Neuer Bericht zum Anstieg des Meeresspiegels in Europa
Wie wirkt sich der Klimawandel auf die Ozeane aus? Was bedeutet dies für Europa – und insbesondere für die Küstenregionen? Diesen Fragen gingen Forschende im Rahmen der Initiativen JPI Climate und JPI Oceans nach, die auch vom BMBF gefördert werden.
Küstengemeinden, Ökosysteme und Infrastruktur – diese Bereiche sind am meisten bedroht, wenn es um den Anstieg des Meeresspiegels in Europa als eine der sichtbarsten und potenziell schwerwiegendsten Folge des Klimawandels geht. Die weitreichenden Auswirkungen für die Gesellschaft, Wirtschaft und die Biodiversität Europas unterstreichen die Notwendigkeit leicht zugänglicher wissenschaftlicher Informationen. Auf diesen Informationen basierend können maßgeschneiderte politische Maßnahmen getroffen werden. Dazu wurde aktuell der „Erste Europäische Bewertungsbericht zum Anstieg des Meeresspiegels" (1st European Assessment Report on Sea Level Rise) veröffentlicht. Der Bericht geht auf die gemeinsamen Bemühungen der beiden europäischen Initiativen zurück: Joint Programming Initiative „Connecting Climate Knowledge for Europe" (JPI Climate) und Joint Programming Initiative „Healthy and Productive Seas and Oceans" (JPI Oceans), die beide vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt werden. Über einen Zeitraum von drei Jahren erstellten über 70 führende Klima- und Meereswissenschaftler aus Belgien, Frankreich, Deutschland, Irland, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Spanien und Schweden den Bericht.
Am 8. November 2024 wurde der Bericht in einer virtuellen Auftaktveranstaltung rund 270 Teilnehmenden vorgestellt. So konnten Interessierte mehr über die Beobachtungen und Prognosen zum Anstieg des Meeresspiegels, die Auswirkungen, Anpassungsmaßnahmen und Herausforderungen für die Politik erfahren. Zudem gab es die Möglichkeit, an einer Fragerunde mit den Hauptautoren des Berichts teilzunehmen.
Vier Schwerpunkte nimmt die Publikation in den Fokus:
- Wissenslücken: Interessenvertreter aus Regierung und Wissenschaft haben Lücken in regionalen Prognosen zum Anstieg des Meeresspiegels, Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Küstenerosion, neu auftretende Bedrohungen wie das Eindringen von Salzwasser und den Bedarf an wirksamen Anpassungsstrategien ermittelt.
- Prognosen zum Anstieg des Meeresspiegels: Der Bericht beschreibt Prognosen unter verschiedenen Emissionsszenarien und hebt hervor, wie unterschiedlich diese in den verschiedenen Regionen Europas ausfallen.
- Auswirkungen auf Küstenregionen: Die Forschenden untersuchten die Anfälligkeit verschiedener Regionen, von der Arktis bis zum Mittelmeer, und beschrieben in der Publikation detailliert die Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs auf Infrastruktur, Ökosysteme und lokale Wirtschaft.
- Anpassungsstrategien: Zu den Empfehlungen gehören Ansätze zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit wie naturbasierte Lösungen, Küstenschutzmechanismen und eine Stadtplanung, die künftige Prognosen zum Meeresspiegelanstieg berücksichtigt.
Der Bericht richtet sich insbesondere an politische Entscheidungsträger, Praktiker und Küstenplaner in ganz Europa. Sie sollen durch die fundierte, wissenschaftliche Analyse zum Anstieg des Meeresspiegels unterstützt werden.
Hintergrund zu JPI Climate
Die Joint Programming Initiative „Connecting Climate Knowledge for Europe", kurz JPI Climate, ist eine Initiative europäischer Mitgliedsstaaten und assoziierter Mitglieder, um nationale Forschungsförderprogramme zur Klimaforschung durch gemeinsame Koordinierung und Finanzierung neuer europäischer Forschungsaktivitäten aufeinander abzustimmen. Die länderübergreifende Koordinierung der Klimaforschung zielt darauf ab, die öffentlichen Forschungs- und Entwicklungsressourcen durch die Schaffung von Synergien besser zu nutzen und die Zusammenarbeit zwischen Spitzenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler über die nationalen Grenzen hinweg zu erleichtern. JPI Climate verbindet verschiedene wissenschaftliche Disziplinen, ermöglicht grenzüberschreitende Forschung und verstärkt die Interaktion zwischen Wissenschaft und Praxis. Damit ist das Ziel der JPI Climate, die europäischen Anstrengungen zur Bewältigung der gesellschaftlichen Herausforderung des Klimawandels maßgeblich zu unterstützen.
Hintergrund zu JPI Oceans
JPI Oceans ist eine zwischenstaatliche europäische Initiative von derzeit 16 europäischen Ländern. Seit 2011 werden durch die JPI Oceans Gemeinsame Aktivitäten (Joint Actions) zum Schutz der Meere und Ozeane koordiniert. Ziel ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse über die Meere und Ozeane zu fördern, um nachhaltiges Ressourcenmanagement, Umweltschutz und ökonomische Entwicklung voranzutreiben. JPI Oceans koordiniert Forschungsprogramme und vertritt seine Mitglieder in strategischen Gremien sowie europäischen und internationalen Initiativen. Ein zentraler Aspekt ist die Förderung der "blauen Wirtschaft" im Einklang mit ökologischen Zielen. Ein wesentlicher Bestandteil des strategischen Portfolios ist auch das frühzeitige Fördern von neuen Themen. Trendsetzende JPI Oceans Initiativen neben der Joint Action Sea-level Rise umfassen Themen wie Mikro-Plastik, Unterwasserlärm, Lichtverschmutzung, Munition im Meer und Auswirkungen des Tiefseebergbau. Mit allen ihren Aktivitäten liefert die JPI Oceans wichtige Beiträge zu nachhaltigen Lösungen für die Herausforderungen der marinen Umwelt und die europäische und internationale Meerespolitik.