Aktion 11: Systemzusammenhänge von Biodiversitätsveränderungen verstehen

Wir wollen die Wissenslücken zu Ursachen, Dynamiken und Folgen von Biodiversitätsveränderungen schließen und verlässliche Projektionen zur Entwicklung der Biodiversität erhalten.

Wo stehen wir?

Viele Ursachen des Biodiversitätsverlustes sind zwar prinzipiell bekannt, wie etwa die Ausdehnung von Wohn-, Gewerbe- und Verkehrsflächen, der Landnutzungswandel, der hohe Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden oder der Klimawandel. Es bestehen jedoch erhebliche Wissenslücken darüber, welchen spezifischen Anteil einzelne Treiber am Artenschwund haben, wie diese zusammenwirken und wie indirekte gesellschaftliche und wirtschaftliche Faktoren (beispielsweise Bevölkerungsentwicklung, Konsumverhalten sowie Handels- und Lieferketten) die biologische Vielfalt beeinflussen. Das Ausmaß des Artensterbens und die daraus resultierenden Veränderungen in den betroffenen Ökosystemen sind bisher nur für wenige gut untersuchte Arten und Naturräume bekannt. Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit wird in den nächsten Jahrzehnten eine Reihe von ökologischen Kipppunkten auf allen Organisationsebenen (Arten, Populationen, Biozönosen, Ökosystemen) erreicht.

Wo liegt der Forschungsbedarf?

Das Verständnis der kausalen Zusammenhänge zwischen Faktoren mit Relevanz für Biodiversitätsveränderungen in Deutschland, in Europa und weltweit ist eine Voraussetzung dafür, zukünftige Entwicklungen abzuschätzen und geeignete Maßnahmen zu beschließen. Dafür müssen Ausmaß, Ursachen, Dynamiken und Folgen des Biodiversitätsverlustes an Land und im Meer intensiver erforscht werden. Forschungsbedarf besteht ebenfalls zu Kipppunkten, also kritischen Schwellenwerten, deren Überschreiten irreversible Folgewirkungen für Ökosystemfunktionen und -leistungen nach sich ziehen. Eine weitere Aufgabe der Biodiversitätsforschung ist die Analyse von Einflüssen ökonomischer, sozialer, kultureller und politischer Treiber. Hier wird die stärkere Verschränkung zwischen naturwissenschaftlicher und gesellschaftsbezogener Nachhaltigkeitsforschung neue Impulse mit Blick auf die erforderliche gesellschaftliche Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit geben.

Umsetzungsschritte und Meilensteine

  • Mit der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt werden wir ab 2020 die detaillierte Erfassung der Folgen und Risiken des Biodiversitätsverlustes für die Bereitstellung von Ökosystemleistungen sowie für Kernbereiche der Versorgung, Wertschöpfung und Lebensqualität fördern.
  • Mit dem Aktionsprogramm Insektenschutz der Bundesregierung werden wir die Forschung zum Insektenschutz verstärken. Bis 2025 legen wir Ergebnisse zu Ausmaß, Ursachen und Treibern des Insektensterbens in Schutzgebieten sowie zu den möglichen Folgen und Risiken des Biodiversitätsverlustes für relevante Arten und Ökosysteme vor.
  • Bis 2025 werden wir mit dem „Faktencheck Artenvielfalt“ Bewertungen des Zustands und der Entwicklung der biologischen Vielfalt für die wichtigsten Lebensraumtypen Deutschlands vorlegen.
  • Wir führen das internationale und interdisziplinäre Förderprogramm zu Kipppunkten, Dynamiken und Wechselwirkungen von sozialen und ökologischen Systemen auch über 2022 hinaus fort. Damit werden wir die Widerstandsfähigkeit verschiedener biologischer und gesellschaftlicher Systeme erforschen und Lösungsansätze für das Erkennen und Vermeiden von Kipppunkten entwickeln.
  • Im Rahmen der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM) fördern wir ab 2020 eine Initiative zur Charakterisierung der Biodiversität in den Schutzgebieten der Nord- und Ostsee, um den Einfluss der bodenberührenden Fischerei auf Sedimente zu bewerten.
  • Mit der Dialogplattform Artenvielfalt werden wir ab 2020 die Erkenntnisse aus Forschung und Entwicklung in Gremien und Stakeholderforen mit Fachwissenschaftlern und Fachwissenschaftlerinnen, Vertretern und Vertreterinnen von Politik, relevanten Wirtschaftsbranchen und zivilgesellschaftlichen Gruppen regelmäßig diskutieren. Bis 2025 wollen wir ein besseres Verständnis der sozioökonomischen Prozesse und Treiber erzielen und daraus Handlungsempfehlungen für geeignete Gegenmaßnahmen ableiten.

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