300. Fahrt der SONNE: Rohstoffvorkommen und Schutz mariner Ressourcen im Fokus
„Einmal zum Mond und zurück“ – unter dieser Schlagzeile könnte die SONNE zu ihrer 300. Forschungsexpedition in den Indischen Ozean auslaufen. Im Auftrag: die Erkundung zentraler Rohstoffe am Meeresboden. Im Gepäck: Hightech und internationaler Nachwuchs. Im Visier: der Schutz und die nachhaltige Nutzung mariner Ressourcen. Eignerin der SONNE ist die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Heute startet das Forschungsschiff SONNE zu einer neuen Ausfahrt in den Indischen Ozean. Unter Leitung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) untersuchen die Forscherinnen und Forscher im Rahmen des Projekts „INDEX“ im Tiefsee-Lizenzgebiet der BGR Massivsulfidlagerstätten mit Vorkommen von Metallrohstoffen. Dazu zählen eine Vielzahl von wirtschaftsstrategischen Rohstoffen, wie z.B. Kupfer, Nickel oder Kobalt, aber auch wichtige Spurenmetalle wie Gold, Indium, Gallium oder Selen.
Zugleich ist die bevorstehende Schiffsexpedition die insgesamt 300. Fahrt mit dem aktuellen Forschungsschiff SONNE und des Vorgängerschiffs gleichen Namens. Vor Abfahrt in Port Louis auf Mauritius hat die neue SONNE insgesamt 421.286 Seemeilen - dies entspricht 780.222 Kilometer - seit Indienststellung am 17. November 2014 zurückgelegt. Bei einer durchschnittlichen Distanz Erde-Mond von 385.000 km wäre die SONNE schon einmal hin- und zurückgefahren.
Forschungsschiff SONNE – Hightech-Schiff und „Floating University“ in Einem
Insgesamt elf Wochen wird die SONNE zu ihrer Jubiläumsexpedition für die BGR im Indik unterwegs sein, unterstützt von den Universitäten Hamburg, Kiel und Sudbury (Kanada) sowie vom GEOMAR – Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und dem Deutschen Zentrum für Biodiversitätsforschung am Senckenberg-Institut in Wilhelmshaven. Ganz im Sinne einer „Floating University“ werden zudem sechs Trainees an der SONNE-Expedition teilnehmen. Die BGR kommt damit ihrer Verpflichtung zur Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Entwicklungs- und Schwellenländern im Rahmen der Explorationsverträge mit der Internationalen Meeresbodenbehörde nach.
Der erste Abschnitt der Forschungsfahrt im September widmet sich geophysikalischen Untersuchungen des Untergrundes mit dem Ziel, die dreidimensionale Ausdehnung der linsenförmigen Sulfidvorkommen im Meeresboden abzubilden. Während des zweiten Fahrtabschnitts im Oktober und November stehen Umweltuntersuchungen und die Suche nach neuen Sulfidvorkommen im Vordergrund. Hierbei kommt auch ein kanadischer Unterwasserroboter zum Einsatz, mit dem gezielte Probennahmen und flache Bohrungen am Meeresboden möglich sind.
Rohstoffe im Meeresboden – Erkundung unter internationalem Regelwerk
Unsere modernen Gesellschaften hängen von Metallrohstoffen ab. Trotz einer zum Teil hohen Recyclingquote sind diese Ressourcen global hart umkämpft. Die steigende Nachfrage und Rohstoffpreise verstärken einen weltweiten Trend zur Erkundung potenzieller mariner Ressourcen. Ziel der Erkundung ist es, mit Hilfe moderner rohstoffgeologischer Explorationstechniken Metallsulfidvorkommen zu identifizieren, die an den Austrittsstellen ehemals aktiver heißer Quellen am Meeresboden („schwarze Raucher“ / „black smoker“) entstanden sind.
Derzeit existieren in den Weltmeeren mehr als 400 Lokationen mit metallreichen Lösungsaustritten und Mineralausfällungen. Deren Erkundung findet unter dem Regelwerk der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) statt. Insbesondere der Schutz und der Erhalt der Meeresumwelt sind wichtige Bestandteile dieses Regelwerkes. Unter diesen Regularien hat auch die Bundesregierung mehrere Explorationslizenzen in den internationalen Gewässern erworben. Auf dieser Basis darf die BGR das Gebiet südöstlich von Madagaskar gezielt erkunden, Rohstoffpotenziale abschätzen und auch umfangreiche Untersuchungen zum Schutz und Erhalt der marinen Umwelt durchführen. Es ist die bereits neunte Explorationskampagne der BGR im Indischen Ozean nach Unterzeichnung des Lizenzvertrages mit der Internationalen Meeresbodenbehörde im Mai 2015.
Über die SONNE
Hightech-Schiff und Tiefsee – diese beiden Schlagworte vereint das Forschungsschiff SONNE als Alleinstellungsmerkmal. Das Forschungsschiff ist im Indischen und Pazifischen Ozean für die Deutsche Meeresforschung unterwegs. Zu den wissenschaftlichen Herausforderungen zählen neben angewandten Forschungsthemen in Hinblick auf den Klimawandel und seine Folgen, den Schutz der Ökosysteme in den Meeren, Umgang mit Naturgefahren, der Nutzung von Meeresressourcen auch die Grundlagenforschung. Vor allem wissenschaftlich und gesellschaftlich relevante Fragestellungen werden mit Hilfe der SONNE untersucht. Dabei ermöglicht das Schiff für Erkundungen mit seinen Drahtlängen von bis zu 12.000 m den Einsatz von wissenschaftlichen Geräten in der Tiefsee. Das Forschungsschiff wird von praktisch allen marinen Forschungsdisziplinen als Forschungsplattform genutzt. Nicht umsonst gilt die SONNE als eines der modernsten und leistungsfähigsten Forschungsschiffe weltweit. Das Forschungsschiff selbst ist energieeffizient und besonders umweltfreundlich.
Das aktuelle Schiff löste 2014 das 36 Jahre alte Forschungsschiff "Sonne" ab, das 1969 als Fischereischiff gebaut und 1977 zum Forschungsschiff umgebaut worden war. Das Bundesforschungsministerium übernahm den größten Teil der Kosten für den Schiffsneubau. Heimathafen der SONNE ist Wilhelmshaven.