Jubiläum: Forschungsinfrastruktur IAGOS feiert 30-jähriges Bestehen

Seit dem ersten Messflug im Jahr 1994 hat die europäische Forschungsinfrastruktur IAGOS eine Messtechnik für Linien-Flugzeuge entwickelt, die regelmäßig umfangreiche Klimadaten aus der Atmosphäre liefert – mit langjähriger Unterstützung des BMBF.

Der Klimawandel wirkt sich immer stärker aus – doch wie können wir die klimatischen Veränderungen messen? Welche Daten stehen uns zur Verfügung, um fundierte Vorhersagen und Prognosen über die zukünftige Klimadynamik zu treffen? Um zuverlässige Klimadaten zu erhalten, wurde die europäische Forschungsinfrastruktur IAGOS (In-service Aircraft for a Global Observing System) aufgebaut. Heute feierten die IAGOS-Partner aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien ein Jubiläum: Vor 30 Jahren flog das erste Linien-Flugzeug mit Messgeräten, die den heutigen IAGOS-Geräten entsprechen. Schon zum Start dieses IAGOS-Vorläufers war es das Ziel, eine spezielle einheitliche Messtechnik für Linien-Flugzeuge zu entwickeln, diese mit Messgeräten auszustatten und somit regelmäßig umfangreiche Daten aus der Atmosphäre vom Boden bis maximal 13 Kilometer Höhe durch regulär durchgeführte Flüge zu gewinnen. Mit Erfolg: Aktuell sind zehn Flugzeuge der internationalen Gesellschaften Lufthansa, Air France, Cathay Pacific, China Airlines, Air Canada, Hawaiian Airlines, Eurowings und Iberia mit der IAGOS-Messtechnik ausgestattet und liefern in Fast-Echtzeit Daten über die Erdatmosphäre. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierte seit 2012 den Aufbau des deutschen Anteils – IAGOS-D – mit fast 19 Millionen Euro.

Bei der Jubiläumsfeier kamen rund 40 Vertreterinnen und Vertreter von beteiligten Forschungseinrichtungen und Kooperationspartnern in Toulouse, Frankreich, zusammen. Im Rahmen der Jubiläumsfeier erklärte Prof. Andreas Petzold, Koordinator von IAGOS Deutschland am Forschungszentrum Jülich: „Heute blicken wir auf ein Erfolgsbeispiel für gelungene Zusammenarbeit: In den 30 Jahren hat IAGOS von der Kooperation unter den eingebundenen Forschungseinrichtungen, Universitäten und Wetterdiensten aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien gelebt. Darüber hinaus hat IAGOS die Wissenschaft und kommerzielle Luftfahrt vereint. Denn regulär durchgeführte Flüge von internationalen Fluggesellschaften bringen die Daten direkt aus der Atmosphäre zum Boden – und fließen in unser Datenzentrum ein. Zusätzliche, klimaschädliche Flüge sind für die Messungen daher nicht notwendig. So gewinnen wir weltweit wertvolle Daten, die der gesamten Klimaforschung über einen freien und offenen Zugang zur Verfügung gestellt werden."

Von der Idee bis zum operationellen Betrieb

Nach der langjährigen, vom BMBF geförderten Aufbauarbeit durch die IAGOS-Mitglieder wurde die Infrastruktur vor zwei Jahren in den operationellen, dauerhaften eigenfinanzierten Betrieb übergeben. IAGOS wird heute vom Betreiberverein IAGOS-AISBL gesteuert. Die über IAGOS gewonnenen Messdaten sind für die Forschung frei und offen zugänglich und werden von rund 300 Organisationen weltweit genutzt. Von den Daten profitiert beispielsweise auch das vom BMBF geförderte Integrierte Treibhausgas-Monitoringsystems für Deutschland – ITMS, das aktuell aufgebaut wird. Das unabhängige Monitoringsystem soll künftig die Quellen und Senken von Treibhausgasen in Deutschland überwachen.

Was ist eine europäische Forschungsinfrastruktur?

Forschung findet zunehmend länderübergreifend statt. Um Forschung in bestimmten wissenschaftlichen Disziplinen weltweit zu erleichtern, werden sogenannte Forschungsinfrastrukturen geschaffen. Eine Forschungsinfrastruktur verbindet zentrale Organisationen wie etwa Forschungseinrichtungen, die den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern weltweit den Zugang zu Forschungsdaten oder Ressourcen wie zum Beispiel Supercomputern ermöglichen. Meist werden die Forschungsinfrastrukturen von mehreren Ländern finanziert, aufgebaut und betrieben. Mitglieder der Forschungsinfrastruktur IAGOS sind führende Forschungseinrichtungen, Universitäten und Wetterdienste aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien.