WarmWorld: Klima- und Wetterextreme mit Hochleistungsrechnern präziser vorhersagen – Berliner Forschungsgipfel will digitale Infrastruktur EVE aufbauen
Vorwarnung ist besser als Nachsorge. In Berlin trafen sich Expertinnen und Experten aus aller Welt, um eine innovative digitale Infrastruktur EVE zu entwickeln, damit besser auf die Herausforderungen des Klimawandels reagiert werden kann.
Die Gipfelkonferenz „Berlin Summit for Eve" hat internationale Klimaforschende sowie Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft aus der ganzen Welt zusammengebracht, um ein Konzept und das weitere Vorgehen für die geplanten Earth Virtualization Engines (EVE) zu entwickeln. Initiiert hatte diese internationale Konferenz mit rund 150 Teilnehmenden die BMBF-Förderinitiative WarmWorld unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg. Eröffnet wurde die hochkarätig besuchte Konferenz durch ein Video-Grußwort von Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger.
EVE ist als internationale, digitale Infrastruktur für Klimadienste geplant, die gezielt die neuesten Fortschritte in der Informationstechnologie („High Performance Computing" [HPC] und "Künstliche Intelligenz" [KI]) nutzen soll, um globale sowie regionale Klima- und Wettervorhersage- und Informationssysteme aufzubauen. Geplant ist, weltweit bis zu fünf Kompetenzzentren aufzubauen, die in Zusammenarbeit mit anderen Ländern sowie regionalen Partnern betrieben werden und eng miteinander zusammenarbeiten.
EVE soll Länder und Branchen unterstützen, die der Klimawandel besonders hart trifft
Mit EVE sollen globale Klimainformationssysteme in Betrieb genommen werden, die gleichzeitig regionale Partner auf der ganzen Welt einbeziehen. EVE soll gefährdete Bevölkerungen auf Inseln und an Küsten sowie ganze Branchen, wie etwa die Logistik, schnell und wirksam mit entscheidenden Klimainformationen unterstützen, um die Folgen des Klimawandels frühzeitig zu bewältigen. Beispielsweise soll EVE dazu beitragen, die Wahrscheinlichkeit von Starkregen in bestimmten Regionen genauer abzuschätzen.
Schwerpunkte der Diskussion auf dem Berliner Gipfel
Auf dem Berliner Gipfel wurde das Konzept von EVE weiterentwickelt. Dabei wurden die folgenden Aspekte bearbeitet:
• Klimainformationen für gefährdete (Wirtschafts-)Bereiche und Gesellschaften
• Anwendung und Weiterentwicklung der besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Unterstützung von Frühwarnung und Anpassung
• Entwicklung einer digitalen Infrastruktur und innovative Nutzung von Daten zur Bereitstellung mehrschichtiger Klimainformationen für alle Menschen
• Optimale Integration und Überwachung von Erdsystemdaten
• Zusammenarbeit mit bestehenden operativen Klimadiensten sowie mit Forschungsinfrastrukturen und -programmen in den Natur-, Informations- und Sozialwissenschaften
• Transparente und offene Strukturen, die an globalen Standards und Konventionen ausgerichtet sind
Nächste Schritte zur Entwicklung von EVE
Der aktuelle Entwurf für EVE wird auf der "WCRP Open Science Conference" in Kigali, Ruanda, im Oktober 2023 präsentiert. Auf Grundlage weiterer Diskussionen soll das Konzept schließlich auf der Weltklimakonferenz (COP28) im November 2023 in Dubai vorgestellt werden.
Hintergrund der Konferenz: BMBF-Fördermaßnahme WarmWorld
Ziel der auf vier Jahre angelegten, vom BMBF geförderten Maßnahme WarmWorld ist es, Fortschritte in der Informationstechnologie (wie Hochleistungsrechner/HPC) und
Künstliche Intelligenz (AI /Artificial Intelligence) zu nutzen, um den Verlauf der Klimaerwärmung und Wettermuster erstmals auf einer Kilometerskala von 2,5 mal 2,5 km regional und weltweit zu berechnen.
Dadurch können in Zukunft wichtige Prozesse im Klimasystem direkt simuliert werden. Die aktuellen Fortschritte bei Hochleistungsrechnern öffnen die Türen für eine realistische Simulation von Zirkulationen, die zu Stürmen in der Atmosphäre, Wirbeln im Ozean und Rissen im Eis führen.
Die übergeordnete fachliche Koordination der Förderinitiative WarmWorld liegt beim Max-Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M) in Hamburg, dem Deutschen Klimarechenzentrum (DKRZ) in Hamburg sowie dem Alfred-Wegener-Institut (Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung/AWI) in Bremerhaven.
Die Förderinitiative WarmWorld ist in zwei Phasen angelegt: eine Aufbauphase (2022-2026) und eine Anwendungsphase (2026-2029). Das BMBF fördert die Aufbauphase zunächst mit rund 15 Millionen Euro über vier Jahre.