Eine nachhaltige Zukunft für das bedrohte Mekong-Delta
Das Mekong-Delta in Vietnam leidet unter zunehmenden Wasser- und Landverlusten. Gründe dafür sind hohe Grundwasserentnahmen und Staudämme. Das deutsch-vietnamesische Verbundprojekt ViWaT-Mekong erarbeitet seit 2018 nachhaltige Strategien und technische Maßnahmen zum Schutz des Deltas. Ende November sind Projektbeteiligte und Vertreter aus den Forschungsministerien beider Länder in Vietnam zusammengekommen, um sich über bisherige Ergebnisse zu informieren.
Im Mekong-Delta im Süden Vietnams leben rund 18 Millionen Menschen in einem Gebiet, das in etwa der Größe Baden-Württembergs entspricht. Der Klimawandel und weitere durch den Menschen bedingte Einflüsse belasten die für Vietnam wirtschaftlich sehr bedeutende Region stark. So üben intensive landwirtschaftliche Aktivitäten einen großen Druck auf die Grundwasservorkommen aus. Das hat in den letzten Jahrzehnten zu einem Abfall der Grundwasserspiegel um mehrere Meter und anhaltenden Landabsenkungen von bis zu mehreren Zentimetern pro Jahr geführt. Ein weiteres Problem stellt die starke Erosion in den Küstenbereichen dar. Ursache ist unter anderem der Bau von Staustufen in den Anrainerstaaten, die den Transport von Sedimenten in das Mekong-Delta einschränken, und der Verlust von schützenden Mangrovenwäldern. Zudem gehört das Delta weltweit zu den am stärksten von Naturkatastrophen, Stürmen und Überschwemmungen betroffen Gebieten.
Angesichts dieses erheblichen Problemdrucks hat die vietnamesische Regierung mit der nachhaltigen Neugestaltung der Wasser- und Landnutzung im Mekong-Delta begonnen. Seit 2018 arbeiten daran auch deutsche Forschergruppen unter Leitung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und der Universität Witten/Herdecke (IEEM) zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus Vietnam im interdisziplinären Verbundprojekt ViWaT-Mekong. Sie entwickeln Strategien und Technologien für den Küstenschutz, die regionale Wasser- und Landnutzungsplanung sowie ein nachhaltiges Wassermanagement.
Ende November trafen sich Projektbeteiligte sowie Vertreter des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und vietnamesischer Ministerien in Vietnam. Sie stellten Ergebnisse des Projektes vor, das im Wesentlichen bis Ende des Jahres abgeschlossen sein wird. So wurden etwa Messstationen im Projektgebiet eingerichtet, die die Landsenkungsprozesse und die Grund- und Oberflächenwasserqualität im Projektgebiet überwachen. Um die Nutzung von Grundwasser zu verringern, haben die Forschenden Kleinwasserwerke für entlegene Gebiete des Deltas entwickelt. Sie können neben brackigem Grund- auch Regen- und Oberflächenwasser nutzen, um Wasser für verschiedene Nutzungszwecke aufzubereiten. Eine digitale Kartierung der verfügbaren Wasser- und Landressourcen sowie der größten Verschmutzungsquellen soll die zuständigen Behörden im Delta bei der nachhaltigen Bewirtschaftung unterstützen.
Die Projektbeteiligten hoben die sehr gute Zusammenarbeit zwischen den Partnerinnen und Partnern beider Länder hervor. Der interdisziplinäre Charakter der Arbeitsgruppen, die Fachleute aus der Forschung, der Privatwirtschaft und Verwaltung vereinen, leiste einen entscheidenden Beitrag für den erfolgreichen Transfer der Forschungsergebnisse in die Praxis. So sollen die Konzepte, digitalen Werkzeuge zur Entscheidungsunterstützung, Modelle und Technologien unmittelbar in den Masterplan zur nachhaltigen Entwicklung für das Mekong-Delta einfließen.