IPSO-Report: Experten fordern Maßnahmen zur Rettung der Ozeane
Mit einer alarmierenden Botschaft hat sich eine Expertengruppe des Internationalen Programms zum Zustand der Ozeane (IPSO) an die Öffentlichkeit gewandt. Ihr Bericht basiert auf der Auswertung von 131 wissenschaftlichen Publikationen und zeigt, dass sich die Ozeane deutlich schneller erwärmen und ihr Sauerstoffgehalt schneller sinkt als selbst in jüngeren Modellen vorausgesagt wurde. Neben großflächigen marinen Schutzgebieten fordern die Fachleute auch eine Ausweitung der Meeresforschung. Hier ist das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gut aufgestellt: mit einem gezielten Ausbau wissenschaftlicher Kapazitäten, mit verstärkter Unterstützung der internationalen Zusammenarbeit sowie einer Förderung transdisziplinärer Verbundforschung – unter anderem im Forschungsprogramm MARE:N.
Die politischen und programmatischen Weichen wurden von der Bundesregierung frühzeitig gestellt, so dass die deutsche Küsten-, Meeres- und Polarforschung heute im internationalen Vergleich eine führende Rolle einnimmt. Die Basis bilden renommierte Forschungseinrichtungen mit hochmodernen Großgeräten, leistungsfähigen Infrastrukturen und einer exzellenten Vernetzung.
Hinzu kommt eine der weltweit modernsten Forschungsflotten. Unter der Flagge der Wissenschaft sind die Schiffe nahezu pausenlos auf den Weltmeeren und in den Polargebieten im Einsatz – die Forschungsbesatzungen gewinnen an Bord wichtige Daten, die Rückschlüsse auf die Veränderungen der marinen Ökosysteme und des Klimas ermöglichen.
Zudem hat die Bundesregierung mit dem Programm „MARE:N - Küsten-, Meeres- und Polarforschung für Nachhaltigkeit" im Jahr 2016 den Rahmen für die Forschungsförderung für eine gesamte Dekade geschaffen. MARE:N bezieht Beteiligte aus Wissenschaft, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft ein, um die künftigen Herausforderungen für eine nachhaltige Nutzung der Meere zu definieren.
Unter dem Dach von MARE:N werden wichtige Fragen geklärt: Welche Rolle spielen Ozeane als Wärme- und Kohlendioxid-Speicher? Welche Bedeutung haben sie als Klimaregulator? Wie wirken sich steigende Meeresspiegel auf die Küstenregionen aus? Welche Folgen haben Vermüllung und Versauerung der Meere für die biologische Vielfalt und die Ernährung der Menschheit?
Dabei hat das BMBF auch bei der Ausgestaltung dieses Programms neue Wege beschritten: In den Agendaprozessen „Küste im Wandel und „Blauer Ozean" sind führende Meereswissenschaftler vereint und entwickeln gemeinsam mit Experten aus anderen wissenschaftlichen Disziplinen sowie Politik und Gesellschaft zukunftsrelevante Forschungsthemen.
Eine aktuelle Förderbekanntmachung befasst sich mit menschlichen Einflussfaktoren auf die CO2-Aufnahmefähigkeit der Ozeane. Es gilt, die Ökosysteme des „Blauen Ozeans" weiter zu entschlüsseln, um die Wechselwirkungen im Kohlenstoffkreislauf zu verstehen. Die gesamte in den Ozeanen gelöste Kohlenstoffmenge ist etwa 50 Mal größer als jene in der Atmosphäre und 20 Mal größer als das an Land gespeicherte CO2. So nehmen die Meere und Ozeane eine wesentliche Rolle als „Klimaküche" für das weltweite Klima ein.
Durch die Förderung des Bundesforschungsministeriums sollen vor allem die Auswirkungen menschlicher Einflüsse auf globale Stoffkreisläufe und Energieflüsse analysiert werden, um auf Basis dieser neuen Erkenntnisse zielgerichtete regionale und internationale Regulierungs- und Managementstrategien zu entwickeln und Handlungsempfehlungen für einen nachhaltigen Meeresschutz zur Verfügung zu stellen.
Diese Empfehlungen sollen politischen Entscheidungsträgern dazu dienen, Maßnahmen mit größtmöglicher Hebelwirkung zum Erhalt der marinen Kohlenstoffspeicher zu definieren. Um eine breite interdisziplinäre Basis zu schaffen, stärkt das Bundesforschungsministerium mit dieser Fördermaßnahme gezielt die Kooperation von Natur-, Ingenieur- und Gesellschaftswissenschaften.
Vor dem Hintergrund der UN-Dekade der Ozeanforschung für nachhaltige Entwicklung, die von 2021 bis 2030 wissenschaftliche Grundlagen und Empfehlungen für die Umsetzung der meeresbezogenen Nachhaltigkeitsziele liefern soll, hat das MARE:N-Programm somit eine herausragende Bedeutung. Ebenso bilden die europäische Forschungsinitiative „Healthy and Productive Seas an Oceans" (JPI Oceans), der BMBF-Förderschwerpunkt „Plastik in der Umwelt" und ein starkes Engagement auf EU-Ebene weitere Säulen zur stärkeren Erforschung der der anthropogenen Belastungen auf die Meere.
Gestärkt werden die Bemühungen durch den Aufbau der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM), die über Forschungsmissionen konkrete, umsetzungsorientierte Forschungskonzepte umsetzen und fundiertes Handlungswissen schaffen. Die DAM wird gemeinsam durch die norddeutschen Länder und den Bund gefördert, durch das Bundesforschungsministerium werden Mittel in Höhe von 45 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
Zentrale Forderungen im neuen Bericht der IPSO - neben der Ausweisung neuer mariner Schutzgebiete und Maßnahmen zur Reduzierung der Verschmutzung – wurden bereits im Rahmenprogramm MARE:N aufgegriffen. Deutschland hat frühzeitig die richtigen Weichen gestellt und kann auf Grundlage wissenschaftlicher Expertisen wichtige Beiträge für die Rettung der Ozeane leisten.