Karliczek: Deutschland und Namibia schließen Wasserstoff-Partnerschaft

Bundesforschungsministerin Karliczek und der Generaldirektor der namibischen Planungskommission Kandjoze unterzeichnen Absichtserklärung zum Aufbau einer deutsch-namibischen Wasserstoffpartnerschaft

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek und der Generaldirektor der namibischen Planungskommission Obeth M. Kandjoze haben eine Wasserstoff-Partnerschaft zwischen Deutschland und Namibia abgeschlossen und hierzu heute in Windhoek und Berlin eine gemeinsame Absichtserklärung (Joint Communiqué of Intent, „JCoI") unterzeichnet.

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek erklärt zur namibisch-deutschen Zusammenarbeit bei Grünen Wasserstofftechnologien:

„Weltweit herrscht bereits ein Rennen um die besten Wasserstofftechnologien und die besten Standorte zur Wasserstoff-Produktion. Namibia hat in diesem Wettbewerb aus unserer Sicht besonders große Chancen. Wir wollen sie gemeinsam nutzen. Daher bin ich stolz, dass wir die ersten sind, die formell eine Wasserstoff-Partnerschaft mit Namibia schließen. Das Bundesforschungsministerium wird bis zu 40 Millionen Euro an Fördermitteln aus dem Konjunktur- und Zukunftspaket für die Zusammenarbeit im Rahmen dieser Partnerschaft bereitstellen. Namibia hat enorme Potenziale für den Hochlauf einer grünen Wasserstoffwirtschaft: Das Land verfügt über große, bislang ungenutzte Flächen. Die Windgeschwindigkeiten in Namibia ermöglichen eine besonders profitable Erzeugung von Windstrom. Noch größer ist das Potenzial beim Solarstrom: Über 3.500 Sonnenstunden zählt Namibia jährlich. Das ist fast doppelt so viel wie in Deutschland. Wir gehen daher davon aus, dass ein Kilo Wasserstoff aus Namibia am Ende zwischen 1,50 und 2 Euro kosten wird. Das wäre ein weltweiter Spitzenwert, der zu einem gewaltigen Standortvorteil für Wasserstoff „made in Namibia" werden kann. Der Nationale Wasserstoffrat rechnet allein für die deutsche Industrie ohne Raffinerien bis 2030 mit einem Wasserstoffbedarf von 1,7 Millionen Tonnen pro Jahr, der auch danach noch weiter steigen wird. Diese Bedarfsprognose zeigt: Wir brauchen rasch große Mengen und günstigen Kilopreise. Namibia kann das liefern. Der jüngste Bericht des Weltklimarats hat uns erneut vor Augen geführt, dass wir beim Thema Klimaschutz das Tempo erhöhen müssen. Dabei trifft die globale Erwärmung gerade die Länder besonders hart, die kaum CO2-Emissionen verursachen – zum Beispiel Staaten wie Namibia. Gerade sie haben jedoch die Sonne und den Wind, die Schlüsselfaktoren dafür sind, erneuerbare Energie zu erzeugen und mittels Grünem Wasserstoff Emissionen zu reduzieren. Namibia hat die Potenziale einer grünen Wasserstoffwirtschaft als einer der ersten Staaten im südlichen Afrika erkannt und will noch im November eine eigene Wasserstoffstrategie veröffentlichen. Deutschland wird bei der Umsetzung eine zentrale Rolle spielen."

Dr. Stefan Kaufmann MdB, Innovationsbeauftragter „Grüner Wasserstoff", ergänzt:

„Eine Wasserstoffwirtschaft wird vor allem dann ein Erfolg, wenn wir die Chancen des Energieträgers der Zukunft gemeinsam und international nutzen. Nur so erreichen wir die Pariser Klimaschutzziele. Deshalb ist die internationale Zusammenarbeit in Forschung und Innovation bei grünen Wasserstofftechnologien eine wesentliche Säule der Nationalen Wasserstoffstrategie der Bundesregierung. Namibia und Deutschland pflegen enge Beziehungen. Wir sind uns unserer gemeinsamen Geschichte bewusst. Gemeinsam wollen wir unsere Zukunft kraftvoll gestalten. Deshalb bin ich kurz nach meiner Ernennung durch Bundesministerin Anja Karliczek nach Namibia gereist und freue mich sehr, dass unsere vertrauensvollen, nach vorne gerichteten Gespräche in die heute unterzeichnete Absichtserklärung gemündet sind. Wir bündeln unsere Stärken, um eine grüne Wasserstoffwirtschaft zum beiderseitigen Vorteil voranzubringen. Konkret wollen wir eine Machbarkeitsstudie durchführen, darauf aufbauend deutsch-namibische Pilotprojekte aufsetzen sowie Capacity Building zur Aus- und Weiterbildung lokaler Fachkräfte voranbringen. Die Machbarkeitsstudie soll Potenziale einer Grünen Wasserstoffwirtschaft, inklusive der innovativen Meerwasserentsalzung, in Namibia sowie des Exports nach Deutschland aufzeigen. Darauf aufbauend wollen wir in Pilotprojekten testen, wie Grüner Wasserstoff in Namibia erzeugt und transportiert werden kann. Dabei werden wir mit Blick auf die Bedürfnisse vor Ort einen besonderen Schwerpunkt auf die Meerwasserentsalzung legen. Parallel nehmen wir auch die Chancen der innovativen Meerwasserelektrolyse in den Blick, also die direkte Erzeugung von Grünem Wasserstoff aus Meerwasser. Durch Austauschprogramme für Studierende und Fachleute sowie Stipendienprogramme für namibische Studierende möchten wir außerdem den Aufbau und Austausch von Fachwissen fördern. Denn ohne gut ausgebildete Menschen funktioniert auch die beste Technologie nicht!"

Obeth M. Kandjoze, Generaldirektor der Nationalen Planungskommission Namibias sowie Vorsitzender des namibischen Wasserstoffrates, betont:

„Diese Regierung weiß nur zu gut, dass die Arbeit zur Bekämpfung des Klimawandels weder 2030 noch 2050 beginnt, sondern heute, am 25. August 2021, dem Tag, an dem sich die deutsche und die namibische Regierung die Hände reichen und sagen: Heute bauen wir eine Zukunft, die die Wünsche unseres Volkes widerspiegelt. Die visionäre Führung dieser Nation weiß, dass auf einem Planet, der sich um 1,5 Grad erwärmt, Ereignisse, die früher einmal alle 50 Jahre auftraten, 8,6 Mal wahrscheinlicher werden. Und bei 2 Grad werden diese Ereignisse 13,9 Mal häufiger auftreten. Das ist keine Welt, die wir unseren Kindern hinterlassen wollen. Namibia ist besonders anfällig für die Folgen des Klimawandels. Zwei Drittel unseres Stroms kommt aus Wasserkraft, die vom Regen und den Flüssen bei Ruacana abhängt. 23 % unserer Arbeitskräfte hängen von der Landwirtschaft ab. Lang anhaltende Dürreperioden, wie wir sie kürzlich erlebt haben, sind nur ein Vorbote katastrophaler Verhältnisse für viele unserer Mitbürger. Wir müssen jetzt Handeln!

Angesichts dieser gewaltigen Herausforderung beabsichtigen unsere Regierungen, jungen namibischen Wissenschaftlern und Ingenieuren Stipendien zu ermöglichen, damit sie ihre Fähigkeiten in Deutschland unter Gleichgesinnten entwickeln können. Wir beabsichtigen ferner, Mittel für Machbarkeitsstudien und Pilotanlagen bereitzustellen, die uns mit Spitzentechnologien wettbewerbsfähige Lösungen eröffnen und die von unseren Wissenschaftlern identifizierten Potenziale für Grünen Wasserstoff in Namibia heben."

Die Nationale Planungskommission untersteht als zentrale Planungsbehörde direkt dem Büro des namibischen Staatspräsidenten Dr Hage G. Geingob und verantwortet sämtliche Aufgaben, um eine nachhaltige Entwicklung Namibias zu ermöglichen.

Hintergrund:

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert im Rahmen eines „Potenzialatlas Grüner Wasserstoff in Afrika" die Identifizierung geeigneter Standorte für die Produktion von Grünem Wasserstoffs in Afrika. Erste Berechnungen zeigen, dass Namibia über optimale Bedingungen zur Erzeugung von Wind- und Solarenergie und damit auch für die Produktion von Grünem Wasserstoff verfügt.

Gleichzeitig ist Namibia das trockenste Land der Subsahara-Region. Gelingt es unter diesen Extrembedingungen, erfolgreich Lösungen zur Meerwasserentsalzung und Wasserstoffproduktion zu demonstrieren, lassen sich diese auf andere Regionen übertragen und damit eine Basis für den weltweiten Aufbau der Wasserstoffwirtschaft legen. Die Meerwasserentsalzung steht daher im Fokus der deutsch-namibischen Kooperation.

Bisherige Analysen zeigen bereits, dass die Entsalzung die Kosten für Wasserstoff nur in sehr geringem Maße beeinflusst. Auf sie entfallen den Berechnungen zufolge nur rund ein Prozent der Produktionskosten. Die Kosten in Namibia dürften ähnlich gering ausfallen.

Namibia strebt an, bereits vor 2025 Grünen Wasserstoff zu exportieren. Aufgrund seiner geringen Bevölkerungsdichte und einer moderaten Bevölkerungsentwicklung wird es seinen eigenen Bedarf an Erneuerbarer Energie und Grünem Wasserstoff rasch decken können und relativ zügig die Schwelle für den Export erreichen.