Wissenschaft trifft Klimapolitik: Der BMBF-„Science for Action Evening“ auf der COP 29
Der BMBF-„Science for Action Evening“ auf der COP29 bot einen direkten Austausch zwischen Delegierten, Forschenden und Teilnehmenden aus der Zivilgesellschaft. So wurde das gegenseitige Verständnis über Wissensbedarfe und -angebote gestärkt.
Seit einer Woche laufen in Baku, Aserbaidschan, auf der diesjährigen Weltklimakonferenz (COP29) die klimapolitischen Verhandlungen. Begleitend findet eine Messe mit einer Vielzahl von Länder- und thematischen Pavillons statt. Dort tauschen sich Vertreterinnen und Vertreter aus Forschung, Politik und Zivilgesellschaft zu vielen Themen im Zusammenhang mit dem Klimawandel aus, diskutieren Lösungsansätze und informieren sich über neue Entwicklungen.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) setzt sich auch bei der diesjährigen COP dafür ein, diesen Dialog zu stärken. Denn: Ohne wissenschaftsbasierte Fakten kann es keine Verhandlungen geben. Forschung liefert das Wissen, das in der Klimapolitik benötigt wird, um unterschiedliche Handlungsoptionen abzuwägen und Entscheidungen treffen zu können.
Plattform für fachlichen Austausch zwischen Delegierten, Forschenden und Zivilgesellschaft
Der BMBF-„Science for Action–Evening" im deutschen Pavillon am 16. November 2024 bot Expertinnen und Experten aus Forschung, Verhandlungen und Zivilgesellschaft ein Forum für intensive Gespräche.
Als Einstieg in die Veranstaltung beschrieb der Vorsitzende des Weltklimarats IPCC Jim Skea (Imperial College, London), wie im Sechsten IPCC-Sachstandsbericht vor allem auf die Diskrepanz zwischen nationalen Klimazielen (Nationally Determinded Contributions, NDCs) und den tatsächlich notwendigen Emissionssenkungen für die Einhaltung der Pariser Klimaziele eingegangen wurde. Diese Lücke wird auch Emissions- oder Ambitionslücke genannt. Eine weitere Lücke klafft jedoch zusätzlich zwischen den NDCs und deren tatsächlicher Umsetzung. Um diese zu schließen, würden weitere Erkenntnisse über konkrete Handlungsoptionen und deren Wirksamkeit benötigt, zum Beispiel aus der Ex-post-Evaluierung von bereits umgesetzten Maßnahmen. Dies sei eines der Ziele für die kommenden IPCC-Berichte.
Nach dieser Einführung wurden die vier Themen für die anschließenden Diskussionsgruppen von Expertinnen und Experten aus Politik und Wissenschaft vorgestellt. Dabei ging es um die politische und die wissenschaftliche Perspektive zu wirksamen Maßnahmen in den Bereichen Minderung, Anpassung und Klimafinanzierung sowie zur Inklusivität von Maßnahmen.
Die Vorstellung der vier Themenschwerpunkte im Überblick:
1. Minderung
Aktuelle Klimaschutzmaßnahmen der Bundesregierung und inwiefern diese auf wissenschaftlichen Befunden beruhen, wurde von Elias Spiekermann vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz vorgestellt. Neil Grant von Climate Analytics ging anschließend unter anderem darauf ein, wie Forschung schnelle Senkungen von Emissionen besonders unterstützen kann.
2. Anpassung
Aus Forschungsperspektive berichtete Richard Klein vom Stockholm Environment Institute zum Stand der wissenschaftlichen Diskussion zur Messbarkeit von Anpassungsfortschritt und möglichen Schwerpunkten für den kommenden, Siebten IPCC-Sachstandsbericht. Von der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit gab Britta Horstmann einen kurzen Überblick über die aktuellen Anpassungsthemen in den Verhandlungen, darunter die Nationalen Anpassungspläne und das Globale Anpassungsziel. Das sogenannte Global Goal on Adaptation (GGA) zielt darauf ab, die Anpassungsbemühungen weltweit zu erhöhen und die Länder, die am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind, zu unterstützen.
3. Klimafinanzierung
Eines der Hauptthemen der diesjährigen Verhandlungen ist die Formulierung eines Neuen Gemeinsamen Finanzierungsziel (New Collective Quantified Goal, NCQG). Thomas Wencker vom Deutschen Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit zeigte auf, inwiefern aktuell evaluierte Finanzflüsse tatsächlich zur Minderung des Klimawandels beitragen. Auf diese Erkenntnisse ging Hendrikje Reich vom Auswärtigen Amt in ihrem Beitrag über die unterschiedlichen Aspekte der aktuellen Verhandlungen zur Klimafinanzierung ein. Sie betonte außerdem den Bedarf an rechtzeitig und übersichtlich bereitgestellten Forschungsergebnissen für die Verhandlungen.
4. Inklusivität von Maßnahmen
Marie-Claire Graf (Youth Negotiators Academy) und Debora Ley (UN Economic Commission for Latin America and the Caribbean) schilderten die Bedeutung der Beteiligung unterschiedlicher Interessensgruppen und betroffener Gemeinschaften bei der Planung von Maßnahmen, um deren Wirksamkeit zu erhöhen.
Im Anschluss an die Präsentationen diskutierten die Teilnehmenden vor Ort in Kleingruppen Details zu unterschiedlichen Aspekten der jeweiligen Themen. Auch die Gespräche nach den Diskussionsrunden boten Gelegenheit Kontakte zu knüpfen und ermöglichten so einen weiteren Austausch.
Eine Aufzeichnung (ohne Gruppendiskussionen) finden Sie auf der Webseite des Deutschen Pavillons.