Verbindung von Agrobiodiversität und Gesundheit: Ein ganzheitlicher Ansatz für die Landwirtschaft der Zukunft
Professorin Dr. Annette Prochnow und ihr Team vom Projekt DcropS4OneHealth erforschen, wie vielfältige Anbaumethoden gleichermaßen zur Förderung von Biodiversität und menschlicher Gesundheit beitragen können.
Annette Prochnow war schon als Kind von der Natur und allem Lebenden fasziniert. Diese Leidenschaft führte sie zu einem Studium der Pflanzenproduktion an der Humboldt-Universität zu Berlin, wo sie fundiertes Fachwissen erwarb und erste praktische Erfahrungen in der Landwirtschaft sammelte. Ihr Wunsch die komplexen Zusammenhänge in der Natur zu verstehen, führten sie schließlich zu den Agrarwissenschaften, die ihr tiefere Einblicke in die Zusammenhänge zwischen Landwirtschaft, Biodiversität und dem Menschen ermöglichten. „Ich wollte immer komplexe Zusammenhänge verstehen und zugleich etwas bewegen", beschreibt Annette Prochnow ihre Motivation, die sie bis in ihre heutige Forschung begleitet.
Vielfalt im Anbau als Schlüssel zur Gesundheit
Im Projekt DcropS4OneHealth, das von Annette Prochnow geleitet wird, widmet sich ein interdisziplinäres Team der Untersuchung der Beziehungen zwischen Agrobiodiversität und menschlicher Gesundheit. In einem groß angelegten Feldversuch in Brandenburg wird eine für die Region typische Fruchtfolge durch zusätzlichen Kulturpflanzenarten erweitert. Diese sollen die Biodiversität erhöhen, die Gesundheit der Pflanzen und Böden verbessern und letztlich auch die Konzentration gesundheitsfördernder Inhaltsstoffe in den Ernteprodukten steigern. „Wir nehmen an, dass eine größere Vielfalt im Anbau nicht nur die Biodiversität im Feld erhöht, sondern auch direkt die Gesundheit der Pflanzen stärkt und dadurch qualitativ hochwertige Lebensmittel entstehen," erklärt Annette Prochnow den Ansatz des Projekts.
Die Bedeutung der Mikroorganismen im Boden, die vermutlich als einige der ersten Lebewesen auf der Erde entstanden und eine entscheidende Rolle bei der Nährstoffversorgung der Pflanzen spielen, wird im Rahmen des Projekts besonders hervorgehoben. Annette Prochnow betont, dass diese Mikroorganismen nicht nur für die Pflanzengesundheit von zentraler Bedeutung sind, sondern auch indirekt Einfluss auf die menschliche Gesundheit haben könnten. Durch die Untersuchung der mikrobiellen Aktivität in den landwirtschaftlichen Flächen sollen Zusammenhänge erkannt werden, die bisher nur vermutet werden.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit für nachhaltige Erkenntnisse
Das Projekt ist dabei mehr als nur ein wissenschaftliches Experiment; es ist ein Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit von Wissenschaft, Landwirtschaft und regionalen Akteuren. Der enge Austausch mit einem landwirtschaftlichen Betrieb, dem Landschaftspflegeverein Potsdamer Kulturlandschaft und der Wirtschaftsförderung Berlin-Brandenburg ermöglicht es, praxisnahe Lösungen zu entwickeln und zugleich die wissenschaftlichen Erkenntnisse direkt in der Praxis zu testen. „Nur durch die Zusammenarbeit über Disziplinen hinweg können wir die komplexen Wechselwirkungen in Agrarökosystemen und ihre Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit verstehen", betont Annette Prochnow die Bedeutung der interdisziplinären Herangehensweise.
Wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische Anwendungen
Von dem Projekt erhofft sich Annette Prochnow nicht nur neue wissenschaftliche Erkenntnisse über die Wechselwirkungen zwischen Agrobiodiversität und Gesundheit, sondern auch praxisrelevante Erfahrungen für Landwirtinnen und Landwirte sowie nützliche Informationen für Verbraucherinnen und Verbraucher. Diese Kenntnisse sollen dabei helfen, eine Ernährung zu fördern, die sowohl gesundheitsfördernd als auch umweltfreundlich ist. „Wir wollen von dem umfangreichen Wissen und den Erfahrungen unserer Partner profitieren und die Bedarfe der Unternehmen und politischen Entscheidungsträgerinnen und –träger berücksichtigen", erläutert Annette Prochnow die Zielsetzung des Projekts.
Das Projekt DCropS4OneHealth zeigt, dass die Zukunft der Landwirtschaft in der Vielfalt liegt – nicht nur in der Natur, sondern auch in den Ansätzen und Methoden, mit denen die Herausforderungen unserer Zeit angegangen werden. Durch die enge Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis kann dieses Projekt neue Wege aufzeigen, wie Landwirtschaft und Gesundheit Hand in Hand gehen können.
BiodivGesundheit
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert mit der Bekanntmachung „Erforschung der Zusammenhänge zwischen Biodiversität und menschlicher Gesundheit" Forschungsprojekte, die grundlegende Beiträge zum Verständnis der Zusammenhänge zwischen einer biodiversen Umgebung und der menschlichen Gesundheit leisten. Die Fördermaßnahme ist Teil der 2019 gestarteten „Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt" (FEdA) des BMBF.