Fünf Jahre Arktisbüro: Ein Kompetenzzentrum für die Nordpolarregion
Ob Arktisdialog, Arktischer Rat oder Arktische Ministertreffen - ein am Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung angesiedeltes Kompetenzzentrum informiert und berät Entscheidungsträger in Politik, Verwaltung und Wirtschaft zu vielen Themen rund um die Arktis. Jetzt feiert das Deutsche Arktisbüro sein fünfjähriges Jubiläum.
Die Arktis als Hotspot des Klimawandels ist in den letzten Jahren ins Zentrum geopolitischer und wirtschaftlicher Interessen gerückt. Was in der Arktis passiert, bleibt nicht dort – Veränderungen rund um den Nordpol sind weltweit zu spüren. Auch auf politischer und wirtschaftlicher Ebene: Das zurückgehende Eis legt bisher unbekannte Zugänge für Tourismus, Handel und zu Rohstoffen frei, die neue geopolitische und geostrategische Fragen, Handlungs- und Kooperationsbedarfe aufbringen. Das Deutsche Arktisbüro unterstützt Akteure dabei, Antworten hierfür zu finden und den Austausch zwischen Grundlagenforschung und entscheidungstragender Politik zu verstärken.
Deutschland gehört zu den führenden Forschungsnationen in der Arktis und auch politisch ist die Region für die Bundesrepublik ein wichtiges Thema. „Um die richtigen Ansätze für Umweltschutz und die nachhaltige Entwicklung in der Arktis zu finden, benötigt die Bundesregierung jede Menge wissenschaftliche Beratung und Unterstützung – eine Aufgabe, die wir übernehmen“, sagt Dr. Volker Rachold. Der Geochemiker leitet seit 2017 das Deutsche Arktisbüro am Potsdamer Standort des Alfred-Wegener-Instituts.
Das Büro berät Ministerien, Behörden und die deutsche Wirtschaft bei vielen Fragen rund um die Arktis und unterstützt sie dabei, wichtige Positionen zu erarbeiten. Zum Beispiel bei der zweiten Arktischen Wissenschaftsministerkonferenz 2018 in Berlin. Hier organisierte das Büro im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) das Wissenschaftsforum, das 250 internationale Teilnehmende besuchten, um die wissenschaftliche Grundlage für die folgende Sitzung der Minister zu schaffen. Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte waren die von der Bundesregierung 2019 veröffentlichten Leitlinien der deutschen Arktispolitik, zu denen das Büro über den "Arktisdialog" beigetragen hat. Die Leitlinien heben die gemeinsame Verantwortung aller Akteure hervor und setzen sich für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung der Region ein.
„Die arktische Region verändert sich enorm schnell, vor allem durch den Klimawandel mit seinen Folgen für die Umwelt, die arktische Lebensvielfalt und die sozioökonomische Entwicklung der Region. Es gilt, alles Wissen zusammenzuführen und sich auch international am Dialog rund um die Risiken der Entwicklungen zu beteiligen, mit einer systemischen Perspektive“, sagt Prof. Antje Boetius, Direktorin des AWI.
Für die deutsche Beteiligung an den Aktivitäten des Arktischen Rats arbeitet das Büro eng mit dem Auswärtigen Amt zusammen. Der Arktische Rat ist das führende staatenübergreifende Forum für die Arktis und fördert die Zusammenarbeit zwischen den Anrainerstaaten, der indigenen Bevölkerung und anderen Anwohnern der Arktis, insbesondere im Hinblick auf einen nachhaltigen Umgang mit der Region. Das Arktisbüro steht daher auch im engen Kontakt mit den Botschaften der Anrainerstaaten in Berlin. Um aktuelle Themen der deutschen und internationalen Forschung und Politik in der Nordpolarregion vorzustellen und zu diskutieren, organisiert das Büro zweimal pro Jahr den "Arktisdialog". An den Veranstaltungen nehmen Vertreterinnen und Vertreter von Bundesministerien, Bundesbehörden, wissenschaftlichen Instituten und Stiftungen teil. In diesem Jahr findet bereits der 19. Arktisdialog statt.
Für sein Informations- und Veranstaltungsangebot kann das Arktisbüro auf Wissen aus 40 Jahren Arktisforschung zurückgreifen: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des AWI erforschen das Meer, das Ökosystem und die Atmosphäre der Nordpolarregion, um ihre Funktion in unserem Klimasystem zu entschlüsseln.