Internationales Projekt: Neue Karte zeigt Antarktis unter Eisschild
Die bisher detaillierteste Karte der Antarktis wurde von einem Team internationaler Wissenschaftler mit Beteiligung des Alfred-Wegener-Instituts erstellt. Die Karte mit dem Namen Bedmap3 umfasst mehr als sechs Jahrzehnte an Vermessungsdaten, die mit Flugzeugen, Satelliten, Schiffen und sogar Hundeschlitten gesammelt wurden - unter anderem im Rahmen von BMBF geförderten Projekten. Die Ergebnisse werden in der Zeitschrift Scientific Data veröffentlicht.
Die Karte zeigt den weißen Kontinent so, als ob die auf ihm lastenden 27 Millionen Kubikkilometer Eis entfernt worden wären. Sie enthüllt bislang verborgene Orte der höchsten Berge und der tiefsten Canyons. So wurde der Messpunkt mit dem dicksten darüber liegenden Eis neu definiert. Frühere Erhebungen sahen diesen Ort im Astrolabe-Becken. Die Neuauswertung der Daten zeigt jedoch, dass es sich um einen Canyon bei 76.052°S, 118.378°E handelt. Das Eis ist hier 4.757 m dick und damit ungefähr so hoch wie der Mont Blanc.
Bedmap3 wird zu einem wichtigen Instrument, um zu verstehen, wie die Antarktis auf eine Klimaerwärmung reagieren könnte. Denn die Karte ermöglicht den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die Wechselwirkungen zwischen dem Eisschild und dem Untergrund zu genauer zu untersuchen. „Dies sind die grundlegenden Informationen, die die von uns verwendete Computermodelle untermauern, um zu untersuchen, wie das Eis über den Kontinent fließen wird, wenn die Temperaturen steigen“, sagt Dr. Hamish Pritchard, Glaziologe am BAS und Hauptautor der Studie.
Bedmap3 ist die dritte Version einer Karte, die ein Bild des Gesteinsuntergrunds der Antarktis zeichnet. Die Arbeiten daran begannen im Jahr 2001. Sie enthält mehr als doppelt so viele Datenpunkte wie die vorherigen (82 Millionen), die in einem 500 Meter großen Raster unterteilt wurden. Die jüngsten Erhebungen in der Ostantarktis, entlang der antarktischen Halbinsel und der westantarktischen Küste haben damit große Wissenslücken geschlossen.
Auch die Umrisse der tiefen Täler sind besser dargestellt. Das gilt auch für die Stellen, an denen felsige Berge aus dem Eis herausragen. Die neuesten Satellitendaten haben auch die Höhe und Form des Eisschildes und die Dicke der schwimmenden Schelfeise, die sich am Rande des Kontinents über den Ozean schieben, genauer erfasst. Die Landschaft des Gesteinsbodens unter dem Eis der Antarktis wurde mit mehreren Technologien erfasst, darunter Radar, Schallwellen und Schwerkraftmessungen.
„Generell ist klar geworden, dass der antarktische Eisschild dicker ist als bisher angenommen und ein größeres Volumen an Eis hat", sagt Prof. Dr. Olaf Eisen, Glaziologe am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI). "Besonders wichtig ist das am Rande des Kontinents, wo das Eis in Kontakt mit dem Ozean steht. Dadurch erhöht sich das Risiko, dass mehr Eis schmilzt durch das Eindringen von wärmerem Ozeanwasser.“ Gemeinsam mit anderen AWI-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hat er wichtige Daten von Messkampagnen mit den Polarflugzeugen Polar 5 und Polar 6 zu der neuen Karte beigetragen.
Die neuen Daten liefern faszinierende Statistiken über den fünftgrößten Kontinent:
- Gesamtvolumen des antarktischen Eises: 27,17 Millionen Kubikkilometer
- Gesamtfläche des antarktischen Eises: 13,63 Millionen Quadratkilometer
- Mittlere Dicke des antarktischen Eises: 1.948 Meter
- Globaler Meeresspiegelanstieg, sollte das gesamte Eis schmelzen: 58 Meter
- Tiefster Punkt unter dem Meeresspiegel: -2.973 Meter (unter Byrd-Gletscher)
- Prozentsatz der unter dem Meeresspiegel liegenden Fläche: 46,7%
Die Studie:
Pritchard, H.D., Fretwell, P.T., Fremand, A.C. et al. Bedmap3 updated ice bed, surface and thickness gridded datasets for Antarctica. Scientific Data (2025). DOI: 10.1038/s41597-025-04672-y
Welttag der Gletscher 2025
Im Rahmen des Internationalen Jahres der Erhaltung der Gletscher 2025 wurde erstmals ein Welttag der Gletscher am 21. März von den Vereinten Nationen ausgerufen. Dieser Tag sowie der unmittelbar folgende Weltwassertag (22. März) stehen im Blickpunkt zahlreicher Veranstaltungen in New York City und am UNESCO-Hauptsitz in Paris. Gleichzeitig bilden diese Veranstaltungen den Auftakt der UN-Dekade für Kryosphärenwissenschaften (2025–2034).
Die Eisschmelze hat bereits verheerende Auswirkungen. Weltweit schrumpfen viele der rund 275.000 Gletscher immer schneller - sowohl in den Hochgebirgen als auch in den polaren Regionen. Zwischen 2012 und 2023 war der Schwund um ein Drittel größer als in den zehn Jahren davor, wie eine aktuelle Studie der Schweizer Universität Fribourg zeigt. Die Auswirkungen der Gletscherschmelze in Grönland wurden in dem vom BMBF geförderten Projekt GROCE untersucht.