Weltweit erster erfolgreicher Embryotransfer bei Nashörnern ebnet den Weg zur Rettung der Nördlichen Breitmaulnashörner

Vier Jahre nach Beginn des BioRescue-Forschungsprojekts zur Rettung des Nördlichen Breitmaulnashorns hat das Konsortium einen bedeutenden Fortschritt erzielt.

Mit einer Restpopulation von weltweit nur noch zwei weiblichen Tieren ist das Nördliche Breitmaulnashorn kurz davor, als Art vollständig auszusterben. Das internationale Forschungsprojekt BioRescue will genau dies verhindern und setzt dabei auf innovative Reproduktionstechnologien. Der Weg geht dabei zunächst über Tiere, die zur Art des Südlichen Breimaulnashorns gehören.

Am 24. September 2023 transferierte das BioRescue-Team zwei Embryonen des Südlichen Breitmaulnashorn in die Leihmutter Curra, ein Südliches Breitmaulnashorn. Die Eizellen, die zur Erzeugung der Embryonen verwendet wurden, stammten von Elenore, einem Südlichen Breitmaulnashorn, das im belgischen Zoo Pairi Daiza lebt. Das für die Befruchtung verwendete Sperma stammte von dem Männchen Athos aus dem Zoo Salzburg in Hellbrunn, Österreich, ebenfalls ein Südliches Breitmaulnashorn.

BioRescue

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt BioRescue als eine „Sofortmaßnahme" im Rahmen seiner Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) und der Strategie „Forschung für Nachhaltige Entwicklung" (FONA). An dem Projekt wirken neben dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) und dem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin auch Akteure aus Italien, Kenia, Tschechien, Japan und den USA mit. Das BMBF fördert das Projekt in zwei Förderphasen mit insgesamt bis zu rund sechs Mio. Euro.

Zum Ende des Jahres sollte der Erfolg des Transfers durch eine Trächtigkeitskontrolle bei Curra durchgeführt werden. Aufgrund extremer Regenfälle, die zu einer Überschwemmung des Geheges der Leihmutter führten, kam es zu einer Infektion mit Clostridien. Dies führte zum Tod der Leihmutter Curra. Die Trächtigkeit konnte daher nur noch post-mortem festgestellt werden, bei der ein voll entwickelter, lebensfähiger männlicher Fötus mit einem Alter von 70 Tagen und einer Länge von 6,4 cm gefunden wurde. Gewebeproben des Fötus wurden am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin und am Leibniz-IZW in Berlin genetisch untersucht. Anfang Januar 2024 bestätigten die DNA-Analysen des Fötus, dass es sich um den transferierten Embryo handelt.

Bereits unmittelbar nach dem Vorfall leitete das BioRescue-Team Maßnahmen zum Schutz der anderen vor Ort in menschlicher Obhut lebender Nashörner ein, darunter auch die beiden letzten Nördlichen Breitmaulnashörner Najin und Fatu. Zu den Maßnahmen gehörten ein Impfprogramm, die Quarantäne der betroffenen Gebiete und die Einzäunung neuer Schutzgehege.

Bislang hat das BioRescue-Team 13 Embryotransfers an Nashörnern durchgeführt, drei in Kenia und zehn in Europa. Es entwickelte die reproduktionsmedizinische Methode und die entsprechenden Geräte in jahrzehntelanger Forschung. Dabei nimmt das Forschungsteam die Sicherheit und das Wohlergehen der Tiere, das Qualitätsmanagement und die ethische Risikobewertung sehr ernst und evaluiert ständig neue wissenschaftliche und veterinärmedizinische Verfahren.

Mit dem jetzt gelungenen wissenschaftlichen Nachweis („proof of concept") legt das BioRescue-Team die Grundlage, einen ersten Embryotransfer mit einem Nördlichen Breitmaulnashorn-Embryo durchführen zu können.