Gemeinsam für kleine Bäche
Uni Rostock gibt mit Forschungsprojekt Beispiel für Deutschland
Fließt ein Bach oder Fluss durch besiedeltes Gebiet, wird er an diesen Stellen in seinem natürlichen Lauf stark beeinträchtigt. Während es für Flüsse gesetzliche Vorgaben – und damit Konzepte – gibt, wie ihr Zustand erfasst und verbessert werden könnte, fehlen diese für kleine Bäche. Zahlreiche Interessenskonflikte erschweren die Renaturierung. In dem neuen vom Bundesministerium für Forschung geförderten Projekt KOGGE untersucht die Uni Rostock am Beispiel der Hansestadt Rostock, wie es besser gehen könnte. Auch die Öffentlichkeit soll mit Veranstaltungen sowie einer App in den Prozess einbezogen werden.
Über 200 Kilometer so genannte Fließ-und Standgewässer wie beispielsweise Bäche, Gräben und auch die Warnow ziehen sich durch Rostock. Um den genauen Zustand, auch der kleinen Fließgewässer, zu untersuchen, wird jetzt mit dem Projekt ein stadtübergreifendes strategisch ausgerichtetes Gewässerentwicklungskonzept für Rostock entworfen. Eine aktuelle europäische Wasserrahmenrichtlinie fordert ohnehin, dass Fließgewässer in einen guten ökologischen Zustand versetzt werden müssen. „Wir wollen die Gewässer unter die Lupe nehmen, ihren ökologischen Aspekt, aber ebenso den Hochwasserschutz und die Siedlungsentwässerung in den Blick nehmen“, sagt Prof. Tränckner. Da spiele die Zustandsanalyse aber auch die Pflege der Gewässer eine besondere Rolle.
„Es geht um etwa 1200 Kilometer Kanalnetz in Rostock“, erläutert Hanno Nispel, Abteilungsleiter bei der EURAWASSER Nord GmbH. Das sei zum Teil vor über 100 Jahren gebaut worden und müsse der sich dynamisch entwickelnden Stadt Rostock angepasst werden. „Eines unserer Ziele ist es, im Auftrag des Warnow-Wasser-Abwasserverbandes (WWAV) Entwässerungs-Leitachsen zu entwickeln, um der dynamischen baulichen Entwicklung der Stadt gerecht zu werden“, so Nispel weiter. Das bringe zusätzliche Anforderungen an die Entwässerung mit sich. Damit das Regenwasser bei extremen Wetter, beispielsweise auch durch naturnahe Abflüsse aus der Stadt geleitet werden kann. „Am Ende geht es um ein ganzheitliches Gewässer-Entwicklungskonzept für Rostock und die langfristige Ergänzung der Netz- Infrastrukturen. Auf diesem Gebiet arbeitet unsere Unternehmensgruppe schon seit längerer Zeit sehr intensiv, unter anderem auch in Kooperation mit der Universität Rostock zusammen“, erklärt auch Robert Ristow, Geschäftsführer der Eurawasser Nord GmbH.
Rostocks Bau-und Umweltsenator Holger Matthäus sieht das Forschungs-Projekt der Uni für die Stadt so: „Wasser ist Leben, kann aber auch schnell Gefahren im städtischen Raum mit sich bringen, wie wir als Küstenstadt bei Sturmfluten oder beim Jahrtausendregenereignis 2011 erfahren mussten“. KOGGE sei ein genau in dieses Spannungsfeld hinein passendes Projekt und ermögliche einen durchdachten und ausgewogenen strategischen Umgang mit dem Medium. „Beispielhaft für Deutschland“, so der Senator. Ihm liegt daran, Hochwasser-und Gewässerschutz unter einen Hut zu bringen.
Professor Ralf Bill, Inhaber des Lehrstuhls für Geodäsie und Geoinformatik von der Uni Rostock, kümmert sich bei KOGGE um moderne Geodateninfrastruktur für Fragen aus der Forschung und Praxis. „Die im Projekt beteiligten Wissenschaftler und Praxispartner sollen auf eine harmonisierte Datenbasis zugreifen können, um ihre Forschungen zu untersetzen. Und dieses nach den modernsten Standards über das Internet, ohne die Daten hin und her zu kopieren“, sagt Prof. Bill. Auch der Bürger solle Zugriff auf ausgewählte Daten und Themen bekommen, damit er sich informieren könne und sich beispielsweise auch an Planungsprozessen beteiligen kann.
Die Hansestadt Rostock betreibt hierzu Klarschiff.HRO als Plattform. In diese eingebunden oder als eigene Entwicklung auf Basis dieser Plattform soll auch eine Bürgerbeteiligung zu Planungsprozessen mit Blick auf die Wasserwirtschaft entstehen.
Professor Bill: „Zusätzlich entstehen neue Daten, beispielsweise durch Befliegungen mit kleinen unbemannten Flugkörpern (UAV) an sogenannten hot spots, also ausgewählten Flächen, an denen sich in der Vergangenheit immer wieder Probleme z.B. bei Sturzregen ergaben, um diese Flächen besser bezüglich ihrer Nutzung und der Einwirkungen auf die Wasserhaushaltsmodellierung verstehen zu können“.
Das Projekt KOGGE wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Es ist Teil der BMBF-Fördermaßnahme „Regionales Wasserressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland (REWAM)“ im Förderschwerpunkt „Nachhaltiges Wassermanagement (NaWaM)“.