Carbiocial - Neue Strategien für Südamazonien
Die Wälder im Amazonasgebiet spielen eine wichtige Schlüsselrolle, um die weltweiten Auswirkungen des Klimawandels abzufedern. Entscheidend ist deshalb, wie vor Ort Landwirte ihre Flächen bewirtschaften. Ein internationales Forschungsteam unter Federführung der Universität Göttingen, an dem auch UFZ-Wissenschaftler beteiligt sind, hilft dabei, für mehr Nachhaltigkeit bei der Nutzung der Böden zu sorgen. Das ist eines von vielen Themen, die mehr als 500 internationale Wissenschaftler vom 17. bis 19. April auf einer Konferenz zum Nachhaltigen Landmanagement in Berlin diskutieren.
In den Himmel ragende verkohlte Baumriesen, abgeholzte Wälder, riesige
monotone Äcker – Eindrücke wie diese hat Gerhard Gerold oft genug
gesammelt auf seinen Exkursionen durch das Amazonasgebiet im Herzen
Brasiliens. Stärker als diese persönlichen Erlebnisse beeindrucken den
Geographieprofessor der Universität Göttingen jedoch die Daten über die
Freisetzung von klimawirksamen Kohlenstoffverbindungen durch Abholzung
und Landwirtschaft. Grund genug, daran etwas zu ändern. Als Sprecher
steht Gerold an der Spitze des Verbundprojektes Carbiocial. Das Kürzel
steht für das Konzept, Trends im Bodenkohlenstoff, in der Biodiversität
und sozialen Prozessen im südlichen Amazonien interdisziplinär zu
untersuchen. Gerold und sein Kollege Professor Karl M. Wantzen haben das
Projekt gemeinsam mit Eduardo Couto, Leiter des Instituts für
Bodenkunde und Präzisionslandwirtschaft der Staatlichen Universität von
Mato Grosso, entwickelt. 6,15 Millionen Euro stellt das
Bundesministerium für Bildung und Forschung zur Verfügung, damit
deutsche und brasilianische Forscher unter Gerolds Leitung fünf Jahre
lang in Südamazonien Landmanagementstrategien erarbeiten. Ihr Auftrag:
Sie sollen im tropischen Regenwald und den Savannen neue Möglichkeiten
der Landnutzung entwickeln, damit die Böden mehr Kohlenstoff speichern
und dadurch der Ausstoß von Treibhausgasen sinkt. Denn auch wenn schon
seit Jahren zum Klimawandel geforscht wird: Immer noch mangelt es an
präzisen regionalen Modellrechnungen, wie sich Waldrodungen und die
verstärkte Bodennutzung im Amazonasgebiet auf das Weltklima auswirken.
Die Probleme der Treibhausgasemissionen ließen sich verringern, wenn
durch geeignete landwirtschaftliche Technologien Kohlenstoff auf den
riesigen Ackerflächen Brasiliens gespeichert würde.
Die Zeichen dafür stehen gut. Zehn deutsche Universitäten, das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), die Universitäten Innsbruck und Tours sowie mehrere brasilianische Universitäten und Forschungs-einrichtungen, darunter die nationale Agrarbehörde Embrapa, wollen daran arbeiten. Satellitenbildauswertungen zufolge wurden im Amazonasgebiet in den vergangenen 30 Jahren bis zu einem Viertel der Regenwälder gerodet. Die Baumstämme wurden verkauft, Rodungsflächen niedergebrannt, um Viehhaltung zu betreiben oder Soja, Mais und Baumwolle anzubauen. Das hat Folgen: Zum einen ist die Artenvielfalt bedroht, zum anderen verschärft das den Klimawandel: Weil kohlenstoffspeichernde Wälder immer weniger werden und die landwirt-schaftlich genutzten Böden Kohlendioxid freisetzen, wird Brasilien für ein Fünftel der weltweiten Kohlendioxid-Emissionen durch Waldrodung in den Tropen verantwortlich gemacht. Global treibende Kräfte dafür sind auch die internationalen Agrarmärkte, wo eine hohe Nachfrage nach Sojaprodukten, Ölpalmen und Zuckerrohr für den Biosprit herrscht.
Die am Projekt beteiligten UFZ-Wissenschaftler befassen sich insbesondere mit der Anpassung von bereits vorhandenen Modellen zur Abschätzung der Treibhausgasemissionen und Kohlenstoffdynamik im Boden an die klimatischen und naturräumlichen Bedingungen Südamazoniens. Denn die Umwandlung von Waldgebieten in Weide- oder Ackerflächen zieht Veränderungen im bodeninternen Kohlenstoffspeicher nach sich. Unter anderem werden durch die Abholzung vermehrt klimawirksame Gase wie Kohledioxid, Lachgas und Methan aus dem Boden freigesetzt. Zu Projektende wird es ein Modell geben, welches die regionalen Flächen ausweist, auf denen Landnutzungsveränderungen zu besonders hohen Emissionen klimaschädlicher Gase geführt haben.
Auf der dreitägigen Konferenz zur BMBF-Fördermaßnahme "Nachhaltiges Landmanagement" werden vom 17. bis 19. April 2013 25 Verbundprojekte aus Afrika, Asien, Südamerika und Deutschland erste Ergebnisse dieser Zusammenarbeit präsentieren und über den nachhaltigen Umgang mit der Ressource Land diskutieren. Mehr als 500 Wissenschaftler und Experten werden an der Konferenz teilnehmen. Einer der Hauptredner wird der renommierte Wissenschaftler und Politiker Prof. Dr. Klaus Töpfer sein.
Die mit rund 100 Mio. Euro finanzierte Fördermaßnahme "Nachhaltiges Landmanagement" ist Bestandteil des BMBF-Rahmenprogramms "Forschung für nachhaltige Entwicklungen" (FONA) und trägt zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie und der Klimaschutzziele der Bundesregierung bei. Sie gliedert sich in zwei Module mit verschiedenen Schwerpunkten und Forschungsansätzen. Modul A fokussiert auf die Wechselwirkungen zwischen Landmanagement, Klimawandel und Ökosystemdienstleistungen und wird vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) koordiniert. Modul B konzentriert sich auf "Innovative Systemlösungen für ein nachhaltiges Landmanagement" und wird vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) koordiniert.
Weiterführende Links:
GLUES – Global Assessment of Land Use Dynamics, Greenhouse Gas Emissions and Ecosystem Services: http://www.ufz.de/index.php?de=20766
Forschungsprojekt Carbiocial: http://www.carbiocial.de/
Die Zeichen dafür stehen gut. Zehn deutsche Universitäten, das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), die Universitäten Innsbruck und Tours sowie mehrere brasilianische Universitäten und Forschungs-einrichtungen, darunter die nationale Agrarbehörde Embrapa, wollen daran arbeiten. Satellitenbildauswertungen zufolge wurden im Amazonasgebiet in den vergangenen 30 Jahren bis zu einem Viertel der Regenwälder gerodet. Die Baumstämme wurden verkauft, Rodungsflächen niedergebrannt, um Viehhaltung zu betreiben oder Soja, Mais und Baumwolle anzubauen. Das hat Folgen: Zum einen ist die Artenvielfalt bedroht, zum anderen verschärft das den Klimawandel: Weil kohlenstoffspeichernde Wälder immer weniger werden und die landwirt-schaftlich genutzten Böden Kohlendioxid freisetzen, wird Brasilien für ein Fünftel der weltweiten Kohlendioxid-Emissionen durch Waldrodung in den Tropen verantwortlich gemacht. Global treibende Kräfte dafür sind auch die internationalen Agrarmärkte, wo eine hohe Nachfrage nach Sojaprodukten, Ölpalmen und Zuckerrohr für den Biosprit herrscht.
Die am Projekt beteiligten UFZ-Wissenschaftler befassen sich insbesondere mit der Anpassung von bereits vorhandenen Modellen zur Abschätzung der Treibhausgasemissionen und Kohlenstoffdynamik im Boden an die klimatischen und naturräumlichen Bedingungen Südamazoniens. Denn die Umwandlung von Waldgebieten in Weide- oder Ackerflächen zieht Veränderungen im bodeninternen Kohlenstoffspeicher nach sich. Unter anderem werden durch die Abholzung vermehrt klimawirksame Gase wie Kohledioxid, Lachgas und Methan aus dem Boden freigesetzt. Zu Projektende wird es ein Modell geben, welches die regionalen Flächen ausweist, auf denen Landnutzungsveränderungen zu besonders hohen Emissionen klimaschädlicher Gase geführt haben.
Auf der dreitägigen Konferenz zur BMBF-Fördermaßnahme "Nachhaltiges Landmanagement" werden vom 17. bis 19. April 2013 25 Verbundprojekte aus Afrika, Asien, Südamerika und Deutschland erste Ergebnisse dieser Zusammenarbeit präsentieren und über den nachhaltigen Umgang mit der Ressource Land diskutieren. Mehr als 500 Wissenschaftler und Experten werden an der Konferenz teilnehmen. Einer der Hauptredner wird der renommierte Wissenschaftler und Politiker Prof. Dr. Klaus Töpfer sein.
Die mit rund 100 Mio. Euro finanzierte Fördermaßnahme "Nachhaltiges Landmanagement" ist Bestandteil des BMBF-Rahmenprogramms "Forschung für nachhaltige Entwicklungen" (FONA) und trägt zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie und der Klimaschutzziele der Bundesregierung bei. Sie gliedert sich in zwei Module mit verschiedenen Schwerpunkten und Forschungsansätzen. Modul A fokussiert auf die Wechselwirkungen zwischen Landmanagement, Klimawandel und Ökosystemdienstleistungen und wird vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) koordiniert. Modul B konzentriert sich auf "Innovative Systemlösungen für ein nachhaltiges Landmanagement" und wird vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) koordiniert.
Weiterführende Links:
GLUES – Global Assessment of Land Use Dynamics, Greenhouse Gas Emissions and Ecosystem Services: http://www.ufz.de/index.php?de=20766
Forschungsprojekt Carbiocial: http://www.carbiocial.de/