Querschnittsthema Wissens- und Technologietransfer
Damit wir mit FONA langfristig Wirkung erzeugen, unterstützen wir den zielgerichteten Transfer von Wissen, Technologien und Innovationen. Unsere Förderung ist darauf ausgerichtet, Fach-, Orientierungs- und Transformationswissen bereitzustellen und den Transfer von Forschungsergebnissen in die Anwendung zu beschleunigen. Das gelingt am besten, wenn Forscher von Beginn an mit praxisnahen Akteuren und Entscheidern zusammenarbeiten.
Wir setzen in FONA auf Partizipation. Dazu gehört, dass Stakeholder aus dem nichtakademischen Umfeld (wie beispielsweise Kommunen, Unternehmen, NGOs sowie Bürgerinnen und Bürger vor Ort) in Planungs- und Entscheidungsprozesse einbezogen werden und dass sie gemeinsam mit der Forschung Lösungen erarbeiten. Von diesen Kooperationen profitieren Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen.
Wir wollen die transdisziplinäre Zusammenarbeit in FONA weiter stärken. Verschiedene Akteure zu beteiligen, sorgt im Ergebnis für ein besseres systemisches Verständnis. Die Fragestellungen der Nachhaltigkeitsforschung sind komplex und erfordern im Gegenzug, dass Transferaktivitäten zielgruppenspezifisch ausgerichtet sind. Wir unterscheiden deshalb drei Maßnahmenfelder: Politikberatung, Wirtschaftsförderung und -transfer sowie Beteiligung von Kommunen und Öffentlichkeit.
Mit Politikberatung die richtigen Impulse setzen
Nur wenn politische Entscheidungen auf einen informierten und evidenzbasierten Diskurs gestützt sind, können die Ziele der Agenda 2030 erreicht werden. Wir fördern deshalb die wissenschaftsbasierte Politikberatung durch Gremien, die neue Forschungsbedarfe aufzeigen, zuverlässige Daten liefern, die Wissensbasis erweitern und so gezielt Impulse für eine nachhaltige Entwicklung setzen.
Auf nationaler Ebene sind die Wissenschaftsplattform 2030 (WPN 2030) und der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) zwei von mehreren relevanten Beispielen. Beide stehen für eine unabhängige und offene Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeitsthemen.
Die WPN 2030 wurde 2017 vom Bundesforschungsministerium gemeinsam mit dem Bundesumwelt- und Bundesentwicklungsministerium initiiert und wird seitdem von der Wissenschaft selbst getragen. Sie dient als Schnittstelle zwischen Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft und unterstützt die Umsetzung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie sowie der globalen Nachhaltigkeitsziele mit wissenschaftlicher Expertise. Der offene Plattformansatz bringt Forschende mit Praktikern aus Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft zusammen und ermöglicht so einen transdisziplinären wissenschaftlichen Dialog. Der WBGU ist ein Expertengremium, das die Bundesregierung seit 1992 zu Umweltfragen mit globaler Bedeutung berät. Er wird gemeinsam vom Bundesforschungs- und Bundesumweltministerium finanziert. Seine Arbeit besteht primär aus der Erstellung von Gutachten, die ausgewählte Schwerpunkte detailliert beleuchten und Handlungsoptionen für die Politik aufzeigen.
Als unabhängiges Beratungsgremium begleitet die interdisziplinär besetzte Wissenschaftsplattform Klimaschutz die Bundesregierung bei der Umsetzung und Weiterentwicklung der deutschen Langfriststrategie zum Klimaschutz. Ihre Aufgabe ist es, die Umsetzung des Klimapakets der Bundesregierung zu beobachten und Vorschläge für dessen Verbesserung zu machen. Auch hier unterstützen Bundesforschungs- und Bundesumweltministerium gemeinsam die Arbeit der Wissenschaftsplattform.
Als größte Forschungsorganisation Deutschlands ist die von Bund und Ländern finanzierte Helmholtz-Gemeinschaft der Forschung für nachhaltige Entwicklung und dem Wissenstransfer verpflichtet. Insgesamt sieben Helmholtz-Zentren bündeln deshalb ihre Kompetenzen im Forschungsbereich Erde und Umwelt. In der mittlerweile vierten Förderperiode (2021–2027) wird der Forschungsbereich eine eigens auf Wissenssynthese, Wissensdialog, Politikberatung und Wissenschaftskommunikation angelegte Synthese- und Kommunikationsplattform (SynCom) aufbauen. Damit leistet der Forschungsbereich seinen Beitrag, sachlich fundiertes und verständliches Orientierungswissen für gesellschaftliche Debatten und politische Entscheidungen bereitzustellen.
Weitere politikberatende Gremien widmen sich einzelnen Teilfeldern der Nachhaltigkeitsforschung. Beispielsweise arbeiten in der BMBF-geförderten Initiative „Energiesysteme der Zukunft" mehr als 100 Fachleute aus Wissenschaft und Forschung daran, dass eine nachhaltige, sichere und bezahlbare Energieversorgung gelingen kann. Seit 2013 beraten die deutschen Wissenschaftsakademien acatech, Leopoldina und Akademienunion gemeinsam Politik und Gesellschaft.
Auf globaler Ebene sind die Vereinten Nationen das wichtigste Forum für internationalen Austausch und Zusammenarbeit – gerade auch, wenn es um die Umsetzung der Agenda 2030 geht. Wie wichtig eine unabhängige wissenschaftliche Beratung ist, zeigen beispielsweise die Verhandlungen zum globalen Klimaschutzabkommen: Der 1988 gegründete Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, kurz: IPCC) ist das wohl bekannteste Beratungsgremium der Politik und stellt für die Bundesregierung die wichtigste Wissensquelle für die Klimapolitik dar. Wir unterstützen die Arbeit des IPCC durch unsere umfangreiche Förderung der Klimaforschung, deren Ergebnisse in die Sachstandsberichte des IPCC einfließen. Zusätzlich begleiten wir über die deutsche IPCC-Koordinierungsstelle gemeinsam mit dem Bundesumweltministerium die Arbeit des IPCC. Nach dem Vorbild des IPCC wurde 2012 der Weltbiodiversitätsrat (Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services, kurz: IPBES) gegründet, der dazu beiträgt, dass wissenschaftliche Erkenntnisse schnell Eingang in politisches Handeln finden. Die fundierte Beratung und Begleitung der internationalen Biodiversitätspolitik unterstützen wir über die deutsche IPBES-Koordinierungsstelle, die wir gemeinsam mit dem Bundesumweltministerium eingerichtet haben.
Wirtschaftliche Verwertung fördern
Nachhaltige Entwicklung und wirtschaftlicher Erfolg sind längst keine Gegensätze mehr. Viele Unternehmen und bedeutende Investmentagenturen haben dies erkannt und beteiligen sich gezielt an Forschungsprojekten, um innovative und nachhaltige Produkte, Technologien und Dienstleistungen zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Die Wirtschaftsförderung in FONA umfasst sowohl klassische Verbundvorhaben als auch langfristige Großprojekte, bei denen die Umsetzung im industriellen Maßstab im Vordergrund steht.
In den vergangenen Jahren ist die Wirtschaftsförderung in FONA kontinuierlich gestiegen. 2019 machte sie mehr als ein Viertel der Wirtschaftsförderung des BMBF aus. Der überwiegende Teil der wirtschaftsbezogenen Förderung in FONA geht an kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Aber auch Industrieunternehmen haben einen festen Platz in der FONA-Strategie und sind beispielsweise aus der Forschung zur Energiewende nicht wegzudenken. Sie sind ein wichtiger Innovationsmotor und eine bedeutende Schnittstelle für den Transfer von Forschungsergebnissen in die Wirtschaft.
In Zukunft wollen wir noch mehr für die wirtschaftliche Verwertung von Forschungsergebnissen tun. Wir führen die erfolgreiche Förderung von KMU unter dem Dach von „KMU-innovativ" fort. Dabei stehen Themen im Fokus, die zur Lösung der großen Herausforderungen unserer Zeit beitragen: Rohstoffeffizienz und Kreislaufwirtschaft, Bioökonomie, Energieeffizienz und Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, nachhaltiges Wassermanagement sowie nachhaltiges Flächenmanagement. Damit aus mehr Forschungsergebnissen wettbewerbsfähige Geschäftsideen werden, fördern wir vermehrt Unternehmensgründungen und Start-ups. Wir wollen in FONA junge Unternehmen künftig stärker in den Fokus rücken und dazu beitragen, dass diese nicht an fehlendem Startkapital oder zu hohen Gründungsrisiken scheitern.
Ein wichtiges Instrument für wirtschaftlichen Erfolg sind Normen und Standards. Sie tragen zu einer schnelleren Verbreitung innovativer und nachhaltiger Technologien bei. Durch die Überführung von Forschungsergebnissen in Normen und Standards wird eine Gesetzgebung unterstützt, die sich am neuesten Stand der Wissenschaft orientiert und weltweit Maßstäbe setzen kann. Deshalb zielen wir in FONA verstärkt auf die Zusammenarbeit mit standardsetzenden Akteuren wie Behörden und Industrieverbänden und auf die Entwicklung normungsspezifischer Konzepte, beispielsweise in der angewandten Wasserforschung, ab. So wollen wir deutsche Unternehmen dabei unterstützen, Innovationsführer für den weltweiten Klima- und Umweltschutz zu bleiben oder zu werden.
Bürgerinnen und Bürger und Kommunen bei nachhaltiger Entwicklung mitnehmen
Kommunen sind die Orte, an denen sich der Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit entscheidet. Auch für FONA sind Kommunen zentrale Akteure, die Ideen konkretisieren und nachhaltige Innovationen vor Ort umsetzen. Aus diesem Grund unterstützen wir die transdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft in Verbundprojekten.
Ein wichtiges Instrument für die Erprobung neuer Ideen in Kommunen ist die Schaffung von Experimentier- und Testräumen. Als Reallabor wird diese Form der Wissenschafts-Praxis-Kooperation bezeichnet, bei der das gegenseitige Lernen in einem zeitlich und oft räumlich begrenzten experimentellen Umfeld im Vordergrund steht. Neue Konzepte, Technologien oder Geschäftsmodelle für ein nachhaltiges Zusammenleben in Städten und Gemeinden (beispielsweise in den Bereichen Mobilität, Kreislaufwirtschaft oder Sharing Economy) werden so auf ihre Wirksamkeit hin überprüft. Die FONA-Forschung nutzt Reallabore, um zu prüfen, wie Innovationen von den Bürgerinnen und Bürgern angenommen werden und inwieweit der rechtliche Rahmen weiterzuentwickeln ist. Und sie helfen Projektbeteiligten dabei, erfolgreich etablierte Entwicklungen schneller auf andere Regionen zu übertragen.
Nachhaltige Entwicklung in Kommunen erfordert sektor-übergreifende Koordination und Zusammenarbeit. Um die Anschlussfähigkeit zu den Arbeiten anderer Bundesressorts und weiterer Akteure sicherzustellen, treiben wir die ressortübergreifende Zusammenarbeit und den strukturierten Dialog mit kommunalen Spitzenverbänden im Rahmen der Innovationsplattform Zukunftsstadt (IPZ) der Bundesregierung gezielt voran. Durch Einbeziehung der kommunalen Anwenderperspektive werden Herausforderungen in den Kommunen frühzeitig erkannt, sodass bedarfs- und wirkungsorientierte Maßnahmen entwickelt werden können. Innovationsförderung und Anwendung gehen so Hand in Hand.
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