Veranstaltungsreihe: Stadt nachhaltig gestalten
Das Norbert Elias Center der Europa Universität Flensburg initiiert auf Grundlage des Forschungsprojektes „Entwicklungschancen und -hemmnisse einer suffizienzorientierten Stadtentwicklung" in Kooperation mit der Stadt Flensburg eine gemeinsame Veranstaltungsreihe zur nachhaltigen Stadtentwicklung.
Die Folgen des Klimawandels und der Energieknappheit machen deutlich: Das Leben in Städten wird sich verändern. Hitze, Trockenheit und Starkregenereignisse nehmen zu, Energie- und Lebenshaltungskosten steigen. Alle Menschen bekommen die Auswirkungen der Krisen zu spüren. Besonders allerdings leiden diejenigen, die wenig Einkommen haben, die älter oder gesundheitlich eingeschränkt sind. Sie können den Krisen am wenigsten entgegensetzen.
In Flensburg wird bereits lebhaft zu unterschiedlichen Fragen der Stadtentwicklung diskutiert, sei es die Finanzierung des ÖPNV, die Entwicklung des Sanierungsgebiets Hafen-Ost oder die künftige Energieversorgung. Die Reihe soll dazu beitragen, diese Diskussionen zu stärken und zu unterstützen. Denn gemeinsame Gespräche und Auseinandersetzungen über unterschiedliche Interessen und Lösungsvorschläge können die Stadt krisenfester machen.
In verschiedenen Veranstaltungen bis zum 07. Dezember 2022 sprechen Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis zu verschiedenen Themengebieten der nachhaltigen Stadtentwicklung.
05.10.2022 | 18 Uhr
ex-Sultanmarkt, Neustadt 26
Gemeinwohlorientierte Immobilienwirtschaft – geht das? Mit Baugemeinschaften & Genossenschaften die Stadt gestalten
Bezahlbare Mieten, gemeinwohlorientierte Quartiere und ein gemeinschaftliches Zusammenleben: Baugemeinschaften, kleine Genossenschaften und Dachgenossenschaften bieten dafür interessante Konzepte. Jedoch bedeutet eine solche Unternehmung auch ein Wagnis. Wie kann dies erfolgreich gemeistert werden kann, was braucht es dazu und warum lohnt es sich, gemeinsam zu Bauen und zu Wohnen?
Rosemarie Oltmann ist Industriekaufmann und Sozialökonomin, langjährige Mitarbeit bei STATTBAU HAMBURG sowie Gründungsmitglied der Wohnungsbaugenossenschaft Schanze e.G. und dort über 30 Jahre aktives Vorstandsmitglied.
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12.10.2022 | 18 Uhr
Kulturlücke, Norderstraße 151
Wohnungsmangel: Ist Neubau die beste Lösung?
In vielen Städten herrscht großer Wohnraummangel. Um Entlastung zu bringen, setzt Bundesbauministerin Klara Geywitz aufs Bauen. 400.000 neue Wohnungen sollen jährlich entstehen. Es gibt aber auch andere Vorschläge: Durch Wohnflächenoptimierung und suffizienzorientierte Wohnformen lassen sich Ressourcen schonen, die Umwelt entlasten und die Lebensqualität in Städten verbessern.
Dr. Lars Arvid Brischke ist Energieingenieur, Projekt- und Themenleiter für Energie am ifeu - Institut für Energie- und Umweltforschung in Berlin.
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19.10.2022 | 19 Uhr
Dänische Bibliothek, Noderstraße 59
Bürger*innen bauen ein Quartier – Lektionen aus dem ecovillage
In Hannover realisiert eine Baugenossenschaft ein Quartier für 1.000 Menschen. Die Vision: Viel gemeinschaftliches Leben mit geringem ökologischem Fußabdruck, hohem sozialen Standard und einer suffizienten (bescheidenen) Lebensweise der Bewohner*innen. Ziel ist es, nachhaltigen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Projektbeteiligte berichten von dem einzigartigen und umfangreichen Beteiligungs-, Planungs- und Umsetzungsprozess.
Hans Mönninghoff war langjähriger Wirtschafts- und Umweltdezernent der Stadt Hannover und ist heute Aufsichtsratsvorsitzender der ecovillage-Genossenschaft Hannover.
Lena Bruns ist Architektin und Gesellschafterin des Amsel Kollektivs für Architektur und Stadtforschung.
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26.10.2022 | 19 Uhr
Norder147, Norderstraße 147
Ressource Bestand – Perspektiven für eine neue Baukultur
Immer deutlicher wird: „Bauen, Bauen, Bauen" ist kein Garant mehr gegen hohe Wohnungsmieten und zudem extrem ressourcenintensiv. Gefragt ist ein radikales Umdenken im Bauen, das dem Gebäudebestand Priorität zumisst. Das Bestehende zu erhalten und weiterzubauen, dabei ökologischen Erfordernissen und sozialen Anforderungen wie der Bezahlbarkeit von Wohnungen gerecht zu werden, ist die Zukunftsaufgabe für die Architektur.
Susanne Wartzeck ist Präsidentin des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA)
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02.11.2022 | 19 Uhr
Norder147, Norderstraße 147
Manifest der freien Straße – Straßenraum in Zeiten von Klimawandel, Digitalisierung und wachsender sozialer Ungleichheit
Seit über 70 Jahren dominieren Autos den öffentlichen Raum. Mit dem "Manifest der freien Straße" stellt eine Allianz aus Wissenschaftler*innen und Kreativen dieses Dogma in Frage und zeigt unerkannte Qualitäten und Möglichkeiten in der Nutzung von Straßen auf. Entdecken Sie eine kommunale Raumressource neu und diskutieren Sie mit, wie in Zeiten von Klimawandel, Digitalisierung und sozialer Ungleichheit eine lebensdienliche Umnutzung gelingen kann.
Simon Wöhr ist Co-Initiator einiger alternativer Berliner Stadtraumprojekte (u.a. Holzmarkt, Haus der Statistik, Radbahn) und leitender Autor des Ende 2022 erscheinenden „Manifest der freien Straße".
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16.11.2022 | 19 Uhr
Dänische Bibliothek, Norderstraße 59
Die Zukunft schützt sich nicht allein! Weshalb Zukunftsschutzgebiete für lebenswerte Städte notwendig sind
Die Wortneuschöpfung „Zukunftsschutzgebiet" stammt von einer Gruppe junger Stadtmacher*innen, die gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung vorantreiben wollen. Sie definieren Zukunftsschutzgebiete als Orte, die nicht das konservieren, was vorhanden ist, sondern in denen gemeinsam gestaltet werden kann, was sein könnte. Wir laden Sie zu einem Dialog über Freiräume für eine lebendige Stadt von morgen ein.
Anna Betsch ist Mitarbeiterin im Konglomerat e.V. und freiberuflich in der informellen Öffentlichkeitsbeteiligung tätig. Sie engagiert sich und arbeitet für eine andere Form der Stadtentwicklung: koproduzierend, partizipativ und ressourcenschonend.
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24.11.2022 | 18 Uhr
Ex-Sultan Markt, Neustadt 26
Das Zeitalter des Betons – Eine Geschichte des meistgenutzten menschengemachten Materials
Beton ist das meist genutzte menschengemachte Material. Die Auswirkungen – sozial, ökologisch, ökonomisch – sind enorm, wie etwa Klimakrise, Kalksteinabbau oder Flächenversiegelung. Der Vortrag skizziert die Ausbreitung des Materials aus einer sozial-ökologischen Perspektive. Beschrieben wird eine Geschichte der Moderne als ‚Zeitalter des Betons' – von frühen Visionen industrialisierten Bauens bis zum 3D-Druck.
Dr. Matthias Schmelzer ist Wirtschaftshistoriker an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, beim Konzeptwerk Neue Ökonomie aktiv und schreibt über die Geschichte des Kapitalismus und mögliche Pfade einer sozial-ökologischen Transformation.
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30.11.2022 | 19 Uhr
Dänische Bibliothek
Verbot und Verzicht
Um den Klimawandel aufzuhalten oder zumindest abzuschwächen, müssen wir unsere Art zu leben grundlegend verändern. Wir stehen vor einer umfassenden Transformation in Richtung mehr Nachhaltigkeit. Verbot und Verzicht werden eine wesentliche Rolle spielen. Nicht die alleinige, aber eine zentrale. In den letzten Jahren hat sich eine politische Haltung herausgebildet, die Verbote und Verzicht als staatliche Steuerungsinstrumente immer stärker und lauter ablehnt. Welche Bedeutung hat dies für Transformationsprozesse in Richtung Nachhaltigkeit?
Prof. Dr. Philipp Lepenies ist Ökonom und Professor für Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin
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07.12.2022 | 19 UHR
ex-Sultanmarkt, Neustadt 26
Wege aus der Autoabhängigkeit
Die Verkehrspolitik des letzten Jahrhunderts hat das Auto zum zentralen Fortbewegungsmittel gemacht. Ohne Auto sind heute vielerorts Menschen von notwendigen Gütern und Dienstleistungen ausgeschlossen. Wie kann dies verändert werden? Wie kann es gelingen, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu beenden und zugleich den Zugang zu Grundbedürfnissen für alle sicherzustellen?
Vera Huwe ist Ökonomin am Institut für Sozioökonomie der Universität Duisburg-Essen und Research Economist beim Dezernat Zukunft. Sie forscht zu ungleichen sozialen Beziehungen in der Klima- und Verkehrspolitik.