Städte und Kommunen passen sich an Extremwetter an: BMBF fördert den Wissenstransfer von der Forschung in die Praxis durch Digitalisierung und Analyse von Kosten-Nutzen-Effekten

Extremwetter: Was tun, wenn Städte vor Hitze glühen und die Ernte verdorrt? In der Transfersession 2 des BMBF-FONA-Forums 2022 diskutierten Akteure aus Wissenschaft und Praxis, wie Klimaanpassungslösungen von der Forschung in die Praxis kommen.

Städte und Regionen mit passenden Maßnahmen widerstandsfähiger gegen die Folgen des Klimawandels zu machen – das ist eines der zentralen Ziele im Handlungsfeld 2 der FONA-Strategie des BMBF: „Anpassungsfähigkeit und Risikovorsorge verbessern". Eine rasche und nachhaltige Klimaanpassung in den Städten und in den Kommunen auf dem Land ist erforderlich.

Doch wie können Kommunen ihre Anpassungsfähigkeit an Extremwetterereignisse im Klimawandel verbessern? Wichtig ist, das Wissen zu den Entscheidungsträgern und zu den Menschen vor Ort zu bringen. Wie der Transfer von der Forschung in die Praxis gelingen kann und welche Herausforderungen bestehen, das war Thema der Transfersession 2 des 16. FONA-Forums des BMBF. Die Session wurde von Volker Rieke, Leiter der Abteilung „Zukunftsvorsorge – Forschung für Grundlagen und nachhaltige Entwicklung" im BMBF eröffnet.

Insgesamt nahmen etwa 120 Akteure aus Wissenschaft, Unternehmen, Dienstleistern, Politik und Verwaltung teil. Diskutiert wurden Fragen, wie: Welche Impulse, digitalen Instrumente oder Plattformen benötigen Stadt und Land, um Maßnahmen, die vor Dürre, Hitze und Sturm wirksam schützen, zu entwickeln und zu operationalisieren? Welche Unterstützung benötigen Stadt und Land für diesen Transfer von der Forschung in die Praxis? Und welche Hemmnisse gibt es in der Praxis? Diese und mehr Aspekte erörterten die Panelteilnehmenden anhand von Beispielen aus den BMBF-Fördermaßnahmen „Regionale Informationen zum Klimahandeln – RegIKlim" und „Stadtklima im Wandel".

Klimaanpassung erfordert Wissen aus der Forschung über die Wirkung der Maßnahmen

Das BMBF bringt mit den Fördermaßnahmen „RegIKlim" und „Stadtklima im Wandel" die Forschung mit Akteuren aus der Praxis an einen Tisch: Gemeinsam werden digitale Technologien entwickelt und globale Daten aus der Klimaforschung mit regionalen Daten und ökonomischen Modellen enger miteinander verzahnt. Hierfür arbeiten Forschende und Praxisakteure inter- und transdisziplinär zusammen. So kann das Stadtklima-Simulations-Modell „Palm4U" aus der BMBF-Förderung „Stadtklima im Wandel" mit regionalen Klima-Informationen Belastungen durch Hitze und Feinstaub für die einzelne Kommune berechnen. Dieser Transfer von Klimawissen in die Praxis bietet Entscheidungsträgern in den Städten und Kommunen eine wegweisende Grundlage für die Auswahl und Bewertung von Klimaanpassungsmaßnahmen.

Klimaanpassung auch für kleine Gemeinden

Gerade kleine Gemeinden mit begrenztem Budget müssen sehr genau wissen, welche Kosten-Nutzen-Effekte welche Klimaanpassungsmaßnahme aufweist. So hat zum Beispiel das Projekt IAWAK-EE aus der Fördermaßnahme RegIKlim einen umfassenden Katalog von Klimaanpassungsmaßnahmen mit Bewertung erarbeitet. Dazu gehören Maßnahmen, wie die Reaktivierung der Wasserbevorratung in Gräben für landwirtschaftliche Flächen, die Wiedervernässung ehemaliger Feuchtgebiete und die Renaturierung von Fließgewässern. IAWAK-EE arbeitet dafür interdisziplinär mit Akteuren unter anderem aus den Bereichen Landschaftsplanung, Umweltökonomie, Regionalplanung sowie Natur- und Umweltschutz zusammen.

Was Kommunen des Weiteren dringend benötigen und – dies wurde in der Diskussion deutlich – sind realisierbare Klimaziele, Rechtssicherheit, Klarheit über Zuständigkeiten und die rechtliche Rückendeckung von höheren Ebenen. Schließlich wurde auch thematisiert, welche Kompetenzen künftig in Bildung und Ausbildung benötigt werden, um diese Herausforderungen zu meistern. Diskutieren und vertiefen konnten die Teilnehmenden diese vielfältigen Themen zum Abschluss an fünf Netzwerktischen auf der FONA-Vernetzungsplattform.

Hintergrund

1. Fördermaßnahme „RegIKlim"

Die BMBF-Fördermaßnahme „Regionale Informationen zum Klimahandeln – RegIKlim" unterstützt Städte und Regionen dabei, mit dem Klimawandel und den dadurch zunehmenden Umweltbelastungen aktiv und zielgerichtet umzugehen. Sie hat zum Ziel, lokale Akteure durch den Aufbau von Wissen dazu zu befähigen, eigenständig und vorausschauend Klimaanpassungsmaßnahmen durchzuführen.

Acht Forschungsprojekte tragen gemeinsam dazu bei, entscheidungsrelevantes Wissen zum Klimawandel durch Digitalisierung in Kommunen und Regionen aufzubauen. Damit wird eine breite Basis für maßgeschneiderte und verlässliche Services für die Anpassung an die Folgen des Klimawandels geschaffen. In sechs Modellregionen werden in transdisziplinären Projekten gemeinsam mit Akteuren aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft neue digitale Werkzeuge für Lösungen vor Ort erarbeitet. Dafür investiert das BMBF rund 18 Millionen Euro im Zeitraum von 2020 bis 2023 in der ersten Phase.


2. Stadtklima im Wandel

Im Rahmen der BMBF-Fördermaßnahme „Stadtklima im Wandel" wurde ein neues, innovatives Stadtklimamodell entwickelt. Das Stadtklimamodell „PALM-4U" ermöglicht es Städten, atmosphärische Prozesse, wie etwa Hitzephasen, für ihre Flächen zu simulieren. So können mit diesem Modell Analysen zur Bewertung des Stadtklimas und der Luftreinhaltung erfolgen. Darüber hinaus kann das Modell auch in den Forschungsgebieten der Wolkenphysik, Windenergie und in der Gebirgsmeteorologie angewendet werden. Das BMBF fördert diese Maßnahme mit 28 Millionen Euro von 2016 bis 2022.