Durch die Energiewende navigieren

Werden in Zukunft mehr Elektroautos oder Wasserstoff-Busse über Deutschlands Straßen fahren? Wo sollte das Stromnetz mit Erdkabeln ausgebaut werden und wo fehlt dafür die Akzeptanz in der Bevölkerung? Antworten auf diese Fragen sucht das Kopernikus-Projekt ENavi, das ein Navigationsmodell für die Energiewende erstellen wird. 200 Teilnehmer diskutieren über die ersten drei Jahre der Förderung bei ihrem ersten Arbeitstreffen vom 19. bis 21. Dezember 2016 in Berlin.

„Die Energiewende ist als kontinuierlicher Lernprozess zu begreifen, deren Fortgang gleichwohl von Unsicherheiten geprägt ist“, betonte Karl Eugen Huthmacher vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in seinem Grußwort zur Eröffnung des dreitägigen Treffens. Einen „Masterplan für die Energiewende“ könne und werde es deshalb nicht geben. „Wir stehen immer wieder vor der Herausforderung, kurz- und langfristige Entwicklungen aufzugreifen. Wir müssen in der Lage sein, unser Vorgehen zu überprüfen und wenn nötig nachzujustieren. Das kann nur mithilfe der Forschung gelingen“, sagte Huthmacher. Hier setzt ENavi an.

Über 80 Projektpartner haben sich in 13 Arbeitspaketen organisiert und werden ökonomische, rechtliche, philosophische und politische Aspekte der Energiewende diskutieren – immer mit dem Fokus auf der Bevölkerung und der Akzeptanz für Entscheidungen, die Politiker für die Zukunft des Energiesystems treffen. Anhand von systemanalytischen Untersuchungen in Modellregionen werden die gefundenen Erkenntnisse überprüft. Das Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) in Potsdam koordiniert das Konsortium.

„So ein Forschungsprogramm hat es noch nie gegeben“, sagt der Sprecher des Konsortiums, IASS-Direktor Ortwin Renn: „Es ist das größte sozialwissenschaftliche Kooperationsprojekt, das es in Deutschland je gab.“ Die drei anderen Kopernikus-Projekte ENSURE, P2X und SynErgie suchen nach technologischen Lösungen für die drängendsten Herausforderungen der Energiewende: Neue Netzstrukturen, Energiespeicher und flexiblere Industrieprozesse. Die „Energiewende-Navigation“ (ENavi) bringt darüber hinaus vielfältigen sozialwissenschaftlichen Sachverstand in die Kopernikus-Projekte ein und sorgt für den ständigen Austausch mit den zivilgesellschaftlichen Akteuren aus Politik, Wirtschaft und der Öffentlichkeit.

Das Bundesforschungsministerium (BMBF) wird in den kommenden zehn Jahren die vier „Kopernikus-Projekte für die Energiewende“ mit bis zu 400 Millionen Euro fördern.