AWI-App: Welche Algen wachsen in der Nordsee?
Eine neue App erfasst jetzt Großalgen, die im Wattenmeer sowie um die Insel Helgoland wachsen. An den Start geht "SeaKey" als Bestimmungsschlüssel für vorerst 68 verschiedene Algen. Die App wurde unter Leitung des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) entwickelt und bietet Fachleuten aus Wissenschaft und Behörden, aber auch interessierten Laien die Möglichkeit, Algen im Meer oder am Strand zu bestimmen.
Großalgen bilden die Basis der küstennahen Nahrungsnetze und bieten ein Habitat für viele Meerestiere. Diese auch Makroalgen genannte, pflanzenähnliche Gruppe kann unter Wasser drei-dimensionale Wälder ausbilden, die tropischen Regenwäldern in ihrer Komplexität ähneln. Es sind über 10.000 Makroalgenarten bekannt, die die Felsküsten aller Meere von den Tropen bis in die Polargebiete besiedeln. Außerdem binden sie durch ihre hohe Produktivität Kohlendioxid (CO2) und entziehen dieses Treibhausgas der Atmosphäre. Ihre funktionelle Vielfalt macht marine Makroalgen zu wichtigen so genannten „Zeigerarten". Anhand ihres Vorkommens erfassen die zuständigen Landesbehörden regelmäßig im Rahmen europäischer Richtlinien den ökologischen Zustand von Küstengewässern.
Für Deutschland fehlte bisher eine einheitliche und aktuelle Darstellung, die vorhandene internationale Bestimmungsschlüssel für Algen mit regionalem Fokus komprimiert. Diese Lücke schließt jetzt "SeaKey": Die App ist ein Algenschlüssel, der die taxonomische Bestimmung von Makroalgen für Deutschland auf den neuesten Stand bringt und die Informationen vereinheitlicht, die bisher in unterschiedlichen Quellen zu finden waren.
Die browserbasierte App liefert einen wichtigen Beitrag, um interessierten Menschen den Zugang zur Welt der Algen zu erleichtern und soll die notwendige Expertise aufrechterhalten. Derzeit gibt es in Deutschland nur wenige Fachleute, die über die 20 häufigsten und größten Arten hinaus noch weitere Arten bestimmen können. Allein an dem Biodiversitäts-Hotspot der deutschen Nordsee, der Insel Helgoland, leben aber über 300 Makroalgen-Arten, die sich in Braun-, Rot- und Grünalgen aufgliedern. Der Mangel an Expertise liegt unter anderem daran, dass die Bestimmung von marinen Makroalgen in vielen Fällen schwierig ist und die Vermittlung ihres Artenreichtums aus dem Fokus von Universitäten und Instituten verschwunden sind.
„Wir führen die Nutzenden entlang morphologischer Bestimmungsmerkmale hin zur Artbestimmung,“ erklärt Dr. Inka Bartsch vom AWI. Die Biologin und Algenexpertin hat "SeaKey" gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen entwickelt. „Wir haben ein Matrix-Konzept entwickelt, dessen innovativer Ansatz es ist, dass es variable Zugriffsmöglichkeiten bietet. Nutzende können also auf verschiedenen Ebenen in die Bestimmung einsteigen, je nachdem welche Merkmale sie bewerten.“ Um eine breite Nutzung auch außerhalb Deutschlands und durch internationale Studierende zu fördern, sind die Informationen in englischer Sprache verfasst.
Der digitale Schlüssel kann auf dieser Webseite und im im Appstore heruntergeladen werden.