Klimaneutrales Forschungsschiff: Stark-Watzinger tauft neue Uthörn
Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat am 1. November das neue Forschungsschiff Uthörn des Alfred-Wegener-Instituts im niedersächsischen Berne getauft. Das BMBF finanziert mit rund 15 Millionen Euro teuren Neubau, der als erstes deutsches Seeschiff einen umweltschonenden und besonders emissionsarmen Methanol-Antrieb. Das Schiff soll nach gut zweijähriger Bauzeit im Dezember an die Wissenschaft übergeben werden.
In der Seeschifffahrt ist Methanol als Kraftstoff ein neues und bislang wenig erprobtes Konzept. Dennoch gibt es erfolgreiche Vorbilder, an denen sich die zwei modifizierten Diesel-Motoren orientieren, die auf der neuen rund 35 Meter langen Uthörn zum Einsatz kommen. Zusammen haben sie eine maximale Leistung von 600 kW und liefern den Strom für zwei elektrische Fahrmotoren. Gemeinsam mit Bremerhavener Partnern aus Forschung und Industrie hat das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) einen Projektantrag zur Herstellung synthetischen Methanols in Bremerhaven erarbeitet, der noch in diesem Jahr bewilligt werden könnte. In einem Modellprojekt soll mit dem regenerativen Strom einer Windenergieanlage Wasser mittels Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten werden. Aus diesem „grünen“ Wasserstoff und dem CO2 aus einer nahen Kläranlage könnte dann im nächsten Schritt „grünes“ Methanol synthetisiert werden.
Die neue Uthörn verfügt neben einem großen Arbeitsdeck mit Trocken- und Nasslabor über zwei Kranausleger für Schleppnetze und Wasserschöpfer, ein Multi-Frequenz-Fischerei-Echolot zum Aufspüren und Identifizieren von Fischschwärmen sowie über einen Anti-Roll-Tank, der das Schiff bei Seegang stabilisiert. Damit bietet sie Meeresforschenden aller Disziplinen eine hervorragende Plattform, um ihr Handwerk zu erlernen – und das ist auch eine wichtige Funktion des Forschungsschiffes. Wie ihre Vorgängerin, das 1982 in Dienst gestellte Schiff gleichen Namens, wird sie neben den Beiträgen zur Küstenforschung mit Studierenden die Nordsee befahren, damit diese den sicheren Umgang mit schwerem Forschungsgerät erlernen.
„Mehr Nachhaltigkeit in allen Bereichen ist das Gebot der Stunde. Das gilt gerade auch in der Schifffahrt. Deshalb freut es mich besonders, dass ich heute ein echtes Vorzeigeschiff taufen konnte. Die neue Uthörn setzt als erstes deutsches Seeschiff mit Methanol-Antrieb Maßstäbe", sagt Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung "Dem Alfred-Wegener-Institut und der Firma Fassmer ist ein nachhaltiges, emissionsarmes und innovatives Forschungsschiff gelungen, zu dem man nur gratulieren kann. Die Uthörn ist ein weiterer Beitrag zu einer hochmodernen Forschungsflotte.“
Prof. Dr. Antje Boetius, Direktorin Alfred-Wegener-Institut, ergänzt: "Die heutige Taufe ist ein Meilenstein in Richtung nachhaltige Infrastruktur der Meeresforschung. Nicht nur unterstützt die Uthörn wichtige Forschung zum Zustand unserer Küstenmeere, ich bin auch stolz darauf, dass wir als AWI mit der neuen Uthörn eine Vorreiterrolle einnehmen, um fossile Energieträger in der Schifffahrt zu ersetzen." Wenn voraussichtlich ab Dezember das Projekt für eine Pilotanlage zur Herstellung grünen Methanols in Bremerhaven startet, könnte der nachhaltige Kraftstoff direkt vor der Haustür produziert werden.
"Mit der Taufe der neuen Uthörn tragen wir maßgeblich zu einer zukunftsfähigen, klimafreundlichen Schifffahrt bei", betont Harald Fassmer, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Fr. Fassmer GmbH & Co. KG. Allerdings ist die Einbindung neuer Antriebstechnologien in den Schiffbau oft mit großen Herausforderungen verbunden. "So waren bei der Auftragserteilung weder die relevanten Vorschriften in Gänze noch die notwendigen Typenzulassungen für die vorgesehenen Antriebskomponenten verfügbar. Wir sind daher stolz darauf, zum wiederholten Male bei der Implementierung innovativer, umweltfreundlicher Antriebe Vorreiter zu sein", erklärt Fassmer.