Starke europäische Nachhaltigkeitsforschung für zukunftssicheren Wohlstand innerhalb der planetaren Grenzen

Nach Auslaufen des aktuellen EU-Rahmenprogramms für Forschung und Innovation „Horizont Europa“ wird ab dem Jahr 2028 das 10. Rahmenprogramm (FP10) die Grundlage der europäischen Forschungs- und Innovationsförderung bilden. Ein zentrales Ziel ist es, mit Forschungs- und Innovationsimpulsen die Transformation zur Nachhaltigkeit voranzubringen. Mit einer Umfrage hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Input von Expertinnen und Stakeholdern dazu eingeholt, welche Themen und Ansätze aus Sicht der Fachszene berücksichtigt werden sollten. Die Ergebnisse werden in eine geplante Stellungnahme an die EU-Kommission einfließen.

Unter dem Titel „Ausgestaltung der Nachhaltigkeitsforschung im nächsten Rahmenprogramm der EU für Forschung und Innovation" war die Umfrage für Interessierte vom 30.08.2024 bis zum 22.09.2024 geöffnet. Sie wurde im Anschluss an den Workshop "Forschung für ein nachhaltiges Europa" im Februar 2024 mit ausgewählten Expertinnen und Experten durchgeführt. Im Fokus der Umfrage standen die Erfahrungen der Teilnehmenden mit der Forschung auf europäischer Ebene sowie die Nachhaltigkeitsthemen und Instrumente der zukünftigen EU-Forschungsförderung. Insgesamt haben 275 Personen an der Umfrage teilgenommen, von denen die meisten aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen (74 %) kamen. Etwa gleich viele Teilnehmende gaben an, schon an mindestens einem EU-Projekt teilgenommen (38 %) oder bisher noch keine Erfahrung mit EU-Forschung (40 %) zu haben. Etwa 22 % der Teilnehmenden haben mindestens einen Antrag für ein EU-Projekt gestellt.

 

Zukünftige Themen: wirkungsorientiert und transdisziplinär

Neben den Themen, die bereits im vorangegangenen Workshop erarbeitet wurden, gab es in der Umfrage besonders zu den Bereichen Kreislaufwirtschaft, Energie, Mobilität und Digitalisierung viele Impulse. Themenübergreifend wurden dabei von der Fachszene der Transfer von Forschungsergebnissen in die Anwendung sowie die gesellschaftliche Akzeptanz als Herausforderungen gesehen. Als wichtige Lösungsansätze hierfür werden insbesondere transdisziplinäre und partizipative Ansätze erachtet. Insgesamt sollte das nächste EU-Forschungsrahmenprogramm somit besonders wirkungsorientiert gestaltet werden.

Zukünftige Instrumente: Verschlankung der Antragstellung und Anschubfinanzierung

Der am häufigsten genannte Kritikpunkt ist der (bürokratische) Aufwand in der Antragstellung sowie die Durchführung der EU-Projekte. Zudem werden die vielfältigen Anforderungen an ein EU-Projekt als wenig praxisbezogen wahrgenommen. Viele wünschen sich daher für FP10 vereinfachte, klarere Beteiligungsregeln und Antragsverfahren sowie eine nahtlosere Verzahnung mit der nationalen Förderung.
Außerdem wurde häufig eine Anschubfinanzierung als wünschenswerte Unterstützung genannt. Ebenso werden Informationsveranstaltungen zu den Ausschreibungen und Beratungsangebote zur Antragstellung stark nachgefragt, wie sie die Nationale Kontaktstelle Bioökonomie und Umwelt anbietet. Daran zeigt sich, dass die bereits bestehenden Unterstützungsangebote gewünscht sind, aber ihre Sichtbarkeit erhöht werden sollte.

 

Hohe Relevanz der Nachhaltigkeitsforschung

Allgemein haben die Teilnehmenden ein starkes Vertrauen, dass es für die großen Herausforderungen wissenschaftliche Lösungen gibt und besonders die Nachhaltigkeitsforschung dabei einen wichtigen Beitrag leistet. Zahlreiche Antworten wiesen allerdings auch darauf hin, dass Polarisierungs- und Populismus-Tendenzen die Rahmenbedingungen für faktenbasierten Dialog und einen gesellschaftlich getragenen Wandel schwieriger machen. Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler drückten hier den Wunsch nach Unterstützung und verstärkte Maßnahmen der Wissenschaftskommunikation aus.