Der Jurist für die Kreislaufwirtschaft
Lukas Preiß forscht zum Verpackungsgesetz und der Zentralen Stelle Verpackungsregister (ZSVR). Diese soll für Transparenz und einen fairen Wettbewerb beim Entsorgen und Verwerten von Verpackungen sorgen. Ob sie ihren Aufgaben gerecht wird, untersucht der Doktorand in seiner Dissertation.
Umwelt und Wirtschaft in Einklang bringen – so beschreibt Lukas Preiß seine Forschung. An der Universität Osnabrück untersucht er Teile des Verpackungsgesetzes. Das 2019 in Kraft getretene Gesetz dient der Kreislaufwirtschaft und besseren Recyclingquoten. Es verpflichtet Unternehmen zum Entsorgen und Verwerten ihrer Verpackungen. Um dies zu kontrollieren, wurde eine private Stiftung, die Zentrale Stelle Verpackungsregister (ZSVR), mit sogenannten „hoheitlichen Aufgaben" beliehen. Mit deren Arbeit beschäftigt sich Lukas Preiß in seiner Forschung.
Seit 1991 gibt es in Deutschland ein duales Entsorgungssystem: die öffentlich-rechtliche Abfallentsorgung und sogenannte Systembetreiberinnen- und btreiber – private Firmen, die sich separat um die Entsorgung von Kunststoff-, Metall-, Glas- und Papierverpackungen kümmern. Die Kosten für deren Dienstleistungen tragen die Verursachenden der Verpackungen, also etwa Unternehmen, die verpackte Ware verkaufen. Auf diese Weise soll die Verpackungsproduktion reduziert werden. Viele Unternehmen umgingen diese Vorgaben jedoch. „Die Zentrale Stelle soll deswegen dafür sorgen, dass es keine solcher Trittbrettfahrende mehr gibt", erklärt Preiß. Unternehmen müssen sich dort registrieren und die Menge ihrer Verpackungen regelmäßig melden. Die ZSVR gleicht diese Zahlen mit den Angaben der Systembetreiberinnen und -betreiber ab.
Die hoheitlichen Aufgaben befugen die ZSVR, das Verpackungsrecht zu vollziehen und so die Unternehmen und deren Verpackungen zu kontrollieren. „Damit bekommt in diesem Fall eine private Stiftung Rechte, die üblicherweise nur öffentlichen Institutionen und Behörden zustehen. Deshalb ist mein erster Schritt zu prüfen, wer hinter dieser Stiftung steckt", erzählt Preiß. Doch der Forscher untersucht auch Fallberichte der ZSVR über Verstöße gegen das Verpackungsgesetz, die sie auf ihrer Internetseite veröffentlicht. „Hier gehe ich der Frage nach, ob es Zusammenhänge zwischen den Fallberichten und etwa einem Rückgang an schwarzen Schafen gibt", ergänzt der Doktorand. Ein Ergebnis seiner Forschungen: „Die Zahl der registrierten Unternehmen ist seit 2019 jedenfalls signifikant gestiegen", bilanziert Preiß.
Nach dem Abitur 2013 begann der Jurist zunächst eine Ausbildung zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen. Nach nur sieben Monaten brach er sie ab. „Diese Station hat mich gelehrt, zu machen, womit ich mich identifizieren kann", erzählt er. „Ich interessiere mich für alles, was zur Umwelt zählt – Flora, Fauna, aber natürlich auch für den Menschen." Und so habe er sein Jura-Studium begonnen, Schwerpunkt Umweltrecht. Nach Abschluss seines Ersten Staatsexamens bewarb er sich direkt auf das Promotionsstipendium des "Kompetenznetzwerks Zukunftsherausforderungen des Umweltrechts (KomUR)" und wurde als einer von 14 Nachwuchsforschenden angenommen. Nach seiner Promotion strebt er ein umweltrechtliches Referendariat an. Für die Zeit danach hat der junge Forscher ein festes Ziel: „Ich möchte gern Richter werden".