, der Anwohner und von Investoren müssen umfassend im Entwicklungsprozess berücksichtigt werden.

Eine Empfehlung lautet: Lösungen für Wasserversorgung, Abwasser und Abfall miteinander verbinden

In der Definitionsphase (2019 bis 2020) des Projektes wurde der städtepolitische Rahmen der drei Reallabore analysiert und daraus erste Handlungsoptionen für wachsende Städte abgeleitet. Eine wichtige Erkenntnis ist zum Beispiel, dass es für die Entwicklung resilienter Infrastrukturen integrierter und sektorübergreifender Managementansätze bedarf. So sollte etwa ein effektives Abwassermanagement in Lösungen für das Regenwassermanagement eingebunden sein.

Hinsichtlich der Drainage-Problematik werden hybride Lösungen empfohlen, die graue, grüne und blaue Infrastrukturen verbinden. Solche Lösungen vernetzen die baulich-technische Infrastrukturen (z. B. für die Wasserver- und -entsorgung) mit dem Stadtgrün sowie mit den aquatischen Wegen und Ökosystemen der Städte. So kann gerade bei Extremwetterereignissen die Ablaufmenge von Wasser auf öffentlichen Plätzen, Straßen- und Privatgrundstücken reduziert und damit die oft beobachtete Ausspülung der Abwassersysteme vermindert werden. Ein effektives Abfallmanagement ist dabei unerlässlich, um gleichzeitig den häufigen Verstopfungen der Drainagesysteme entgegenzuwirken.

Des Weiteren sind der Schutz von Feuchtgebieten und die gezielte Entwicklung von grünen/blauen Infrastrukturen, wie etwa die Revitalisierung von Fließgewässern im urbanen Einzugsgebiet, entscheidend für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Denn solche Lösungen können Wasserressourcen verfügbarer machen und gleichzeitig auch Vermögenswerte vor Überschwemmungen schützen. Zuletzt gehört zu einer antizipierenden Stadtplanung auch, möglichst viele Grünflächen in Neuentwicklungsgebieten vorzusehen und beim Bau von Gehwegen Drainage-Systeme zu integrieren. Für Trockenphasen empfiehlt das Projekt außerdem Systeme des Wasserrecyclings, um Engpässen bei den begrenzten Frischwasserressourcen proaktiv entgegenzuwirken.

Hintergrund zum Projekt "PolyUrbanWaters"

PolyUrbanWaters ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördertes Forschungs- und Projektnetzwerk – bestehend aus wissenschaftlichen Einrichtungen, Kommunen, lokalen und nationalen Behörden sowie Akteuren der Zivilgesellschaft und der Privatwirtschaft aus Indonesien, Kambodscha, Laos, Thailand, Vietnam und Deutschland. Das Projektnetzwerk wird im Rahmen der internationalen BMBF-Fördermaßnahme „SURE – Sustainable Development of Urban Regions" gefördert. Zehn Projekte, erforschen in Südostasien und China lokal angepasste Lösungen für eine nachhaltige und resiliente Stadtentwicklung. Am SURE-Konsortium sind rund 150 Institutionen beteiligt.