11. Nationales IPBES-Forum: Ursachen des Biodiversitätsverlustes und Wege zur Einleitung einer Trendwende

Der ungebremste Artenrückgang hat weltweit akute Auswirkungen auf alle Lebenssysteme. Auf dem 11. Nationalen IPBES-Forum wurde diskutiert, wie Artenverlust auch Wasser, Nahrung und Gesundheit betrifft und welche Optionen es für eine Trendwende gibt.

Der massive Verlust von Biodiversität trägt dazu bei, dass Ökosysteme weniger widerstandsfähig gegenüber Veränderungen sind, die unter anderem durch den Klimawandel verursacht werden. Damit erfasst die ökologische Doppelkrise aus Verlust der biologischen Vielfalt und Klimawandel sowohl Naturräume als auch besiedelte und genutzte Flächen, wobei der größte Teil der von Menschen genutzten Flächen auf die Landwirtschaft entfällt.
Der Rückgang der Artenvielfalt und die Veränderungen der Ökosysteme an Land, in Binnengewässern und in Ozeanen sind historisch beispiellos.

Auf dem 11. Nationalen IPBES-Forum diskutierten IPBES-Expertinnen und -Experten die Wechselwirkungen zwischen Biodiversität, Wasser, Nahrung, Gesundheit, den Schutz der Artenvielfalt an Land und in den Ozeanen und den Zusammenhang mit dem Klimawandels sowie Optionen zur Verwirklichung der Vision 2050 für Biodiversität.
Im Fokus der diesjährigen Veranstaltung standen zwei neue IPBES-Assessments, die auf der kommenden Vollversammlung des Weltbiodiversitätsrats IPBES (Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) in Windhuk, Namibia vom 10. bis 16. Dezember 2024 diskutiert und verabschiedet werden sollen.

Das sogenannte Nexus-Assessment widmet sich der Darstellung und Bewertung der Zusammenhänge zwischen Biodiversität, Wasser, Ernährung und Gesundheit im Kontext des Klimawandels. Dazu sagt Jun.-Prof. Dr. Lisa Biber-Freudenberger von der Universität Bonn und Leitautorin von Kapitel 2 des Nexus-Assessments: „Diese Krisen verstärken sich oft gegenseitig, wenn sie getrennt voneinander behandelt werden. Sie sollten deshalb gemeinsam angegangen werden. Der Nexus-Bericht gehört zu den ehrgeizigsten Arbeiten, die jemals von der IPBES-Community durchgeführt wurden, und bietet eine noch nie dagewesene Bandbreite an Reaktionsmöglichkeiten, um Entscheidungen und Maßnahmen zu ermöglichen. Der Nexus-Ansatz berücksichtigt die gegenseitigen Abhängigkeiten zwischen diesen Krisen und bietet ganzheitliche Lösungen, die die Ergebnisse in verschiedenen Sektoren und Systemen verbessern können." Dr. Stephanie Thomas, von der Universität Bayreuth und Leitautorin von Kapitel 3 des Nexus-Assessments ergänzt: „Dieses Assessment beleuchtet auch die zukünftigen Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Umweltkrisen bis zum Jahr 2100. Es werden typische Szenarien vorgestellt, die darauf abzielen, den Nutzen für Biodiversität, Wasser, Nahrung, Gesundheit und das Klimasystem ausgewogen zu maximieren. Der Bericht untersucht außerdem die Kosten des Nichthandelns angesichts mehrerer gleichzeitiger Umweltkrisen und unterstützt somit die Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung, des Globalen Biodiversitätsrahmens von Kunming-Montreal und des Pariser Abkommens."

Das „Assessment zu Transformativem Wandel" widmet sich den zugrunde liegenden Ursachen des Biodiversitätsverlusts sowie den Hindernissen und Handlungsoptionen für eine gerechte und nachhaltige Welt. Prof. Dr. Tobias Plieninger von der Universität Göttingen und Universität Kassel sowie Leitautor von Kapitel 4 des Assessments zu Transformativem Wandel sagt: „Das Globale IPBES-Assessment zu Biodiversität und Ökosystemleistungen von 2019 hat deutlich gemacht, dass wir unsere Ziele zur nachhaltigen Entwicklung nur durch transformativen Wandel erreichen können – eine grundlegende systemweite Re-Organisation in Technologie, Wirtschaft und Gesellschaft. Dazu müssen wir die Hindernisse, aber noch wichtiger, die Handlungsoptionen für eine gerechtere und nachhaltigere Welt besser verstehen." Dr. Kristina Raab, Senior Manager der Biodiversity Initiative, Global Fishing Watch und Leitautorin von Kapitel 5 dieses Assessments führt weiter aus: „Wir haben Visionen verglichen und bewertet, welche Einflussfaktoren für einen transformativen Wandel ausschlaggebend sind. Das Assessment bietet Strategien und Handlungen mit dem größten Potenzial für transformativen Wandel und gerechte Übergänge hin zur Verwirklichung der Vision 2050 für Biodiversität."
In zwei parallelen Arbeitsgruppen sollte die gemeinsame Analyse und Diskussion der Entwürfe der Zusammenfassung der beiden Assessments anhand von Leitfragen sicherstellen, dass wissenschaftlich fundierte, politikrelevante Fragen berücksichtigt werden und Grundlagen für die Verhandlungen der deutschen Bundesregierung auf der Vollversammlung von IPBES im Dezember bilden.

Die Deutsche IPBES-Koordinierungsstelle veranstaltet jährlich im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) das Nationale IPBES-Forum, um Akteure aus Wissenschaft, Politik und Nichtregierungsorganisationen über die laufenden Aktivitäten des Weltbiodiversitätsrats zu informieren und gibt so Impulse für kommende IPBES-Vollversammlungen.