GartenLeistungen II: Erfassung und Bewertung multidimensionaler Leistungen von Stadtgrün

In Städten wird die Konkurrenz um unbebaute Flächen immer intensiver. Urbane Gärten und öffentliche Parks sind oft von Verdrängung bedroht. Dabei bieten sie nicht nur Erholung und Naturerfahrung, sondern leisten auch durch die Regulierung von Wasserkreisläufen und Mikroklima einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige Stadtentwicklung. GartenLeistungen II setzt sich dafür ein, die positiven Wirkungen urbanen Grüns in Verwaltung, Planung und Politik sichtbar zu machen und besser zu nutzen.

Die zweite Phase der BMBF-Fördermaßnahme "Ressourceneffiziente Stadtquartiere für die Zukunft (RES:Z)" geht zu Ende. Wir sprechen mit Dr. Malte Welling (IÖW- Institut für ökologische Wirtschaftsforschung) im Interview über die Ergebnisse des Projekts GartenLeistungen II.

Dr. Malte WellingDr. Malte Welling (IÖW- Institut für ökologische Wirtschaftsforschung) Quelle: Dr. Malte Welling

Was sind die wichtigsten Ergebnisse Ihres Projekts? Welche Ziele haben Sie erreicht?
In GartenLeistungen haben wir berechnet, wie viel urbane Gärten und Parks für die Gesellschaft leisten. Sie schaffen Orte für Gemeinschaft, Lernen und Naturerfahrung, verbessern die Luftqualität, passen Nachbarschaften an Folgen des Klimawandels an und leisten einen Beitrag zum Klimaschutz. Zu oft noch bleiben diese weichen Faktoren unsichtbar und werden in Entscheidungen bei der Stadtplanung vernachlässigt. In Zusammenarbeit mit mehreren Städten haben wir Zukunfts- und Änderungsszenarien für Parks berechnet und visualisiert. Ein Beispiel: Die geplante Erweiterung des Günthersburgparks in Frankfurt am Main erhöht dessen gesellschaftlichen Wert von 6,1 auf 6,8 Millionen Euro im Jahr.

Das Projekt GartenLeistungen hat auch Ansätze untersucht, wie die Zivil-gesellschaft Stadtquartiere ressourceneffizienter machen, Wasserkreisläufe schließen und lokale Nahrungsmittel produzieren kann. Zu diesen Ansätzen gehören beispielsweise die von der Stadtmanufaktur der TU Berlin entwickelten blau-grünen Vertikalfarmen und Klimabeete. Erprobt wurden sie vom Berliner Gemeinschaftsgarten himmelbeet, der auch eigene Strategien erarbeitet, mit denen Gemeinschaftsgärten ihre Flächen und Leistungen für die Stadt erhalten können. Auch das Amt für Stadtplanung und Wohnung der Stadt Stuttgart zeigt neue Ansätze auf, wie Kommunen private Initiativen wie Gemeinschafts-gärten und ein blau-grünes Innenhofprojekt unter-stützen können.

Was war auf dem Weg dorthin besonders wichtig?
Unsere Städte zukunftsfähig zu machen, ist ein Gemeinschaftsprojekt. Daher war schon unser Projektteam sehr breit aufgestellt: Teams aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen haben mit Praxisakteuren aus Kommunen, Garteninitiativen und Zivilgesellschaft zusammengearbeitet. Bei der Berechnung des Werts urbaner Gärten und Parks war uns besonders wichtig, zusammen mit den Städten anstehende Veränderungen auszuwählen, zum Beispiel eine Parkerweiterung. Die blau-grünen Module haben wir zusammen mit ganz verschiedenen zivilgesellschaftlichen Akteuren erprobt – Gemeinschaftsgärten, Unternehmen, Schulen, Universitäten, Sportvereine.

Wie können Anwender Ihre Ergebnisse nutzen?
Den berechneten Wert verschiedener urbaner Gärten und Parks hat das IÖW in Factsheets und Infografiken veröffentlicht. Zumindest die Größenordnung des Werts lässt sich auch auf viele andere Gärten und Parks übertragen. Der Gemeinschaftsgarten himmelbeet zeigt in der Broschüre „Stadtgrün statt Beton", was Verantwortliche urbaner Gärten selbst unternehmen können, um ihre Flächen zu sichern. Das Impulspapier „Gemeinschaftsgärten für zukunftsfähige Städte" des IÖW und das Maßnahmenpapier „Kommunale Ansätze zur Stärkung von Gemeinschaftsgärten" der Stadt Stuttgart zeigen Entscheidungsträger:innen in Politik und Verwaltung, wie sie die gesellschaftlichen Leistungen von Gemeinschaftsgärten besser unterstützen können. Zudem hat die TU Berlin „DIY Schwammstadt"-Anleitungen veröffentlicht, mit denen man Klimabeete selber bauen kann. All das finden Interessierte auf unserer Website gartenleistungen.de.