START der deutsch-australischen Energiewende-Forschung
Sechs deutsche und sechs australische Institute arbeiten zusammen im Forschungsprojekt START – Strategic Scenario Analysis. Sie bauen Kooperation zwischen den deutschen und australischen Forschungsorganisationen auf, analysieren die Transformation zu einem emissionsfreien Energiesystem und bereiten die Ergebnisse für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auf. Auf dem Weltklimagipfel in Bonn haben sich die Forscher ausgetauscht.
„Das ist eine spannende Interaktion zwischen beiden Ländern, wir können viel voneinander lernen“, sagte Prof. Andreas Löschel von der Universität Münster, der seit 2011 auf Vorsitzender der Expertenkommission zum Monitoring-Prozess „Energie der Zukunft“ der Bundesregierung ist. „Von Australien können wir etwas über flexible Preise, Digitalisierung und Flexibilisierung des Energiesystems lernen“, so Löschel. Auf der anderen Seite sei Deutschland bei der Integration von erneuerbarer Energie in Industrieprozesse weiter. „Nur gemeinsam können wir das 2-Grad-Ziel erreichen“, sagte Löschel auf dem Weltklimagipfel in Bonn.
Im Zentrum der wissenschaftlichen Analyse steht die Frage: Wie kann die Transformation hin zu einem emissionsfreien Energiesystemen in Deutschland im europäischen Kontext sowie in Australien gelingen? Der Forschungsansatz kombiniert strategische Anforderungen an die Umsetzung von Transformationsprozessen mit der empirischen Analyse der in den beiden Ländern gesammelten praktischen Erfahrungen.
Die deutschen und australischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erstellen Szenarien, um eine umweltschonende, zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung in Anlehnung an das 6. Energieforschungsprogramm abzubilden. Dabei identifizieren sie wirksame Klimaschutzmaßnahmen und neue Technologien sowie systemische Innovationen, die die Energiewende fördern. Ein Fokus liegt auf den erneuerbaren Energien und die damit verbundenen systemischen Fragestellungen, wie der Integration neuer Energietechnologien in die Energieversorgung sowie der Verbindung mit den anderen Sektoren.
Zuerst werden techno-ökonomische Szenarien für den Stromsektor beider Länder entwickelt, die technische Lösungen zur Systemintegration von Strom aus Wind- und Solarkraft und der Verbindung mit dem Wärme- und Verkehrssektor berücksichtigen.
Im Anschluss betrachten die Forscherinnen und Forscher das gesamte Energiesystem und die Sektoren Industrie, Gebäude und Transport. Für jeden Sektor werden Möglichkeiten identifiziert, wie Emissionen reduziert, eine umfassende Elektrifizierung umgesetzt oder ein neuartiges Kohlenstoffmanagement (z.B. Carbon Capture and Use, CCU) aussehen könnte.
Daneben untersuchen sie die regulatorischen Hindernisse und politische Handlungsoptionen, um Anreize für Investitionen in innovative Technologien zu schaffen. Zum Schluss werden die techno-ökonomischen Entwicklungspfade in den Kontext der gesellschafts- und wirtschaftspolitischen sowie der politischen Steuerung der Transformationsprozesse von Energiesystemen gestellt. Darauf basierend werden sektorenübergreifende politische Randbedingungen untersucht, die auch gesellschaftliche Akzeptanz und Unterstützung gewinnen.
20 deutsche und 14 australische Forscherinnen und Forscher bauen zu diesem Zweck über zwei Jahre beständige bilaterale Kooperationsnetzwerke zur Energiewendeforschung auf. Das ermöglicht neben einer gemeinsamen Forschung auch eine wahrnehmbare deutsche Energieforschung in Australien sowie für deutsche Partner den Zugang zur Forschungsinfrastruktur und den Ressourcen von exzellenten australischen Universitäten.
Es sind die folgenden deutschen Partner beteiligt: das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (Koordinator), das Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change, die Westfälische Wilhelms-Universität Münster, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung e.V. und die Hertie School of Governance. Das Forschungsprojekt wird vom BMBF mit rund zwei Millionen Euro gefördert.