Bundesforschungsministerium bringt Insektenschutz voran
BMBF fördert Forschungsprojekt zum Insektenschutz / Karliczek: „Insektenrückgang besser verstehen und gemeinsam Lösungen zum Artenerhalt finden“
Der heutige Weltbienentag macht auf die Bedeutung der Bienen und den dramatischen Rückgang der Wildbienen aufmerksam. Sie stehen stellvertretend für viele bedrohte Insektenarten. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) engagiert sich vielfältig für den Erhalt der Insekten. Ganz praktisch mit einem Bienenhotel, das heute am Standort des BMBF in Berlin eingeweiht wird. Vor allem aber fördert das BMBF auch Forschungsprojekte zum Insektenschutz. Ein Beispiel ist das Projekt DINA, das die Ursachen des Insektenrückgangs in Naturschutzgebieten erforscht.
„Die Honigbienen gehören zu unseren wichtigsten Nutztieren. Wildbienen und andere Insekten erfüllen auf unserer Erde für den Menschen überlebenswichtige Aufgaben: sie bestäuben Blüten, sorgen für die Fruchtbarkeit des Bodens und sichern damit unsere Ernährung. Das Insektensterben betrifft uns alle. Deshalb hoffen wir, dass viele unserem Beispiel folgen und Insekten mehr Raum geben, zum Nisten, zur Nahrungssuche und zur Überwinterung. Wir wollen aber auch die Gründe für den dramatischen Insektenrückgang besser verstehen. Deshalb fördern wir das Projekt DINA. Gemeinsam mit der Landwirtschaft und weiteren Interessensgruppen werden im Projekt DINA Lösungen für einen besseren Insektenschutz erarbeitet", sagte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek.
Weltweit nimmt die Anzahl der Arten drastisch ab. Dies bedroht auch zunehmend unsere Lebensgrundlage. Der am 6. Mai veröffentlichte Bericht des Weltbiodiversitätsrats (IPBES) machte dies deutlich. Besonders kritisch ist auch der Rückgang von Insekten wie Wildbienen, Schmetterlingen und Käfern. Die viel beachtete „Krefelder Studie" des Entomologischen Vereins Krefeld e. V. hatte einen Rückgang der Gesamtmenge an Fluginsekten um über 75 Prozent in den letzten 27 Jahren in Deutschland verzeichnet. Fragen zu den Ursachen und zu systemischen Zusammenhängen dieses dramatischen Rückgangs blieben in der Studie ungeklärt.
Das am 1. Mai gestartete Projekt „DINA – Diversität von Insekten in Naturschutzgebieten" soll Klarheit in die Debatte zum Insektensterben bringen. In den nächsten vier Jahren erforschen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, welche Faktoren zum Insektensterben in welchem Umfang beitragen und wo für eine Umkehrung des Trends angesetzt werden muss. DINA wird im Rahmen der „Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt" des BMBF mit insgesamt 4,2 Mio. Euro gefördert. Für die Umsetzung der Forschungsinitiative stellt das BMBF in den kommenden fünf Jahren insgesamt 200 Mio. Euro zur Verfügung. Kernelemente der Initiative sind u. a. die Entwicklung innovativer Technologien für die effizientere Erfassung von biologischer Vielfalt, die Analyse der Ursachen, Dynamiken und Folgen des Artenverlustes, sowie die Bereitstellung von Systemlösungen.
Im Rahmen von DINA werden Forschende das Vorkommen von Insekten und deren Einflussfaktoren wie Landschaftsstruktur und Pestizideinsatz über vier Jahre in 21 Schutzgebieten intensiv analysieren und damit die bisher umfangreichste Studie zu Fluginsekten in Schutzgebieten durchführen. Die Ergebnisse von DINA sollen in evidenzbasierte Empfehlungen für die Politik, Landwirtschaft und Kommunen münden.
Unter wissenschaftlicher Leitung des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus sieben verschiedenen Forschungseinrichtungen mit Bürgerwissenschaftlern des Entomologischen Vereins Krefeld e. V. und Akteuren aus Landwirtschaft und Behörden zusammen. Die Bestimmung der Insekten findet auf Arten-Ebene statt, u. a. durch das sogenannte DNA-Metabarcoding. Es ermöglicht mittels des „genetischen Fingerabdrucks" eine schnelle Bestimmung von Arten. Das Projekt DINA untersucht zudem, welchen Einfluss verschiedene Faktoren – wie Zerschneidung der Lebensräume, Landnutzung und ökotoxikologische Belastung – auf die Insektengemeinschaft haben. Informationen zur Pestizidbelastung werden beispielsweise durch chemische Analysen von Boden, Vegetation, Insekten und Wasser sowie in angrenzenden, landwirtschaftlichen Flächen gewonnen. Im Dialog mit Landnutzern, Verwaltern, Naturschützern und Landeigentürmern sollen dann tragbare Handlungsoptionen entwickelt werden.