BMBF-Projekt ButoVal: Anlage zur Verarbeitung von Buschbiomasse hilft, Savannen in Namibia wiederherzustellen

Die landwirtschaftliche Leistung von Namibias Savannen ist in den letzten Jahrzehnten um zwei Drittel geschrumpft. Grund: Die Verbuschung des Graslands. Das BMBF-Projekt ButoVal hat nun eine Anlage vorgestellt, die Buschbiomasse effektiv verarbeiten kann.

Die Landwirtschaft in Namibia steht vor großen Herausforderungen: In den letzten Jahrzehnten ist die landwirtschaftliche Produktivität der Savannen um zwei Drittel zurückgegangen. Grund ist der Verlust von Weideland in den Savannen, das für die Viehzucht genutzt wird. Die Savannen sind derzeit stark von sogenannter Verbuschung betroffen. Als Verbuschung wird die übermäßige Ausbreitung von Gehölzen auf Grasland bezeichnet, wodurch die grundlegende Vegetation für die Viehzucht, wie etwa Gräser, verdrängt wird und sowohl das Futter wie auch das Weideland verloren gehen. Auch für Wildtiere verringert sich durch die Verbuschung die Nahrungsgrundlage. Die Ursachen für die Verbuschung liegen in der Überweidung, der Verhinderung von großflächigen Tierbewegungen durch Zäune und in der Unterdrückung von Feldbränden. Die Verbuschung betrifft inzwischen etwa 45 Millionen Hektar Landfläche allein in Namibia.

Die Folgen der Verbuschung: Ernteausfälle, wirtschaftliche Schäden und soziale Probleme

Diese Verbuschung führt zu enormen wirtschaftlichen Schäden und sozialen Herausforderungen. Denn von den landwirtschaftlichen Herausforderungen sind besonders die einkommensschwachen Landbesitzer und Pächter von kommunalen Flächen betroffen und in ihrer Existenz gefährdet. Über die wirtschaftliche Dimension hinaus, stellt die Verbuschung auch ein Problem für die Biodiversität und den zunehmend schwindenden Wasserhaushalt Namibias dar. Die – meist sehr dornigen – Büsche verdrängen den natürlichen Lebensraum der offenen Savanne und damit auch die angepasste Flora und Fauna. Unter anderem wird der Gepard durch die Verbuschung einem hohen Verletzungsrisiko bei der Jagd ausgesetzt und somit in seiner Verbreitung eingeschränkt. So setzen Schutzbemühungen für diese Spezies gezielt auf die Wiederherstellung offener Savanne.

Technische Lösung stand bisher vor großen Herausforderungen

Bisher existierte jedoch keine nachhaltige, technisch und wirtschaftlich machbare Lösung, um die Verbuschung Namibias einzudämmen und die gerodete Buschbiomasse vollständig zu nutzen. Teilweise werden – mit geringem Erfolg – Herbizide zur Bekämpfung von Gehölzen (Arborizide) eingesetzt, um die Ausbreitung der Sträucher zu bremsen. Die bisher eingesetzten Ernteverfahren für diese Büsche nutzen nur einen Teil der entfernten Gehölze und belassen Äste mit Dornen auf der Fläche, das verhindert jedoch die Nutzung des neu aufkommenden Grases als Viehfutter.

Eine vollständige und wirtschaftliche Verwertung des Materials, das sich aus der Entbuschung ergibt, ist aufgrund der extremen Bedingungen in den namibischen Savannen technisch äußerst anspruchsvoll: Die Büsche haben besonders hartes Holz. Staub und Hitze wiederum verringern die Einsatzbereitschaft der Maschinen um bis zu 70 Prozent. Zudem fehlt es bisher an lokalen Wartungsmöglichkeiten.

ButoVal mit innovativer Lösung: An die Savannen angepasste Ernte- und Verarbeitungsanlage für die Herstellung wiederverwertbarer Biomasse

Nun hat das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt ButoVal ("Bush to Value") eine neue Anlage in Witvlei, 150 km östlich von Windhuk, vorgestellt. Am 11. März 2025 fand die Einweihungsveranstaltung mit mehr als 100 Teilnehmenden statt, darunter der Regionalgouverneur von Omaheke, Pijoo Nganate, und zahlreiche Stakeholder aus der Biomasseindustrie.

Die neue Buschholz-Verwertungsanlage verarbeitet gebündelte Schnittgutballen durch Zerkleinerung, Entrindung sowie Sortierung und bereitet so das Material für weitere Veredlungsschritte auf. Mögliche Anschlussprodukte aus dieser Biomasse sind zum Beispiel Bio- und Holzkohle, Holzpellets, Hackschnitzel oder Biodiesel. So können nachhaltig nutzbare Ressourcen gewonnen werden. Vor allem für ländliche Regionen bedeutet die Produktion von Buschbiomasse Chancen für die Energieversorgung, Arbeit, Bildung und Entwicklung. Darüber hinaus kann das Land nach dem Abholzen der Buschgewächse wieder als Weide- und Futterland genutzt werden. So profitiert die lokale Landwirtschaft gleich mehrfach.

Die Testanlagen erlauben einen Realbetrieb, sind aber noch nicht final justiert, sondern vielmehr adaptierbar und liefern somit die Datengrundlagen für die wirtschaftlich-technische Machbarkeit als Ausgangspunkt für die Kommerzialisierung. In den kommenden Monaten wird das Projekt die Anlage daher weiter an allen Stellen der Produktionskette optimieren – von der Ernte, über die Konfektionierung bis hin zu Ansätzen zur Produktvermarktung

Das BMBF fördert das Projekt ButoVal während einer Projektlaufzeit von drei Jahren mit etwa 1,8 Millionen Euro.

Eckdaten zum Projekt ButoVal

- Laufzeit: 01.04.2023 - 31.03.2026
- Fördervolumen: 1,8 Millionen Euro
- Koordinator: Hochschule Trier, Umwelt-Campus Birkenfeld, Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS)
Projektpartner:
Deutschland:
- Dienstleistungs- und Consulting mbH (DHG), HAAS Holzzerkleinerungs- und Fördertechnik GmbH (Haas), CLAAS Global Sales GmbH (Claas), Amandus Kahl GmbH & Co. KG (Kahl)
Namibia:
Namibia University of Science and Technologie (NUST), lokaler Biomasseindustrieverband (NBiG), Namibia Nature Foundation (NNF), Charcoal Association of Namibia (CAoN)
Weitere Informationen siehe Projekthomepage: https://bmbf-client.de/projekte/butoval