AleutBio-Expedition erforscht Meereslebewesen am Tor zur Arktis
Am 24. Juli 2022 legte das Forschungsschiff SONNE in Dutch Harbor, Alaska ab und nahm Kurs auf den Aleutengraben. Benannt ist der Tiefseegraben, der an seiner tiefsten Stelle fast acht Kilometer tief ist, nach dem zum US-Bundesstaat Alaska gehörenden Inselbogen Aleuten im Nordpazifik.
Ziel der vom BMBF geförderten Expedition unter der Leitung von Prof. Dr. Angelika Brandt vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt ist es, die Artenvielfalt in diesem größtenteils unerforschten Tiefseegraben zu untersuchen. Die Meeresbiologin Brandt betont: „Das Vorhaben hat eine besondere Relevanz für den Umweltschutz in der Tiefsee, da es um die Erhebung von Daten über die Umwelt und die Tiere und ihre Verbreitung in der Tiefsee geht.“
In der Tiefsee herrschen ewige Dunkelheit und extrem hoher Druck, an den die Meereslebewesen angepasst sind. Die 38 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen untersuchen, ob der Aleutengraben eine Barriere für Arten darstellt, die im Arktischen Ozean und im Kurilen-Kamtschatka-Graben leben. „Wir wollen auch herausfinden, ob im Beringmeer oder Aleutengraben, wo ähnliche Umweltbedingungen herrschen wie in der polaren arktischen Region, bereits Arten aus dem Arktischen Ozean anzutreffen sind“, so Brandt. Die Ozeane sind der größte Lebensraum der Welt. „Sie beherbergen 50 bis 80 Prozent aller Arten auf der Erde“, sagt Brandt. „Doch die Erderwärmung verändert die Meere.“
Gerade die polaren Regionen, also die Arktis und Antarktis, seien besonders vom Klimawandel betroffen. Daher gehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch der Frage nach, was die aktuelle Klimaveränderung für die Verbreitung der Arten bedeutet. Auf die Frage, wie sie die Forschungsfahrt in einem Satz zusammenfassen würde, antwortet die Forscherin: „Die AleutBio Expedition soll Licht ins Dunkel der Verbreitung der Meeresorganismen und einen Beitrag zum Verständnis der Veränderungen der Artenvielfalt und ihrer Verbreitung im Nordpazifik, dem Tor zur Arktis, bringen.“
Da der Ozean in dieser extremen Tiefe noch kaum erforscht ist, geht die Fahrtleiterin davon aus, dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf der Expedition viele neue Arten beschreiben werden. „Bei einigen Tieren können wir bereits jetzt sagen, dass sie für die Wissenschaft neu sind“, verkündet Brandt wenige Tage nach Expeditionsbeginn. Mit der Neuentdeckung einer Art geht in der Wissenschaft die Ehre einher, dem Tier seinen wissenschaftlichen Namen zu geben. Auf vergangenen Expeditionen hat Brandt schon diverse Krebstierarten entdeckt. Einen Krebs benannte sie beispielsweise zu Ehren von Theodor Monod, einem berühmten französischen Biologen und Geologen (Apanthura monodi). „Wir haben aber auch schon Arten nach geographischen Regionen, wie dem Weddellmeer benannt“, erzählt die Biologin weiter. So zum Beispiel die Meeresassel Mesosignum weddellensis.
Nach Angelika Brandt wurden bereits sage und schreibe 19 Tierarten benannt – selbstverständlich nicht von ihr selbst, sondern von anderen Forscherinnen und Forschern. Für die auf der aktuellen Fahrt neu entdeckten Arten werden die Biologinnen und Biologen Namensvorschläge erarbeiten, sobald sie sie in ihren jeweiligen Heimatlaboren gründlich untersucht und beschrieben haben. „Wir haben jetzt keine Zeit sie zu beschreiben, weil wir hier rund um die Uhr arbeiten“, berichtet Brandt in einer ruhigen Minute von Bord.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der AleutBio-Expedition kommen aus zwölf Nationen. Die Forschungsfahrt endet am 6. September 2022 im kanadischen Vancouver.
Im Expeditionsblog können Sie die Forschungsfahrt mitverfolgen: https://aleutbio.sgn.one/de/blogs/aleutbio/