Forschung für die Zukunft der Meere
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) beschreitet neue Wege für die Zukunft der Küsten- und Meeresforschung: Forscherinnen und Forscher haben in zwei Expertenkreisen in den vergangenen Monaten aktuelle Forschungsfragen in der Küsten- und Meeresforschung formuliert. Am 16. Januar 2019 hat die Wissenschaft ihre Vorschläge an das Bundesforschungsministerium übergeben.
Rund 60 Gäste aus Wissenschaft und Politik folgten der Einladung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) sowie der Expertenkreise zur Veranstaltung „Forschung für die Zukunft der Meere", bei der die Weichen für die künftige Forschungsförderung des BMBF in der Küsten- und Meeresforschung gestellt wurden.
Prof. Dr. Ulrich Bathmann und Prof. Dr. Martin Visbeck präsentierten die Ergebnisse der Expertenkreise Blauer Ozean und Küste und überreichten Volker Rieke als Leiter der Abteilung „Zukunftsvorsorge – Forschung für Grundlagen und Nachhaltige Entwicklung" im BMBF die MARE:N-Konzeptpapiere „Küste im Wandel" und „Blauer Ozean". Diese dienen der inhaltlichen Ausgestaltung der im Forschungsprogramm MARE:N dargestellten Themenschwerpunkte der Küsten- und Meeresforschung dar.
Das Bundesforschungsministerium veröffentlichte 2016 das Forschungsprogramm „MARE:N - Küsten-, Meeres- und Polarforschung für Nachhaltigkeit". MARE:N ist für die kommende Dekade das Rahmenkonzept der Bundesregierung für die Forschungsförderung an der Küste, im Meer und in den Polargebieten. Es leistet wichtige Beiträge zu den übergeordneten Zielsetzungen der Agenda 2030 und insbesondere zum Nachhaltigkeitsziel 14 („Die Ozeane, Meere und marinen Ressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen").
Unter dem Dach des Forschungsprogramms MARE:N wurden zwischen Mai 2017 und Dezember 2018 zwei Agendaprozesse zur Identifizierung zukünftiger Forschungsbedarfe durchgeführt. In den Agendaprozessen entwickelten Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft zukunftsrelevante Forschungsthemen für künftige Förderbekanntmachungen.
Klimatische Veränderungen und ein steigender Nutzungsdruck sind große Herausforderungen für die Küsten weltweit. Unter dem Motto „Küste im Wandel" haben unter Leitung der Strategiegruppe „Küste" des Konsortiums Deutsche Meeresforschung (KDM) mehr als 180 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sowie Akteure und Anwender aus Politik und Gesellschaft zukünftige Forschungsbedarfe für die kommende Dekade diskutiert. Mit den von ihnen identifizierten Forschungsthemen
- Klima- und Küstendynamik
- Vom Einzugsgebiet zur Küste
- Ökosystembasierter Küstenschutz
- Biodiversität und Nahrungsnetzte
- Meeresbodennutzung
- Mensch und Küste
soll in den nächsten Jahren die bereits erfolgreich umgesetzte Projektförderung in der „Küstenforschung Nordsee-Ostsee" (KüNO) fortgesetzt werden.
Prof. Dr. Ulrich Bathmann, Leiter der Strategiegruppe Küste im Konsortium Deutsche Meeresforschung, schildert die Herausforderungen an die Küstenforschung: "Küsten sind einzigartige Natur-, Lebens- und Wirtschaftsräume, die wir für zukünftige Generationen erhalten müssen. Ihren Wandel durch Klima und Nutzung müssen wir daher besser verstehen, um ihre Zukunft gemeinsam gestalten/meistern zu können. Deshalb brauchen Küsten Forschung. Wissenschaftler aller beteiligten Disziplinen haben gemeinsam die dringendsten Forschungsaufgaben definiert, die zum besseren Verständnis des Wandels der Küsten führen und die Basis zukünftiger Planungen ermöglichen."
Im MARE:N-Agendaprozess „Blauer Ozean" haben zahlreiche Expertinnen und Experten unter Einbeziehung von Akteuren aus Politik, Industrie und Gesellschaft sowie von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern den zukünftigen Forschungsbedarf in fünf Forschungsfeldern und fünf Querschnittsthemen zusammengefasst wurde. Mit der Definition der Forschungsbedarfe wird der außerordentlichen Bedeutung des Ozeans als Klimaregulator, Lebens-, Natur- und Wirtschaftsraum Rechnung getragen:
- Ozeandynamik im Wandel
- Marine Ökosysteme unter Stress
- Umgang mit marinen Naturgefahren
- Nachhaltige Nutzung mariner Ressourcen
- Ozean-Governance und gesellschaftlicher Wandel
Der Vorsitzende des Begleitkreises "Blauer Ozean", Prof. Dr. Martin Visbeck, sagt: „Die Deutsche Meeresforschung ist sehr leistungsstark und international sichtbar. Wir freuen uns, dass wir als Akteure der Wissenschaft zusammen mit der Bundesregierung und in Konsultation mit Vertretern der Wirtschaft und Zivilgesellschaft ein innovatives, integratives und lösungsorientiertes Forschungsprogramm zum 'Blauen Ozean' im Rahmen von MARE:N entwickelt haben. Nur mit einer globalen und lösungsorientierten Erforschung des Ozeans können wir gemeinsam einen nachhaltigeren Umgang mit dem Ozean begleiten und damit seine vielfältigen Leistungen für die Menschheit langfristig erhalten."
In beiden Agendaprozessen wird ein enger inter- und transdisziplinärer Austausch auf unterschiedlichen Ebenen angestrebt. Unter Einbezug der jeweils betroffenen gesellschaftlichen Interessengruppen sollen neben den natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fragestellungen auch vermehrt Governance-Ansätze, Anreiz- und Regulierungssysteme erforscht werden, die Transformationsprozesse und Anpassungen an Umweltveränderungen adressieren.
Eine erfolgreiche Umsetzung der Forschungsagenda für MARE:N ist nur möglich, wenn gleichzeitig auch das Forschungsumfeld leistungsstark aufgestellt ist, sind sich die Expertinnen und Experten aus der Küsten- und Meeresforschung einig. Dafür sind multidisziplinär einsetzbare moderne Forschungsschiffe, autonome Ozeanbeobachtungssysteme, Modellsysteme und eine langfristig abgesicherte, einheitliche Dateninfrastruktur notwendig. Nachwuchsförderung, Wissenstransfer und Kapazitätsentwicklung sollen den hohen wissenschaftlichen Standard sichern.
Basierend auf den Ergebnissen dieser beiden Agendaprozesse wird das BMBF Förderbekanntmachungen ableiten, die ab 2020 umgesetzt werden sollen. Aufgrund der vielfachen Berührungspunkte unterschiedlichster Wissenschafts- und Technologiedisziplinen, z. B. in der Küstenforschung, zur Nutzung mariner Ressourcen oder auch der Forschung zum Umgang mit Naturgefahren, stimmt das BMBF seine Aktivitäten intensiv mit angrenzenden Programmen des BMBF sowie außeruniversitären Forschungsprogrammen und Aktivitäten anderer Bundesressorts und auf EU-Ebene ab. Durch eine abgestimmte Förderpolitik werden Synergien erzeugt und fachübergreifende Lösungsansätze aufgezeigt, die den Erfordernissen einer zukunftsfähigen Küsten-, Meeres- und Polarforschung gerecht werden.