Klimaneutrale Stadtquartiere von den Bergen bis an die See
Die Berliner Energietage vom 7. – 9. Mai ermöglichten einen umfassenden Rundblick zur Energiewende und Klimaschutz: die ideale Bühne für die sechs Reallabore der Forschungsinitiative „Solares Bauen/Energieeffiziente Stadt, um sich einem großen Publikum vorzustellen.
Die Forschungsinitiative „Solares Bauen/Energieeffiziente Stadt, die mit 100 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert wird, nutzte die Plattform der Berliner Energietage 2018 um ihre sechs Reallabore in Esslingen, Heide, Kaiserslautern, Oldenburg, Stuttgart/Überlingen und Zwickau vorzustellen. Die Forschungsinitiative hat eine hohe Relevanz, da Gebäude und Quartiere bei der Energiewende eine zentrale Rolle spielen: im Gebäudebereich gibt es enorme Potenziale, Energie einzusparen und den verbleibenden Bedarf zum Beispiel mit erneuerbaren Energien effizient zu decken. Dr. Rodoula Tryfonidou vom BMWi und Dr. Lukas Voelkel vom BMBF eröffneten die Veranstaltung. Für Voelkel ist es ein Gewinn, dass mit den Projekten nun „best practice Beispiele geschaffen werden, die in der Breite wirken und so viel im Städtebau bewegen können.
Zum Einstieg gaben die Vertreter der sechs Quartiere dem Publikum einen kurzen Einblick und erklärten, wodurch sie sich als Leuchtturmprojekt auszeichnen. So will man es in Heide mit dem Projekt „QUARREE100 beispielsweise schaffen, dass überschüssiger Windstrom in Zukunft besser genutzt und gespeichert werde kann, wie der Gesamtverbundkoordinator Martin Eckhard berichtete. Bettina Dech-Pschorn von der Stadt Kaiserslautern brachte dem Publikum die Ideen näher, wie auf einem ehemaligen Werksgelände des Nähmaschinenherstellers Pfaff ein klimaneutrales Wohn-, Gewerbe- und Technologiequartier errichtet werden soll. Sie stünden hier immer wieder vor der Frage, wie man ein smartes Quartier planen kann, dass dann auch umsetzbar ist. Das Projekt aus Zwickau entwirft im Stadtteil Marienthal verschiedene Energie- und Wärmekonzepte und untersucht die Vor- und Nachteile unter Alltagsbedingungen direkt vor Ort. Wichtig sei es hier unter anderem, dass die Bürgerinnen und Bürger von Beginn an mit einbezogen werden, schilderte Sven Leonhardt. In Oldenburg spielt der Einbezug der Bevölkerung ebenfalls eine wichtige Rolle. Laut Julia Masurkewitz-Möller findet hier bereits seit 2015 ein Partizipationsprozess statt, der alle Beteiligten aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft mit ins Boot holt, um den ehemaligen Fliegerhorst in ein klimaneutrales Smart-City Quartier umzuwandeln.
Der Vorteil von sechs verschiedenen Reallaboren sei, dass man voneinander lernen kann. „Wenn man parallel arbeitet kann man Impulse mitnehmen. betonte Dr. Jürgen Görres aus Stuttgart, der gemeinsam mit Überlingen im Projekt „Stadtquartier 2050 arbeitet. Zu erforschen, wie die Reallabore aussehen können und dieses dann in der Praxis umzusetzen stellt aber auch einige Herausforderungen dar. Man habe noch einiges zu lernen betonte Professor Norbert Fisch, der am Reallabor in Esslingen mitarbeitet und unter anderem eine Elektrolyse zur Versorgung des Quartiers einsetzen möchte. „Wir versuchen einen Präzedenzfall für die Errichtung einer stätischen Elektrolyse im Bereich von 1-2 MW zu schaffen so Fisch über sein ambitioniertes Projekt weiter.
In der anschließenden Diskussion zum Thema „Reallabore – Möglichkeiten und Grenzen auf Quartiersebene wurde die Möglichkeiten und Herausforderungen aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Kontrovers diskutiert wurde der Begriff der „Reallabore. Tryfonidou sieht darin eine Chance: „Reallabor ist ein streitbarer Begriff und das ist gut so. Engagement bedeutet, dass Sie den Mut besitzen etwas auszuprobieren.