Der Blaue Ozean im Fokus: BMBF-Forschungsprogramm zur Biodiversität startet

Die UN-Ziele zur Biodiversität sind klar formuliert: 30 Prozent der Meeresfläche soll bis 2030 geschützt werden. Ein weiteres Abkommen sieht vor, dass in Meeresgebieten jenseits nationaler Zuständigkeit großflächig Meeresschutzgebiete eingerichtet werden können. Das ist der internationale Rahmen für ein neues Forschungsprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Darin geht es um den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Biodiversität in internationalen Gewässern. Jetzt fand der Auftakt des Forshcungsprogramms in Rostock statt.

In dem vom BMBF geförderten Forschungsprogramm geht es vor allem um den Schutz der so genannten „Hohen See". Diese umfasst rund zwei Drittell der Weltmeere und beherbergt eine  Artenvielfalt, die größtenteils noch unerforscht ist. Diese Biodiversität trägt zur Stabilität der marinen Ökosysteme und zu deren Anpassungsfähigkeit an Umweltveränderungen bei.

Gesunde, artenreiche Ozeane sind die Grundlage für ertragreiche Fischgründe, die Millionen Menschen weltweit mit Nahrung versorgen. Durch den Klimawandel und menschliche Eingriffe nimmt die biologische Vielfalt jedoch weltweit mit immer größerer Geschwindigkeit ab.

Wenn Arten aussterben, können Nahrungsnetze zusammenbrechen und Lebensgemeinschaften aus dem Gleichgewicht geraten – mit globalen Folgen für die Nahrungsmittelproduktion und einer Verstärkung der Auswirkungen des Klimawandels. Ziel des neuen BMBF-Programms ist es daher, fundierte Vorhersagen über die Verteilung und Dynamik der Arten im „Blauen Ozean" zu treffen und neue Strategien zum Schutz dieser Ökosysteme zu entwickeln.

Den Rahmen für den Erhalt und die nachhaltige Nutzung der Artenvielfalt außerhalb nationaler Hoheitsgewässer bildet das im Juni 2023 geschlossene internationale Abkommen „Biodiversity beyond national jurisdiction" (BBNJ) - ein historischer Erfolg für den internationalen Meeresschutz. 

In vier Projekten, die bei einer Kick-off-Konferenz am 5. und 6. November an der Universität Rostock präsentiert werden, erarbeiten die beteiligten Forscherinnen und Forscher gemeinsame Ansätze, um die komplexen Wechselwirkungen in den sensiblen Ökosystemen besser zu verstehen, die Artenvielfalt im Blauen Ozean bestmöglich vorherzusagen und die weltweiten Anstrengungen zum Artenschutz in den Hoheitsgewässern zu unterstützen.

Folgende Projekte werden vom BMBF gefördert:

AGELESS: Nutzung von geologischen Informationen zur Bewertung mariner Biodiversität (Leitung: Dr. Lukas Jonkers, MARUM)

BEnToolsMaPs: Werkzeuge zur Integration von Meeresboden-Biodiversität in das Management (Leitung: Dr. Heike Link, Universität Rostock)

IMAPP: Entscheidungshilfen für EBSAs und MPAs in internationalen Gewässern (Leitung: Prof. Flemming Dahlke, Universität Hamburg)

INDIFUN-AI: Erfassung der Planktonvielfalt und Entwicklung von Indikatoren (Leitung: Dr. Alexandra Kraberg, AWI)

Das Besondere: Die Erkenntnisse aus den vier vom BMBF geförderten Verbundprojekten im so genannten „Biodiversity in the Blue Ocean Cluster" werden in die Strategien für den globalen Meeresschutz einfließen. Die Projekte decken somit ein breites Spektrum ab – von der Artenvielfalt winziger Planktonarten über Fische bis hin zu Organismen, die am Meeresboden leben. Ziel ist es, konkrete Handlungsempfehlungen für den Schutz der marinen Biodiversität im Blauen Ozean zu entwickeln. Dabei arbeiten die Forschenden eng mit nationalen und internationalen Entscheidungsträgern zusammen.