Hintergründe zu Band III des Sechsten IPCC-Sachstandsberichts, Folge # 3 – Entwicklungspfade für Klimaresilienz und Nachhaltige Entwicklung
Der IPCC erstellt den nächsten Weltklimabericht. FONA-Projekte forschen zu Themen, die dabei eine wichtige Rolle spielen, wie zum Beispiel die Auswirkungen von Klimaschutzpfaden auf die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG).
Der Weltklimarat IPCC erstellt zurzeit seinen Sechsten Sachstandsbericht („AR6"). In mehreren Bänden wird dieser den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand zum Klimawandel zusammenfassen und einordnen. Band I „Naturwissenschaftliche Grundlagen" erschien am 9. August 2021, Band II zu „Folgen, Anpassung und Verwundbarkeit" am 28. Februar 2022. Band III zu „Minderung des Klimawandels" wird Anfang April erscheinen. Auf der Website der Deutschen IPCC-Koordinierungsstelle finden Sie aktuelle Informationen dazu.
Mit einer Serie von Meldungen stellen wir Ihnen Projekte aus der BMBF-Strategie „Forschung für Nachhaltigkeit" (FONA) vor, die sich mit wichtigen Themen für den IPCC-Bericht beschäftigen. Denn Forschung liefert die Grundlage für faktenbasierte und informierte politische und gesellschaftliche Entscheidungen zum Umgang mit dem Klimawandel.
Was versteht man unter „nachhaltiger Entwicklung"?
Nachhaltige Entwicklung zielt darauf ab, Bedürfnisse der Menschen, insbesondere die Grundbedürfnisse der Ärmsten der Welt, zu befriedigen, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Dabei soll zugleich ein Gleichgewicht zwischen sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Aspekten hergestellt werden. Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen und ihre 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDG) stellen eine Vision für das Wohlergehen aller Menschen in Wohlstand, Frieden und Partnerschaft dar, wobei gleichzeitig die Integrität unseres Planeten bewahrt wird. Ziel 13 umfasst „Maßnahmen zum Klimaschutz".
Dabei ist es wichtig zu berücksichtigen: Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel und Minderungsmaßnahmen zu seiner Bekämpfung stehen in ständiger Wechselwirkung mit der nachhaltigen Entwicklung. In jedem Sektor können Emissionsreduktionen und Anpassungsoptionen positive oder negative Auswirkungen – Synergien bzw. Zielkonflikte – bezüglich der anderen Nachhaltigkeitsziele haben. Ein Beispiel für eine Synergie ist die nachhaltige Waldwirtschaft: Sie verhindert Emissionen aus Entwaldung und fördert die Kohlenstoffaufnahme ohne starke ökonomische Einbußen. Nachhaltige Waldwirtschaft kann sich auch auf andere Bereiche der nachhaltigen Entwicklung förderlich auswirken, indem sie Nahrungsmittel (SDG 2) und sauberes Wasser (SDG 6) bereitstellt sowie Ökosysteme schützt (SDG 15). Ein Zielkonflikt in diesem Zusammenhang wäre die Umwandlung von Naturwäldern oder landwirtschaftlichen Flächen in Plantagen für die Bioenergieerzeugung. Wenn solche Umwandlungen nicht umsichtig umgesetzt werden, könnten sie die nachhaltige Entwicklung untergraben. Zum Beispiel könnten sie die Nahrungsmittel- und Wassersicherheit bedrohen, Konflikte über Landrechte hervorrufen und den Verlust der biologischen Vielfalt verursachen.
Welche Emissionspfade stehen mit nachhaltiger Entwicklung in Einklang?
Es gibt Wege, die globale Erwärmung auf 1,5 °C gegenüber vorindustriellem Niveau zu begrenzen und gleichzeitig nachhaltige Entwicklung zu erreichen. Der IPCC-Sonderbericht über 1,5 ° globale Erwärmung (SR1.5) beschrieb solche Wege als „klimaresiliente Entwicklungspfade". Diese beinhalten eine Vielzahl von Maßnahmen, die Emissionen mindern beziehungsweise die Folgen des Klimawandels verringern und zugleich zur Armutsbeseitigung und zur Minderung von sozialen Ungleichheiten in der Gesellschaft beitragen.
Gleichstellung und Fairness sind wichtig für die Betrachtung von Entwicklungspfaden, welche die Erwärmung auf eine für jeden Menschen und jede Art lebenswerte Weise auf 1,5 °C begrenzen. Welche Pfade möglich und erstrebenswert sind, wird sich je nach und innerhalb von Regionen und Nationen unterscheiden. Dies liegt in der Tatsache begründet, dass die Entwicklungen weltweit ungleichmäßig fortgeschritten und klimabedingte Risiken ungleich auf Gesellschaften und Menschen verteilt sind.
Die Entwicklungspfade, in denen die Treibhausgasemissionen so schnell gesenkt werden, dass die globale Erwärmung auf höchstens 1,5 °C gegenüber vorindustriellem Niveau begrenzt wird, haben alle gemeinsam, dass sie mit zeitnahen und tiefgreifenden Veränderungen in allen Sektoren und Regionen verbunden sind. Gut durchdachte politische und wirtschaftliche Maßnahmen, die Armutsbekämpfung, Ernährungssicherheit, gesunde Ökosysteme, Gleichberechtigung und andere Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung unterstützen, sind ausschlaggebend. Klimaschutzstrategien können so geplant werden, dass Synergien maximiert und Zielkonflikte mit anderen Aspekten der nachhaltigen Entwicklung begrenzt werden. Politische Rahmensetzung, Technologie- und Infrastrukturentscheidungen sowie Verhaltensänderungen sind dabei besonders wichtig.
BMBF-Forschung zum Thema Entwicklungspfade
Welche Maßnahmen all das am wirksamsten umsetzen, untersucht unter anderem das europäische Projekt SHAPE (Sustainable development pathways achieving Human well-being while safeguarding the climate And Planet Earth) im Rahmen des AXIS Forschungsprogramms des BMBF. Das Projekt untersucht die Wechselwirkungen zwischen möglichen Klimaschutzpfaden und der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Dabei arbeiten die Forscherinnen und Forscher an der Identifizierung besonders kritischer Wechselwirkungen und betrachten, welche Systemveränderungen Zielkonflikte überwinden, beziehungsweise Synergien maximieren können. Dabei sollen auch wirksame politische Steuerungsmethoden identifiziert werden, die den notwendigen tiefgreifenden Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft ermöglichen.