Im Dialog: Diskussion zu „Klima und Freiheit schützen – wie kann das gelingen?“

Im Rahmen des BMBF-Wissenschaftsjahres 2024 – Freiheit diskutierten Expertinnen und Experten aus verschiedenen gesellschaftswissenschaftlichen Perspektiven Fragen rund um Klima und Freiheit – und wie beides zusammen gelingen kann.

Schränkt Klimaschutz die Freiheit ein – oder ist Klimaschutz die Voraussetzung für Freiheit? Hier gehen die Meinungen oft auseinander. Im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2024 – Freiheit setzten das Deutsche Klima-Konsortium, die Humboldt-Universität zu Berlin und das Bundesministerium für Bildung und Forschung das Thema Freiheit in den Kontext des Klimawandels. Am 5. November 2024 folgten rund 80 Interessierte der Einladung zur Dialogveranstaltung „Klima und Freiheit schützen – wie kann das gelingen? Gesellschaftswissenschaftliche Perspektiven im interdisziplinären Dialog".

Bei der Paneldiskussion stellten Prof. Dr. Frank Adloff (Soziologie, Universität Hamburg), Prof. Dr. Klaus Eisenack (Ökonomie, Humboldt-Universität zu Berlin), Prof. Dr. Angela Oels (Politikwissenschaft, Universität Augsburg), Prof. Dr. Lisa Schipper (Geographie, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn) und Prof. Dr. Angela Schwerdtfeger (Rechtswissenschaft, Georg-August-Universität Göttingen) ihre verschiedenen Perspektiven dar und erörterten die unterschiedlichen Zusammenhänge von Klimaschutz und Freiheit.

So warnte Soziologe Prof. Dr. Frank Adloff davor, Freiheit allein auf Konsummöglichkeiten oder persönliche Entfaltung zu reduzieren: „Freiheit hat eine Gemeinwohlseite, die künftig auch das ökologische Wohl umfassen muss." Für den Ökonomen Prof. Klaus Eisenack liegt der Schlüssel im Umgang mit dem Klimawandel und der Sicherung von Freiheit im kollektiven Handeln – sowohl global als auch lokal.

Die Frage des Gemeinwohls ist eng verknüpft mit der Generationengerechtigkeit. Das Bundesverfassungsgericht hat 2021 den Begriff der „intertemporalen Freiheitssicherung" geprägt, der besagt, dass der Schutz des Klimas die Freiheit zukünftiger Generationen garantiert. Rechtswissenschaftlerin Prof. Angela Schwerdtfeger brachte die Feststellung des Bundesverfassungsgerichts auf den Punkt: „Klimaschutz heute sichert Freiheitsausübung morgen."

Mit der Politikwissenschaftlerin Prof. Angela Oels wurde das Spannungsfeld von Freiheit und Klimaschutz auf internationaler, staatlicher Ebene diskutiert. „Das freiheitliche, neoliberale Regieren mit selbstgewählten nationalen Klimaschutzbeiträgen hat fast alle Staaten zur Unterzeichnung des Pariser Abkommens bewegt", konstatiert Prof. Oels. „Aber leider steigen die globalen Emissionen trotzdem jedes Jahr auf neue Rekordhöhen. Das Problem wird mit neoliberalen Instrumenten verwaltet, aber nicht gelöst. Ein Paradigmenwechsel ist ausgeblieben."
Auch Geographin Prof. Lisa Schipper betonte, dass Freiheit nur dann angestrebt werden kann, wenn man alle Menschen miteinbezieht. „Ohne Emissionsreduzierung werden insbesondere die Freiheiten der Menschen des Globalen Südens und der marginalisierten Menschen im Globalen Norden beschränkt", so Prof. Schipper.

Im Anschluss an die Paneldiskussion bot sich den teilnehmenden Gästen – darunter Studierende sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger – die Gelegenheit, in den direkten Austausch mit den Expertinnen und Experten der Paneldiskussion zu treten und sich zu individuellen Fragen und Meinungen auszutauschen.

Die Veranstaltung fand im Rahmen der KOSMOS-Lesungen der Humboldt-Universität zu Berlin und der Berlin Science Week 2024 statt. Die inhaltliche Ausgestaltung der Veranstaltung führte das Deutsche Klima-Konsortium durch.

 

Die Wissenschaftsjahre des Bundesministeriums für Bildung und Forschung

Seit mehr als 20 Jahren finden die Wissenschaftsjahre als zentrale Aktivität des Bundesministeriums für Bildung und Forschung statt, um den Dialog zwischen Wissenschaft und Bevölkerung zu stärken. Jedes Jahr steht ein neues, interdisziplinäres Zukunftsthema im Zentrum, das unterschiedliche Perspektiven auf Innovationen, Schlüsseltechnologien und gesellschaftliche Herausforderungen aufgreift.
Das Wissenschaftsjahr in 2024 widmet sich dem Wert und der Bedeutung von Freiheit und beleuchtet sie in unterschiedlichsten Dimensionen: Freiheit im Jahr 2024, Freiheit künftiger Generationen und Freiheit in Europa und weltweit.