Forschungsschiff POSEIDON: Eine Ära geht zu Ende

Letzte Expedition für die Wissenschaft: Am 13. Dezember 2019 kehrte das Forschungsschiff POSEIDON von seiner 539. Forschungsfahrt nach Kiel zurück und wird nun außer Dienst gestellt. Fast 44 Jahre war das Schiff auf den Meeren unterwegs – vielfach für Projekte, die vom Bundesforschungsministerium gefördert wurden. Nach den bisherigen Plänen soll der Nachfolger in fünf Jahren fertiggestellt werden.

Ob Nordatlantik, Nordmeer, Schwarzes Meer, Rotes Meer oder Mittelmeer - die POSEIDON war auf vielen Meeresgewässern im Einsatz, spulte nahezu 400.000 Seemeilen herunter und diente als verlässliches Arbeitspferd der deutschen Meeresforschung. Zudem war sie ein Allrounder: Meeresbiologen, Geologen, Geophysiker oder Ozeanographen sammelten während der Expeditionen wertvolle Daten. Nun geht das am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel beheimatete Schiff in den „Forschungsruhestand".

Gebaut wurde die etwa 60 Meter lange POSEIDON zwischen 1974 bis 1976 von der Schichau Unterweser AG in Bremerhaven. Das damalige Bundesministerium für Forschung und Technologie übernahm 90 Prozent der gesamten Investitionskosten von rund 23 Millionen DM (ca. 11,5 Millionen Euro), zehn Prozent trug das Land Schleswig-Holstein. Die POSEIDON war als hochseefähiges Multifunktionsschiff konzipiert, das etwa drei Wochen auf See verbringen konnte. Am 30. August 1976 wurde sie in Dienst gestellt.

Mit fünf Laboren, sieben Winden und leistungsfähigen Krananlagen für den Einsatz schwerer Geräte war die POSEIDON für unterschiedliche Forschungseinsätze ausgerüstet. Zunächst war sie vor allem auf der Nord- und Ostsee unterwegs. Zu Beginn der 1980er-Jahre wurde das Schiff dann auch für Forschungen im Tiefseebereich des Atlantiks umgerüstet. In der jüngeren Vergangenheit operierte die POSEIDON fast ausschließlich im Nordatlantik, im Mittelmeer und im Schwarzen Meer.

„Nun, nach mehr als 40 Jahren, haben sich die Anforderungen seitens der Wissenschaft verändert", sagt Dr. Klas Lackschewitz, Schiffskoordinator am GEOMAR. „Außerdem steigen die Wartungskosten ähnlich wie bei einem alten Auto stetig an, sodass ein Weiterbetrieb irgendwann nicht mehr wirtschaftlich ist." Deshalb sei das Schiff jetzt zum Ende des Jahres 2019 außer Dienst gestellt worden. Womöglich kehrt die POSEIDON bald wieder auf die Weltmeere zurück: Gegenwärtig wird sie von der Verwertungsgesellschaft des Bundes VEBEG zum Kauf angeboten. Anfang 2020 soll sich entscheiden, welche neue Verwendung das Schiff künftig bekommen wird.

Ein Nachfolgebau für die Wissenschaft ist bereits in Planung. Voraussichtlich 2024 soll die METEOR IV fertig gestellt werden, die die POSEIDON und METEOR III (Baujahr 1986) ersetzen soll. Das Schiff wird ähnlich der SONNE II konzipiert, die gegenwärtig das modernste Schiff der deutschen Forschungsflotte darstellt. „Das neue Schiff wird den Anforderungen moderner Meeresforschung gerecht und so zum Erhalt der Leistungsfähigkeit der deutschen Meeresforschung insgesamt beitragen", erklärt Prof. Dr. Peter Herzig, Direktor des GEOMAR. „Forschungsschiffe sind für uns eine absolut notwendige Arbeitsplattform, um, auch unter Einsatz modernster Unterwassertechnologien, gesellschaftlich relevante Fragen wie zum Schutz und der nachhaltigen Nutzung der Meere, aber auch zum globalen Wandel zu beantworten", so Herzig weiter.