Halbzeit bei zweiter Digital GreenTech-Förderrunde: Praxistransfer und internationale Perspektiven im Fokus

Über Digitalisierung und Nachhaltigkeit nicht nur reden, sondern konkrete digitale Lösungen für verschiedene Anwendungsfälle im Umweltbereich liefern: Mit diesem Anspruch sind die 14 Forschungsprojekte der Maßnahme „Digital GreenTech“ (DGT) im vergangenen Herbst in ihre Förderphase gestartet. Vergangene Woche zogen Beteiligte auf der DGT-Konferenz ein erstes Zwischenfazit.

„Wenn Digitalisierung für Nachhaltigkeit wirksam werden soll, muss sie greifbare, anwendbare Ergebnisse inklusive exemplarischer Umsetzungen liefern. Nur so kann Forschung auch tatsächlich in der Praxis ankommen." So formulierte Dr. Rainer Müssner vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Erwartungen seines Hauses an die laufenden 14 Forschungsvorhaben, die in der Maßnahme „Digital GreenTech" – Umwelttechnik trifft Digitalisierung" gefördert werden.

Eine erste Bilanz zur Halbzeit der meist zweijährigen Projekte stellten Beteiligte vor rund 100 Teilnehmenden am 12. und 13. November in Berlin auf der DGT-Konferenz vor. Geforscht wird zu Einsatzpotenzialen digitaler Technologien in den Bereichen Wasserwirtschaft, nachhaltiges Landmanagement, Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft. Beispiele umfassen die digitale Überwachung von Deichen, intelligente Leckageortung in Wassernetzen oder KI-gestützte Sortierprozesse für metallische Abfallströme.

Bereits nach dem ersten Jahr konnten mehrere Projekte vielversprechende Ergebnisse vermelden. So wurden in den Vorhaben SoRec und KIMBA, die darauf abzielen, das Recycling von Metallen und Bauschutt zu verbessern, KI-Modelle in Verbindung mit bildgebender Sensortechnik umgesetzt. Dies ermöglicht es, den Sortierprozess besser zu überwachen und wichtige Daten wie die Menge des Materials, die Größe der Partikel und störende Fremdstoffe zu erfassen. Ziel ist es, Sortier- und Recyclingsysteme teilweise zu automatisieren und mit minimalem Personalaufwand zu betreiben. Im Projekt DigiWave haben die Forschenden bereits umfangreiche Daten gesammelt, um zwei KI-basierte Prognosemodelle zu entwickeln, die die Wasserqualität und den Wasserbedarf vorhersagen können – beides sind entscheidende Bausteine für das Risikomanagement bei der Wasserwiederverwendung. Im Projekt TreeMon laufen seit Mai 2024 erste Feldversuche, um zuvor im Labor getestete Methoden zur Beurteilung des Gesundheitszustands von Bäumen in der Praxis zu prüfen. Dabei wird auf mehreren Versuchsflächen erprobt, wie man mit akustischen Messungen Schäden und Krankheiten verschiedener Baumarten frühzeitig erkennen kann.

Darüber hinaus bot die Konferenz mit Keynotes, Workshops und einer Podiumsdiskussion Einblicke in die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung für eine nachhaltige Zukunft. Dr. Christiane Plociennik vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) betonte in ihrer Keynote die doppelte Rolle von KI – als Instrument, mit dem viele Nachhaltigkeitsziele leichter erreicht werden können, und als Ressource, deren eigener Verbrauch optimiert werden muss. Die Diskussionen machten deutlich, dass Kommunikation und Austausch Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche Digitalisierung sind: Immer komplexere Prozesse müssen für die Menschen verständlich und nachvollziehbar vermittelt werden, damit sie akzeptiert werden und ihren Weg in die Praxis finden. Um dies zu erreichen, setzen viele Projekte auf Maßnahmen wie Praxisworkshops, Stakeholder Involvement oder Reallabore. Überdies identifizierten die Konferenzteilnehmenden die hohe Beteiligung von Unternehmen an den DGT-Projekten als sehr hilfreichen Faktor für die Umsetzung von Ergebnissen in die Praxis. Angestrebte Transfer-Produkte sind beispielsweise neue Technologien, Methoden, Verfahren, neue Geschäftsmodelle, Beiträge zur Regelsetzung und Standardisierung sowie Handlungsempfehlungen und Entscheidungshilfen.

Nach Einschätzung des Fachpublikums birgt der GreenTech-Sektor nach wie vor große Chancen für Deutschland. Dafür müssen die Potenziale der Digitalisierung jedoch umfassend genutzt und der Fachkräftemangel aktiv angegangen werden. Nachwuchswettbewerbe wie die Digital GreenTalents sind hierfür ein wichtiges Instrument. 20 junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt wurden in diesem Jahr auf der DGT-Konferenz erstmals mit dem Digital GreenTalents Award für ihre Beiträge zu Digitalisierung und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Ziel ist es, die Preisträger mit der deutschen GreenTech Community zu vernetzen, unter anderem durch mehrmonatige Forschungsaufenthalte in Deutschland.