Forschungscampus Mobility2Grid nimmt innovative Ladestation in Betrieb
Deutschlands Städte, so auch Berlin, gehen bei der Umstellung ihrer Bus-Flotten auf emissionsfreie Antriebe in die Offensive. Beim Umstieg auf Elektromobilität müssen aber auch die entsprechende Ladeinfrastruktur und die Einbindung in das Stromnetz berücksichtigt werden. Genau dieser Aufgabe widmet sich der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit rund 9,5 Millionen Euro geförderte Forschungscampus Mobility2Grid (M2G) auf dem EUREF-Campus in Berlin-Schöneberg in einem seiner Themenfelder. Hierfür arbeiten unter der Federführung der TU Berlin die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), Siemens und Schneider Electric zusammen. Gemeinsam errichten und erproben sie auf dem Forschungscampus eine innovative Ladetechnik für Elektrobusse und deren Einbindung in ein intelligent gesteuertes Stromnetz.
Durch die Einbindung in ein intelligent gesteuertes Stromnetz können die Batterien von E-Bussen zur Stabilisierung von Energienetzen beitragen, wenn die Fahrzeuge bei Strom-Überproduktion geladen werden. Das ist vor allem in Bezug auf die Energiewende und die schwankende Belastung bei der Erzeugung von erneuerbaren Energien relevant.
Auf dem EUREF-Campus gestaltet und betreibt Schneider Electric zusammen mit der TU Berlin und weiteren Partnern ein Micro Smart Grid. Damit wird gezeigt, wie mit Elektromobilität, automatisierten und hocheffizienten Gebäuden sowie Batteriespeichern ein intelligentes Lastmanagement und damit eine noch größere Nutzung erneuerbarer Energien erfolgen kann.
Mit der E-Bus-Ladestation gehen die Projektpartner von Mobility2Grid aber noch einen Schritt weiter: Sowohl für die Technik der Ladestation als auch für den Bus soll erforscht werden, wie künftig bidirektionales Laden funktionieren kann. Das bedeutet, dass die Batterie nicht nur geladen werden, sondern auch Energie in das Stromnetz zurückspeisen kann. Durch die Forschung soll untersucht werden, inwieweit durch diese Technologie sowohl E-Busse als auch andere Fahrzeugflotten künftig zu einer sicheren und stabilen Energieversorgung beitragen können.
Die BVG stellt für das Forschungsprojekt einen neu angeschafften E-Bus vom Typ Solaris New Urbino 12 Electric zur Verfügung. An Tagen, an denen das Fahrzeug nicht auf dem EUREF-Campus an Testreihen teilnimmt, wird es im Linienbetrieb die Linie 204 verstärken. Bereits seit 2015 fährt die BVG dort mit vier Elektrobussen. Ein Vergabeverfahren für weitere 30 elektrische Eindeckeromnibusse hat Deutschlands größtes Nahverkehrsunternehmen bereits eingeleitet.
Stimmen zur innovativen E-Bus-Ladestation
Prof. Dr.-Ing. Dietmar Göhlich, Sprecher des Forschungscampus Mobility2Grid, TU Berlin:
„Mobility2Grid verbindet die Zukunft der urbanen Mobilität mit der Nutzung regenerativer Energien. Die innovative E-Bus-Ladestation ist hierbei ein wichtiger Meilenstein zur intelligenten Integration von elektrifizierten Busflotten in die Stromnetze der Zukunft. Wir zeigen damit aber auch, wie technologische Innovationen in einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit von Forschung und Wirtschaft auf einem Forschungscampus entwickelt und angewendet werden.
MinDir Dr. Karl-Eugen Huthmacher, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Bildung und Forschung:
„Die Energiewende kommt endgültig im Alltag der Menschen an. Vieles ist dabei neu für uns. Die Elektromobilität ist nur ein Beispiel. Auf die damit einhergehenden Fragen brauchen wir Antworten aus der Wissenschaft. Wir müssen Bürgerinnen und Bürger überzeugen und mitnehmen. Innovationen für die Energiewende, das sind Lösungen, die akzeptiert und angewendet werden. ‚Mobility2Grid' ist ein wichtiger Baustein, um in diesem Sinne den Übergang von Forschung und Entwicklung zu Demonstration und erfolgreicher Markteinführung zu bewältigen. Etwa durch die Erprobung von neuen Lösungen wie der E-Bus-Ladestation unter Praxisbedingungen.
Dr. Sigrid Evelyn Nikutta, Vorstandsvorsitzende und Vorstand Betrieb der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG):
„Auch beim Bus gehört der Elektromobilität die Zukunft. Als größtes deutsches Nahverkehrsunternehmen sind wir bei der Umstellung vorne mit dabei. Doch eine elektrische Flotte ist nur die halbe Miete. Auch die Infrastruktur muss passen, vor allem die Ladetechnik und die Stromnetze. Hier müssen die Hersteller und Energieversorger verlässliche und einheitliche Lösungen liefern. Die notwendige Forschung hierzu unterstützen wir natürlich gerne mit unserer Expertise.
Manfred Fuhg, Leiter Division Mobility Deutschland, Siemens AG:
„Die Einführung von E-Bussen ist nicht nur eine Frage der Fahrzeuge. Die Infrastruktur spielt eine ebenso große Rolle. Zusammen mit der BVG und der TU Berlin wird die erste Siemens-Ladestation in Berlin im Forschungsprojekt Mobility2Grid in ein intelligentes Energiemanagementsystem integriert. Damit können Grundlagen zur Unterstützung einer Flotteneinführung ganz praxisnah erforscht werden.
Carl Tille, Business Development bei Schneider Electric:
„Die Einbindung der innovativen E-Bus-Ladestation in das Micro Smart Grid ist ein Meilenstein, auf den wir alle lange hingearbeitet haben. Das bidirektionale Laden und Entladen eröffnet neue Freiheitsgrade, die wir durch die Weiterentwicklung selbstlernender Algorithmen erproben werden. Das intelligente Lastmanagement steigert die Nutzung erneuerbarer Energien im gesamten Micro Smart Grid.
Reinhard Müller, Vorstandsvorsitzender der EUREF AG:
„Ideen und Innovationen brauchen Platz zum Wachsen! Diesen schaffen wir seit zehn Jahren auf dem EUREF-Campus in Berlin-Schöneberg. Hier arbeiten und forschen heute rund 3.000 Menschen in über 100 Unternehmen und Forschungseinrichtungen an den Themen Energie, Mobilität und Digitalisierung. Etablierte Unternehmen und Start-ups erproben in enger Kooperation Sharing-Modelle, Elektromobilität und autonomes Fahren, und an Deutschlands größter Elektrotankstelle liefert ein Solardach die Energie dafür. Die Erprobung innovativer Ladeinfrastruktur durch die Berliner Verkehrsbetriebe ist eine perfekte Ergänzung des Zukunftslabors EUREF-Campus.