Deutsche IPCC-Jahrestagung in Berlin: Austausch zwischen Klimaforschung, Politik und Gesellschaft über den Weltklimarat IPCC

Auf der Deutschen IPCC-Jahrestagung diskutierten Fachleute aus Klimaforschung, Politik, Verwaltung und Gesellschaft, welche wissenschaftlichen Themen besonders relevant für klimapolitische Entscheidungen und damit für die nächsten IPCC-Berichten sind.

Den Dialog über den Weltklimarat IPCC und wissenschaftliche Fragen im Zusammenhang mit dem Klimawandel aus verschiedenen Perspektiven fördern – so der Fokus der Deutschen IPCC- Jahrestagungen. Im Auftrag des Auswärtigen Amts und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung richtete die Deutsche IPCC-Koordinierungsstelle am 14. und 15. Mai 2024 die diesjährige Tagung in Berlin aus. Es nahmen rund 130 Fachleute aus Forschung, Regierung, Behörden, Nichtregierungsorganisationen, Verbänden und der Wirtschaft teil. Die Tagung stand unter der Überschrift „Der IPCC im politischen Prozess".

Aktuell beginnt der Weltklimarat die Arbeit an seinem siebten Sachstandsbericht. Bereits seit 1990 informiert der IPCC regelmäßig über den wissenschaftlichen Kenntnisstand zum Klimawandel. Er berichtet über beobachtete Veränderungen und über mögliche zukünftige Entwicklungen des Klimas. Darüber hinaus geht es um wirtschaftliche, soziale und technologische Maßnahmen zur Minderung der Emissionen von Treibhausgasen sowie um Anpassung an Klimaänderungen.

Im ersten Teil der Tagung informierten Beteiligte über Aktuelles aus dem IPCC. So berichtete unter anderem Dr. Oliver Geden, Leiter des Forschungsclusters Klimapolitik der Stiftung Wissenschaft und Politik und Vize-Vorsitzender der IPCC-Arbeitsgruppe III (Minderung des Klimawandels), über die Arbeit des IPCC-Vorstands und die Vorbereitungen für die kommenden IPCC-Berichte, die ab 2027 erscheinen sollen.

Mit einer Keynote über die Relevanz des IPCC für die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) eröffnete Dr. Ursula Fuentes-Hutfilter, Leiterin des Referats „Klimaaußenpolitik, internationaler Klimaschutz, UNFCCC" im Auswärtigen Amt, die Diskussion über die politische Relevanz des Arbeitsprogramms im siebten IPCC-Zyklus. Die Teilnehmenden tauschten sich in Gruppen darüber aus, welche konkreten Fragestellungen bezüglich der Themen „Klimawandel und Städte", „Anpassung an den Klimawandel", „Minderung des Klimawandels" und „Szenarien und Modelle" politisch besonders relevant sind und deshalb in den kommenden IPCC-Berichten betrachtet werden sollten. Ein übergreifendes Thema waren die wissenschaftlichen Informationen des IPCC für die zweite Globale Bestandsaufnahme des weltweiten Fortschritts bei der Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens im Jahr 2028.

Prof. Cordula Kropp (Direktorin des Zentrums für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung der Universität Stuttgart, Universität Stuttgart) bot mit einer Rede über „Vielfältiges Denken für vielfältige Städte" Gesprächsstoff für den Ausklang des ersten Tages.

Den zweiten Veranstaltungstag läutete Prof. Silke Beck (Leiterin des Lehrstuhls für Wissenschafts- und Techniksoziologie, Technische Universität München) mit einer Keynote zu „Vielfalt als Schlüssel zur politischen Legitimation" ein. In Gruppen erörterten die Teilnehmenden, Aspekte internationaler Repräsentation, Geschlechterausgewogenheit aus Nachwuchsbeteiligung. Zudem eruierte eine Gruppe neue inhaltliche Perspektiven für den IPCC im Hinblick auf die sich wandelnden Herausforderungen der verschiedenen Umweltkrisen und politischen Kontexte.

In der abschließenden Plenardiskussion ging es um die Frage, wie der IPCC sich weiterentwickeln und verändern könne. Der voranschreitende Klimawandel führt zu immer dringenderem Handlungsbedarf in Politik und Gesellschaft. Trotz umfassender wissenschaftlicher Belege reichen die Anstrengungen bei Minderung und Anpassung bei Weitem nicht aus, um die Pariser Klimaziele zu erfüllen. Gleichzeitig wird der Erkenntnisgewinn der Wissenschaft immer schneller. Damit die Politik auf Grundlage der aktuellsten Klimawissen handeln kann, ergeben sich für den IPCC neue Herausforderungen.

Prof. Hans-Otto Pörtner (Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar und Meeresforschung) fand als ehemaliger Ko-Vorsitzender der IPCC-Arbeitsgruppe II (Folgen, Anpassung, Verwundbarkeit) es sei „Zeit für Veränderung". In der Diskussion wurde der Wunsch an den IPCC deutlich, schneller und prägnantere Informationen für ambitioniertere Klimapolitik zu liefern. Andere verwiesen auf die Notwendigkeit, die oft sehr langwierigen Verfahrensregeln einzuhalten, um die Glaubwürdigkeit des IPCC als objektive Wissensquelle zu erhalten.

Hintergrund

Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) – oft als "Weltklimarat" bezeichnet – ist eine Institution der Vereinten Nationen. In seinem Auftrag bewerten seit mehr als 30 Jahren Fachleute weltweit den aktuellen Kenntnisstand zum Klimawandel aus wissenschaftlicher Sicht. Der IPCC bietet Grundlagen für wissenschaftsbasierte politische Entscheidungen, indem er unterschiedliche Handlungsoptionen aufzeigt, ohne jedoch Handlungsempfehlungen zu geben. Die Mitgliedsländer des IPCC sind an der Begutachtung der Berichte beteiligt und stimmen ihrer Veröffentlichung formell zu. Deshalb haben die Aussagen des IPCC politisch ein besonders großes Gewicht, und aufgrund seiner detaillierten Verfahrensregeln gelten seine Informationen als umfassend, verlässlich und ausgewogen.

Seit 1998 unterstützt die Deutsche IPCC-Koordinierungsstelle den Wissenstransfer zwischen Forschung und Klimapolitik. Damit unterstützt sie den Beitrag der deutschen Klimawissenschaft zum IPCC und die Politikrelevanz der IPCC-Berichte zu stärken. Die Auftraggeber der Koordinierungsstelle sind das Auswärtige Amt und das Bundesministerium für Bildung und Forschung.