Nachwuchsgruppe bringt „Digitalisierung und Nachhaltigkeit“ auf die Agenda - Zwischen Suffizienz und Rebound-Risiken: Die Gratwanderung der Digitalisierung
Die vom BMBF im Rahmen der FONA-Strategie geförderte Nachwuchsforschungsgruppe „Digitalisierung und sozial-ökologische Transformation: Zwischen Rebound-Risiken und Suffizienz - Chancen digitaler Dienstleistungen“ endet nach sechs Jahren Forschung. Nun liegen zahlreiche Ergebnisse sowie erfolgreich abgeschlossene Qualifizierungsarbeiten vor.
Von 2016 bis 2022 beschäftigte sich die Nachwuchsforschungsgruppe der TU Berlin und des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) unter der Leitung von Prof. Dr. Tilman Santarius damit, wie und ob Digitalisierung und Nachhaltigkeit vereinbar sind. Neben dem politischen und öffentlichen Agenda-Setting des Themas Digitalisierung und Nachhaltigkeit wurden konkrete vielzählige Erkenntnisse zu den Auswirkungen der Digitalisierung auf Energie- und Ressourcenverbrauch, Wirtschaftswachstum und Konsumverhalten unter besonderer Berücksichtigung von Rebound-Effekten gewonnen. Die Chancen der Digitalisierung zu Suffizienz beizutragen wurden unter anderem in dem mehrdimensionalen Konzept der Digitalen Suffizienz untersucht.
Vielfältiges Programm auf der Abschlussveranstaltung
Den Abschluss des Projektes kürte am 20. Juni 2022 die Abschlussveranstaltung in Berlin. Rund 100 Teilnehmende waren vor Ort und nahmen neben Vorträgen zu Rebound-Effekten der Digitalisierung und Digitale Suffizienz an Dialog-Sessions zu Online-Konsum, Digitalisierung und grünem Wachstum, Smart Home und dem digitalisierten Alltag teil. Auf der Abschlussdiskussion haben Dr. Steffi Ober vom NABU, Dr. Vivian Frick vom IÖW und Prof. Dr. Ortwin Renn von IASS zu der Frage diskutiert, wie sich Technologieförderung, die häufig einseitig auf Innovation und Wirtschaftswachstum ausgerichtet wird, auch integral zur Förderung ökologischer Ziele wie Klimaschutz und Ressourceneffizienz gestalten lässt.
Die Dokumentation der Abschlussveranstaltung inklusive der Vortrags-Präsentationen sind auf der Webseite des Projektes zu finden.
Die wichtigsten Forschungsergebnisse im Überblick
Ausgewählte Forschungsergebnisse zu Umweltwirkungen der Digitalisierung unter besonderer Berücksichtigung von Rebound-Risiken:
- Die positiven und negativen ökologischen Effekte der Digitalisierung heben sich ungefähr auf. Dies wurde in Bezug auf Energieverbrauch und CO2-Emissionen sowohl auf Makro-Ebene für OECD-Länder und auf Mikro-Ebene für Smart Home und Online-Shopping festgestellt.
- Gründe dafür sind:
- geringe Verbesserungen der Energie- und Ressourcenproduktivität
- hoher ökologischer Fußabdruck der Digitalisierung, also hohe Ressourcen- und Energieintensität bei der Herstellung und Wartung von Endgeräten, Infrastruktur und Servern
- Rebound-Effekte, die digitale Innovationen und die Energieeffizienz beziehungsweise Zeiteffizienz oder Verhaltenskosten steigern, wodurch sich der Energie- und Ressourcenverbrauch erhöht
- erhöhte Nachfrage aufgrund von Induktionseffekten, das heißt durch mehr digitale Optionen.
Ausgewählte Forschungsergebnisse zu Suffizienz-Chancen der Digitalisierung
- Das mehrdimensionale Konzept Digitale Suffizienz besteht aus vier Dimensionen: Hardware-Suffizienz, Software-Suffizienz, Nutzer(innen)-Suffizienz und ökonomische Suffizienz.
- Durch die Digitalisierung wird der Zugang zu suffizienzorientierten Konsumalternativen erleichtert. Tracking, Algorithmen und Social Media verstärken aber gleichzeitig die konsumstimulierenden Wirkungen von Werbung. Suffizienzfördernde Marketingstrategien bieten Unternehmen eine Möglichkeit, Suffizienz zu unterstützen.
Akademische Erfolge der Nachwuchsforschungsgruppe
Im Rahmen der Nachwuchsforschungsgruppe sind eine Juniorprofessur, zwei abgeschlossene Promotionen und eine fertig eingereichte Promotionsarbeit entstanden. Eine Promotionsarbeit und eine Habilitation werden bis Ende 2022 abgeschlossen.
Bücher zum Download
Zwei Bücher mit Ergebnissen aus dem Projekt wurden veröffentlicht:
„Smarte grüne Welt" und „Was Bits und Bäume verbindet".
Forschungsergebnisse auch in Kurz-Videos
Damit die zentralen Forschungsergebnisse aus allen wissenschaftlichen Qualifikationsarbeiten auch für die interessierte Öffentlichkeit leicht verständlich sind, hat die Nachwuchsforschungsgruppe zum Ende der sechsjährigen Projektlaufzeit sieben Kurz-Videos erstellt und auf der Abschlusskonferenz präsentiert.
Inhaltliche Schwerpunktthemen:
1. Entkopplung & Wachstum
2. Smarthome Systeme
3. Soziotechnische Visionen der Digitalisierung
4. Digitaler Konsum
5. Suffizienzförderndes Marketing
6. Beschleunigung
Die Videos sind auf der Projekt-Website sowie in der FONA-Mediathek verfügbar.
Infografiken und Postkartenmotive zum Nachdenken
Während des Projekts sind auch Produkte entstanden, die das Thema "Digitalisierung und Nachhaltigkeit" verbildlichen. Neben Infografiken sind hier exemplarisch die Postkartenmotive zu nennen. Diese und weitere Motive stehen auf der Projektwebsite zum Download bereit.
Digitalisierung und Nachhaltigkeit – Wie geht es weiter?
Community - Menschen aus der Umwelt- und aus der Tech-Szene zusammenbringen
Die Nachwuchsgruppe initiierte die Bits & Bäume-Bewegung sowie das Forum Bits & Bäume. Vom 30. September bis zum 2. Oktober 2022 gibt es eine zweite große Bits & Bäume Konferenz in Berlin, welche die Nachwuchsforschungsgruppe erneut angestoßen und mit 11 anderen Organisationen vorbereitet hat. Die Nachwuchsforschungsgruppe freut sich, dass der Diskurs und die Vernetzung rund um Digitalisierung und Nachhaltigkeit auch nach Beendigung des Projektes weitergeht.
Mehr Informationen zur Bits & Bäume Konferenz 2022
Zur Website des Projekts: https://www.nachhaltige-digitalisierung.de/