Hintergründe zu Band II des Sechsten IPCC-Sachstandsberichts, Folge # 3 – Klimawandel und Gesundheit

Der IPCC erstellt den nächsten Weltklimabericht. FONA-Projekte forschen zu Themen, die dabei eine wichtige Rolle spielen, wie zum Beispiel die direkten und indirekten Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit der Menschen weltweit.

Der Weltklimarat IPCC erstellt zurzeit seinen Sechsten Sachstandsbericht („AR6"). In mehreren Bänden wird dieser den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand zum Klimawandel zusammenfassen und einordnen. Band I „Naturwissenschaftliche Grundlagen" erschien am 9. August 2021. Band II zu „Folgen, Anpassung und Verwundbarkeit" folgt Ende Februar. Band III zu „Minderung des Klimawandels" wird Anfang April erscheinen. Auf der Website der Deutschen IPCC-Koordinierungsstelle finden Sie aktuelle Informationen dazu.
Mit einer Serie von Meldungen stellen wir Ihnen Projekte aus der BMBF-Strategie „Forschung für Nachhaltigkeit" (FONA) vor, die sich mit wichtigen Themen für den IPCC-Bericht beschäftigen. Denn Forschung liefert die Grundlage für faktenbasierte und informierte politische und gesellschaftliche Entscheidungen zum Umgang mit dem Klimawandel.


Klimawandel: Direkte und indirekte Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit

Schon in seinem Fünften Sachstandsbericht (2014) beschrieb der IPCC, wie sich der Klimawandel direkt und indirekt auf die Gesundheit des Menschen auswirkt.

So haben Untersuchungen ergeben, dass durch lange Hitzeperioden und steigende Erwärmung aufgrund des Klimawandels gesundheitliche Leiden, wie Herz-Kreislauf-, Atemwegs- und Hauterkrankungen sowie Allergien, verstärkt werden. Besonders betroffen sind vulnerable Gruppen, wie Ältere, Kinder und Menschen mit Vorerkrankungen. Am Beispiel vergangener Hitzewellen werden die Zusammenhänge von Klima und Gesundheit besonders deutlich: In Deutschland sind in den Jahren 2003, 2006 und 2015 fast 20.000 mehr Menschen an den Folgen der Hitze gestorben als ohne Hitzewellen zu erwarten gewesen wäre. Und die Klimaforschung rechnet mit einer deutlichen Zunahme der Hitzewellen in den nächsten Jahrzehnten.

Auch andere Extremwetterereignisse, die durch den Klimawandel häufiger und intensiver werden, wie beispielsweise Sturm und Starkregen, bringen Menschen in Lebensgefahr, wie es die Flutkatastrophe im Sommer 2021 mit über 180 Toten in Deutschland gezeigt hat.

Der Klimawandel beeinflusst unsere Gesundheit aber auch indirekt, indem Lebensmittel leichter verderben, Trinkwasser knapp wird und sich Insekten, die Krankheitserreger übertragen, weltweit besser verbreiten – ein bekanntes Beispiel ist die in Deutschland eingewanderte Asiatische Tigermücke. Aufgrund der gestiegenen Durchschnittstemperaturen über das ganze Jahr hinweg ist die Tigermücke jetzt auch hier heimisch und kann zum Beispiel das Dengue-Fieber übertragen.

Selbst Stress und psychische Krankheiten werden durch den Klimawandel indirekt verstärkt: Landwirte bangen nach mehreren Dürrejahren auch in Deutschland um ihre Ernten und um ihre wirtschaftliche Existenz, viele Opfer der Flutkatastrophe vom Juli 2021 sind durch dieses Extremwetterereignis traumatisiert und Jugendliche berichten über Angstzustände aufgrund des zunehmenden Klimawandels.

Zwar gibt es regional begrenzt auch positive Folgen des Klimawandels – zum Beispiel weniger Tote durch Kälteextreme – aber global gesehen werden die negativen Folgen solche Vorteile überwiegen.

Schon heute sind sich Fachleute weitgehend einig: Damit Gesellschaften mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit besser umgehen und die entstehenden Risiken minimieren können, sind Anpassungsmaßnahmen unerlässlich. Funktionierende öffentliche Gesundheitssysteme sowie ausreichende Katastrophenvorsorge sind zentral. Aber auch einfache Maßnahmen, die die Hitzebelastung im Alltag verringern, können einen großen Beitrag leisten.

Grünflächen in der Stadt haben spezielle Funktionen für Gesundheit und Wohlbefinden

Auch die Weltgesundheitsorganisation (World Health Organisation – WHO) beschreibt den Klimawandel als die größte Bedrohung der globalen Gesundheit im 21. Jahrhundert. Sie verweist darüber hinaus darauf, dass durch Luftverschmutzung in Ballungsräumen die durch den Klimawandel erzeugten Gesundheitsbelastungen noch verstärkt werden. Ballungsräume stehen zudem vor der Herausforderung, bei Hitzeperioden das Aufheizen von sogenannten Wärmeinseln abmildern zu müssen.

Es gibt jedoch vielfältige, hilfreiche Ansätze für Klimaanpassungsmaßnahmen. In der vom BMBF geförderten Nachwuchsgruppe „GreenEquityHEALTH – Interaktion und Auswirkung von Umwelt und Gesundheit in Städten – Gesundheit und Wohlbefinden im Kontext globaler Herausforderungen" zeigen beispielsweise Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, wie urbane Grünflächen etwa durch die Filterung von Schadstoffen und Abkühlung der Temperaturen tatsächlich die Auswirkungen des Klimawandels abmildern und dadurch unsere Gesundheit verbessern. Dazu werden in diesem Projekt sensorbasierte Feldmessungen und Satellitendaten analysiert, um die Folgen von Hitze und Luftverschmutzung für Pflanzen zu quantifizieren. Messungen von Gesundheitsdaten der Parkbesucher, wie zum Beispiel der Pulsfrequenz, sowie Befragungen zur wahrgenommenen Gesundheit geben parallel dazu Aufschluss über die konkreten Gesundheitseffekte von Grünflächen in der Stadt für die Menschen.

Um die negativen Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit umfassend zu begrenzen, müssen internationale Gemeingüter wie Klima, Umwelt und Gesundheit in ihren Wechselwirkungen insgesamt besser verstanden werden. Daher fördert das BMBF die Maßnahme „Nachwuchsgruppen Globaler Wandel: Klima, Umwelt und Gesundheit" im Rahmen der BMBF-Strategie „Forschung für Nachhaltigkeit" (FONA). Hier wird das Wissen aus den Bereichen Klimawandel und Umwelt interdisziplinär mit der Gesundheitsforschung verknüpft. Ziel ist es, mit neuen und innovativen Forschungsideen die komplexen Zusammenhänge offenzulegen und erste Anpassungsstrategien aufzuzeigen.