Karliczek: Intakte Ökosysteme sind eine Frage langfristigen Wohlstandes

BMBF fördert Wertschätzung und Schutz der Artenvielfalt in Deutschland mit rund 25 Millionen Euro

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert mit rund 25 Millionen Euro Projekte zum Schutz der Artenvielfalt in Deutschland. Die Forschung soll dazu beitragen, neue Bewirtschaftungsmethoden und Naturschutzmaßnahmen zu entwickeln sowie Strategien, mit denen die Erhaltung von Pflanzen, Tieren und Insekten als Gewinn in wirtschaftlichen Bilanzen berücksichtigt wird. Mit der Förderung wird die BMBF-Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt weiter ausgebaut. Anlässlich des Internationalen Tages der biologischen Vielfalt erklärt dazu Bundesforschungsministerin Anja Karliczek:

„Der Rückgang der Artenvielfalt und intakter Ökosysteme in Deutschland ist besorgniserregend. Die Vielfalt des Lebens ist unbezahlbar. Erkenntnisse aus der Wissenschaft zeigen, dass die Zerstörung von natürlichen Lebensräumen durch den Menschen das Risiko für den Ausbruch von Infektionskrankheiten und Pandemien erhöht. Intensive Landnutzung, Waldrodung, Fragmentierung der Landschaft und Flächenversiegelung haben aber nicht nur gesundheitliche Risiken. Sie unterhöhlen das Fundament unserer Lebensweise und unseres Wohlstands. Für die Zerstörung von Ökosystemen als Lebensräume zahlen wir daher einen unermesslich hohen Preis. Doch das Wissen darum muss noch sehr viel mehr zu jedem einzelnen vordringen.

Hierbei leistet Forschung einen erheblichen Beitrag, denn sie kann die Leistungen von Biodiversität und Ökosystemen deutlich machen – zum Beispiel mittels belastbarer Bewertungsmodelle, mit denen die ökologischen Kosten von Zerstörung zweifelsfrei abgebildet werden. Damit wird es für Unternehmen einfacher, bei unternehmerischen Entscheidungen dem Erhalt der Artenvielfalt ein stärkeres Gewicht zu verleihen.

Mein Haus fördert deshalb mit rund 25 Millionen Euro im Rahmen unserer ‚Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt' Projekte, die sich mit neuen Bewirtschaftungsmethoden und Naturschutzmaßnahmen befassen.

Natürlich werden wir einem Käfer kein Preisschild umhängen. Aber wenn die enormen sozialen und wirtschaftlichen Folgen des Verschwindens von Arten für alle klar und deutlich erkennbar sind, werden wir das Artensterben wirksamer verhindern können als bisher.

Jeder Einzelne von uns profitiert heute auf vielfältige Art und Weise vom vorhandenen Artenreichtum und den damit verbundenen Ökosystemleistungen. Sie ermöglichen eine nachhaltige Landwirtschaft und sichern unsere Ernährung. Ökosysteme versorgen den Menschen mit essentiellen Produkten wie sauberem Grund- und Trinkwasser oder medizinischen Wirkstoffen. Natur ist unser Erholungsraum und erhöht die Lebensqualität in der Stadt und auf dem Land. Gleichzeitig schützt Biodiversität die Ökosysteme gegen Dürren und Stürme. Sie stabilisiert Wälder und damit das Klima. Deshalb ist es überlebenswichtig, Biodiversität zu schützen. So sichern wir dauerhaft auch den wirtschaftlichen Wohlstand unserer Gesellschaft."

Hintergrund

Im Rahmen der Fördermaßnahme „Wertschätzung und Sicherung von Biodiversität in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft" starten 19 Forschungsprojekte zunächst mit einer einjährigen Konzeptphase. Die Forscherinnen und Forscher untersuchen für zahlreiche Anwendungsbereiche, wie Biodiversität geschützt und intakte Ökosysteme wiederhergestellt werden können.

Beispiel Landwirtschaft: Sie ist einer der größten Treiber für den Artenverlust in Deutschland. Ein Projekt erforscht deshalb beispielsweise, wie artenreiches Grünland die Grundlage einer auch ökonomisch tragfähigen Milch- und Viehwirtschaft bilden kann. Ein anderes Projekt untersucht ökonomische Anreizsysteme, wie Ausgleichszahlungen für Ökosystemleistungen an landwirtschaftliche Betriebe, mit dem Ziel, Empfehlungen für eine Artenvielfalt-fördernde gemeinsamen EU-Agrarpolitik zu geben.

Erhebliche Einwirkungen auf die Biodiversität hat außerdem die Baustoffindustrie. Hier wird erforscht, wie der Verlust von Biodiversität bei der Extraktion der Rohstoffe sowie in den nachgelagerten Wertschöpfungsketten nachhaltig reduziert werden kann.

Ein wichtiges Handlungfeld für den Schutz der Biodiversität in Deutschland ist das „Rewilding", etwa durch die Renaturierung von Fließgewässern, der Wiedervernässung oder der Schaffung ursprünglicher Waldgebiete. Diese Ansätze bieten viele Möglichkeiten, um natürliche Ökosysteme wieder instand zu setzen. Dabei wird auch geprüft, wie durch Naturschutz zusätzliche ökonomische Chancen vor Ort entstehen können.

Die Forschung ist in einem hohen Maße anwendungsorientiert. Praxispartner aus Industrie, Handel, Landwirtschaft, Kommunen, öffentlicher Verwaltung und Zivilgesellschaft sind an den Vorhaben beteiligt. Damit können die Ergebnisse der Forschung unmittelbare praktische Relevanz entfalten und direkt zur Erhaltung der biologischen Vielfalt in Deutschland beitragen.